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Fotografische Reise in die Weiten des Innern

Die Fotografen Nico Krebs und Taiyo Onorato arbeiten seit mehr als zwölf Jahren zusammen. Im April 2013 setzten sie sich in einen alten Landcruiser und fuhren los in Richtung Osten. Die ungefähre Reiseroute und einige Stationen unterwegs hatten sie im Kopf, das Ziel der Reise war: Ulaanbataar, die Hauptstadt der Mongolei.

Eine richtige Expeditionsreise: ein Aufbruch ins mystische Reich des Ostens, Eurasien, Zentralasien, die Ausläufer des Himalajas, die Wälder Sibiriens, die Stan-Republiken, die gigantische Weite der ehemaligen Sowjetunion. Ein halber Kontinent, eine Landmasse, von der sich nur wenige Bilder in unseren Köpfen festgesetzt haben. Die besuchten Länder und Regionen, befinden sich zudem im Wandel, zwischen Seidenstrasse, post-kommunistischer Standortbestimmung und religiösen, territorialen, ethnischen Wirren und dem dringenden Wunsch nach Anschluss an den globalen Kapitalismus – diese Suche nach Identität ist spürbar und widerspiegelt sich in Continental DriftExterner Link.

Beim Blättern durch das grossformatige und grosszügig gestaltete Buch mag man sich fragen: Was ist es denn, was die beiden treibt? Was ist es, wonach sie suchen? Der erste Eindruck wird getragen von einer eigenartigen Stimmung, die sich erst mit der Zeit richtig erschliesst – und plötzlich “driftet” man zusammen mit den Fotografen durch die Landschaft. 

Die Bilder beschreiben auch eine Reise entlang der Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion. Wir bewegen uns auf unbekanntem Terrain. Die Vergangenheit ist ebenso rätselhaft wie der Blick in die Zukunft unklar ist. Die Momente des Fremden und Fremdseins sind ein zentrales Element dieses Bilderbuchs. Das Unzugängliche und bisweilen Bizarre ereignet sich vor dem Hintergrund einer beeindruckenden Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen, denen die beiden Fotografen unterwegs begegneten und die sie noch nie so ausgeprägt erlebt hatten. Dies, vor allem auch im spürbaren Gegensatz zu ihrem letzten Projekt, das sie durch die Vereinigten Staaten führte.

Zum zweiten Mal suchten Onorato und Krebs die Zusammenarbeit mit Megi Zumstein und Claudio Barandun, zwei erfahrenen Grafikern. Diese hatten auch schon The Great UnrealExterner Link gestaltetet, das erste Buch der beiden Fotografen, das zum unerwartet zum Bestseller wurde. Man spürt den gekonnten Umgang der beiden Designer beim Aufreihen der Bilder auf eine Assoziationskette, und man spürt die Lust, wenn sie von den gemeinsamen Wochenenden zusammen mit den Fotografen auf einer Berghütte sprechen, wo die auf dem Küchenboden, oder draussen in der Wiese ausgelegten Bilder langsam zu einem Ganzen zusammenwachsen. Continental Drift erzählt auch davon.

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