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Schweiz erhofft sich in Peking fünf Medaillen

Keystone

Mit der kleinsten Delegation seit 32 Jahren reist Swiss Olympic nach Peking. Insgesamt 82 Wettkämpfer (48 Athleten und 34 Athletinnen) bilden das Aufgebot zu den Olympischen Spielen vom 8. bis 24. August.

Selbst 1980 an den Sommerspielen in Moskau, die von einzelnen Schweizer Verbänden boykottiert wurden, waren mehr Schweizer Sportler (83) dabei. Das grösste Aufgebot der letzten 36 Jahre umfasste 1972 in München 163 Personen.

Obwohl – nicht zuletzt wegen verschärfter Selektionsbestimmungen – rund 20% weniger Schweizer Teilnehmer als vor vier Jahren in Athen (98) dabei sind, erachtet Swiss Olympic gemäss Missionschef Werner Augsburger das Medaillenpotenzial in Peking als “mindestens ebenso hoch”.

2004 gab es fünf Medaillen, einmal Gold durch den Fechter Marcel Fischer, einmal Silber (Risi/Marvulli) und dreimal Bronze.

Als medaillenträchtig bezeichnet Swiss Olympic Marathon (Viktor Röthlin), Tennis (Roger Federer), Rad/Bahn (Risi/Marvulli), Rad/Strasse (Fabian Cancellara), Reiten (Springreiter-Equipe), Rad/MTB (Christoph Sauser), Triathlon (Sven Riederer/Nicola Spirig), Segeln (Marazzi/De Maria), Judo (Sergei Aschwanden) und Beachvolleyball (Heyer/Heuscher).

Komplizierte Verhandlungen

Die Dreiteilung der Spiele mit Qingdao (690 km/1 Flugstunde von Peking entfernt) und Hongkong (2000 km/ca. 3:45) bildet für Swiss Olympic eine grosse Herausforderung. “Wir wollen an allen drei Orten die gleichen Bedingungen anbieten”, sagte Augsburger, “für medizinische und alle anderen Bereiche.”

Grundsätzlich seien die Verhandlungen mit China sehr schwierig und kompliziert gewesen. Der Preis eines bereits gebuchten Hauses für Triathlon stieg über Nacht von 25’000 auf 100’000 Franken, worauf man verzichtete. Die Miete von zwei Villen in der Nähe der Radstrecke kam “aus Sicherheitsgründen” nicht zustande.

Schweizer im Norweger-Camp

Dafür fand sich für die Leichtathleten und Radsportler zwei Fahrstunden ausserhalb von Peking (in sauberer Luft) ein von den Norwegern entdecktes, ideales Trainingscamp. Die norwegische Delegation reist dort mit drei Reinigungsspezialisten aus einem Spital an, die für klinische Sauberkeit sorgen werden.

Die Kosten der Schweizer Peking-Expedition hielten sich in Grenzen. Im Budget von 3,5 Mio. Franken sind 1,2 Mio. für Reise- und Transportkosten eingesetzt sowie 350’000 für zusätzliche Unterkünfte ausserhalb des olympischen Dorfes. Finanziert wird die Mission hauptsächlich aus Geldern der Sport-Toto-Gesellschaft (2,75 Mio. Franken).

Spezialmaske für US- und Schweizer Team

Mit den schwierigen Bedingungen in Peking – neben der grossen Hitze vor allem der Smog – befasst sich das Schweizer Medical Team unter der Leitung von Beat Villiger seit Jahren.

In dreijähriger Zusammenarbeit mit SUVA, 3M und amerikanischen Stellen wurde für die Aktiven eine Spezialmaske entwickelt, die sowohl auf den in Peking verbreiteten Wintersmog (Feinstaub) wie den Sommersmog (Ozon) reagiert. Die gleichen Masken stehen den US-Athleten zur Verfügung.

Villiger stellte fest, dass ein Drittel aller Athleten überempfindliche Bronchien besitzt; sie alle riskieren Asthma-Anfälle. Der Schweizer Chefmediziner hofft darauf, dass der Nebel in Peking verschwindet, wenn “alle Kraftwerke im Süden der Stadt” geschlossen und die Verkehrsmassnahmen – täglich entweder gerade oder ungerade Autonummern – wirksam werden.

Gegen möglichen Durchfall erhalten die Athleten eine an der Uni Zürich entwickelte Schluckimpfung. Dazu wurde in Zusammenarbeit mit Nestlé Flüssignahrung hergestellt.

swissinfo und Agenturen

Aus Anlass der Olympischen Spiele, die vom 8. bis 24. August 2008 in Peking stattfinden, publiziert swissinfo in lockerer Folge Hintergrundbeiträge und Interviews über und aus China.

Zwei Wochen nach dem Ende der Olympischen Sommerspiele beginnen in Peking die Paralympics. Zwischen dem 6. und 17. September nehmen 18 Männer und 9 Frauen aus der Schweiz daran teil.

Rund 4000 behinderte Sportler aus 144 Nationen werden in 20 Sportarten um 472 Medaillensätze kämpfen. Die Schweiz ist in den sechs Sportarten Bogenschiessen, Leichtathletik, Rad/Handbike, Schiessen, Schwimmen und Rollstuhl-Tennis vertreten.

Missionschef Ruedi Spitzli hat elf Medaillen als Ziel formuliert, das sind fünf weniger als vor vier Jahren in Athen.

Zu den Aushängeschildern zählen Urs Kolly, der schon sieben goldene Auszeichnungen auf dem Konto hat, Edith Hunkeler, die in Peking ihrer erfolgreichen Karriere endlich auch olympische Weihen hinzufügen möchte, und Heinz Frei, der sich in zwei Disziplinen versucht – Leichtathletik und Handbike.

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