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Ruag mit massivem Gewinneinbruch

RUAG Aerospace in Emmen. Keystone

Dem bundeseigenen Rüstungskonzern RUAG bläst ein rauer Wind entgegen.

Der Reingewinn brach 2002 um 60 Prozent ein, und die Kritik von Anti-Kriegs-Demonstranten reisst nicht ab.

Der Reingewinn der RUAG betrug 2002 44 Mio. Franken (2001: 111 Mio. Franken). Der Umsatz stieg dank Akquisitionen um 2,4% auf 1 Mrd. Franken. Noch gut die Hälfte der Aufträge kamen vom Militärdepartement. Der zivile Bereich wird zunehmend wichtiger.

Die RUAG zeigte sich angesichts des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes knapp befriedigt vom Geschäftsverlauf. Das Ergebnis liege aber unter den Erwartungen. Der starke Franken und die in der Investitionsgüter-Industrie besonders ausgeprägte Baisse hätten Probleme bereitet, erklärten die Verantwortlichen.

Rüstungsgüter in der Kritik

Während des Kriegs gegen Irak geriet der Rüstungskonzern Ruag heftig unter Beschuss. Auf besondere Kritik stiessen der Verkauf von Panzerhaubitzen an die Vereinigten Arabischen Emirate, ein Vertrag mit der British Army für Granaten-Lieferungen, die Lieferung von Komponenten für den Kampfjet F/A-18 an die USA sowie moderne Panzer-Streu-Munition.

Kritiker verlangen, dass solche Munition geächtet wird, weil – wie bei Cluster Bomben, die aus Flugzeugen abgeworfen werden – nicht alle Sprengsätze bei der Bodenberührung detonieren. Deshalb könnten Zivilisten auch nach Beendigung des Konfliktes verwundet oder getötet werden.

RUAG-Chef Toni Wicky sagte gegenüber swissinfo, der Rüstungskonzern habe das Kriegsmaterialgesetz nicht verletzt. “Wir produzieren keine Cluster-Munition, die von Flugzeugen abgeworfen wird.”

“Wir stellen Streu-Artillerie-Munition für die Schweizer Armee her. Eine Spezial-Sicherung macht die Sprengladung ein paar Stunden nach dem Abfeuern inaktiv. Diese Munition wird nicht explodieren, wenn jemand sie berührt”, betonte Wicky.

Option Europa

Wicky wollte nicht ausschliessen, dass die RUAG solche Munition auch einmal ins Ausland verkaufen wird: “Bis heute ist noch kein entsprechendes Geschäft abgeschlossen worden. Es ist aber durchaus möglich, dass wir solche Munition innerhalb Europas verkaufen werden”, erklärte er.

Die Sozialdemokratische Partei hatte Ende März bei der Bundesanwaltschaft Strafanzeige gegen die RUAG und deren Tochtergesellschaft Derendinger eingereicht. Die Partei warf dem Konzern vor, das Kriegsmaterialgesetz zu verletzen, das während des völkerrechtswidrigen Irak-Krieges jeden Kriegsmaterialexport in kriegsführende Länder verbiete.

Die RUAG habe für alle bisherigen Ausfuhren über rechtsgültige Exportbewilligungen verfügt, hiess es dagegen von Seiten des bundeseigenen Betriebs.

“Respektables Resultat”

Die RUAG sprach von einem “respektablen” Geschäftsergebnis 2002 unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Weiterhin rückläufig sind die Aufträge der Schweizer Armee für den Ruag-Konzern. Im Gründungsjahr 1999 hatten die Bestellungen des Militärdepartements noch 86% des Umsatzes ausgemacht. 2001 waren es 73% gewesen und im Berichtsjahr noch 60%.

Die RUAG, deren einzige Aktionärin der Bund ist, konnte jedoch ihr Geschäft mit zivilen Kunden 2002 von 265 Mio. Franken auf 389 Mio. steigern.

Im Bereich der schweren Munition sieht die RUAG wegweisenden Entscheidungen entgegen. Auf Grund des stark rückläufigen Bedarfs der Schweizer Armee könne die Ruag das entsprechende Know-how und die Produktion kaum aufrechterhalten.

Sobald sich die Luftfahrt-, die Automobil- und die Halbleiter-Maschinenindustrie erholten, könne die Ruag als Zulieferer hier mit einem Zuwachs rechnen. 2002 habe man viel in Kundenbeziehungen investiert.

Im März hatte die RUAG, deren einzige Aktionärin der Bund ist, 76 Stellen gestrichen. Weitere 220 Stellen seien gefährdet.

Die Gruppe rechnet mit einer “ungünstigen” wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Jahr. Der Umfang der Bestellungen Ende 2002 erlaube jedoch einen “gesunden Grad an Optimismus”.

swissinfo, Robert Brookes und Agenturen
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel und Gaby Ochsenbein)

Die RUAG verzeichnet für 2002 einen Gewinneinbruch von 60% auf 44 Mio. Franken.
Das Unternehmen war wegen Verletzung des Kriegsmaterialgesetzes und der Produktion von Cluster-Munition kritisiert worden.
Im März hatte die RUAG den Abbau von 76 ihrer 5’800 Arbeitsplätze bekanntgegeben.
Die Waffenexport-Restriktionen an die Krieg führenden Länder führten bei der RUAG zu einer leichten Umsatz-Einbussen. “Wir sind aber voraussichtlich mit einem blauen Auge davongekommen”, sagte Konzernchef Toni J. Wicki.

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