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Schweizer legten 1952 den Briten die Spur

Sherpa-Hochträger zwischen den gefährlichen Séracs im Khumbu-Eisabbruch. (Bild: SSAF, 1956) Dölf Reist

In der Geschichte der Erstbesteigung des höchsten Berges der Welt spielten Schweizer Bergsteiger eine Hauptrolle.

Mit der Überwindung des Khumbu-Gletscherabbruchs lieferten sie 1952 den Schlüssel zum Gipfelerfolg der Briten.

Vor 50 Jahren, am 29. Mai 1953, erreichten der Neuseeländer Edmund Hillary und der Nepalese Tenzing Norgay Sherpa als erste Menschen den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest. Damit gelang ihnen, was ein Jahr zuvor einer Schweizer Expedition aus Genf nur knapp misslungen war: Raymond Lambert und Tenzing Norgay, der damals erfahrensten Sherpa, hatten auf 8600 Metern in einem Sturm den Rückzug antreten müssen.

„Für euch die Hälfte der Ehre“, telegraphierten 1953 die triumphierenden Briten denn auch nach Genf. Damit honorierten sie die Pionierleistungen der Schweizer am höchsten Berg der Welt. Mit dem Khumbu-Eisabbruch hatten diese nämlich 1952 die Schlüsselstelle zur Eroberung des sogenannten dritten Pols im Jahr darauf geknackt.

Riesenspalte für Briten zu gross

1951 hatten die Briten vor dem Khumbu-Icefall noch kapitulieren müssen, eine bis zu 20 Meter breite Spalte, das letzte Hindernis vor Erreichen eines flacheren Gletschertals, bedeutete das Ende ihrer Träume. Jean-Jacques Asper war es, der 1952 in die an der schmalsten Stelle rund 5 Meter breite Spalte stieg und auf der anderen Seite wieder senkrecht hochkletterte.


Als erster Mensch setzte Asper seinen Fuss in das so genannte Western Cmw , auch Tal der Stille genannt. Es habe sich damals wie der erste Mensch auf dem Mond gefühlt, sagte der heute 77-jährige Asper 50 Jahre nach seiner Pioniertat..

Anschliessend erkundeten die Schweizer den weiteren Aufstieg, der praktisch mit der heute klassischen Südost-Route der Erstbesteiger Hillary und Tenzing übereinstimmt.

Glück und Pech zugleich

Letztlich war das Glück, das ihnen mit der erteilten Bewilligung zu Teil wurde, auch ihr Pech. Weil den Genfern nur noch wenige Monate für die Vorbereitung der Expedition geblieben waren, hatten sie kaum Zeit, das Material zu erproben.

Insbesonders die Sauerstoffgeräte erwiesen sich in der grossen Höhe als kaum zu gebrauchen. Entscheidend Kraft kostete zudem die Erkundung der Route, so dass die Reserven der Pioniere aus der Rhonestadt nicht ganz für den Gipfel reichten.

Schweizer Freunde…..

Bedauert hat dies inbesondere Tenzing. Obwohl der Genfer Raymond Lambert kaum Englisch sprach, und Tenzing kein Französisch, wurden die beiden zu guten Freunden. Als Symbol dieser Freundschaft schenkte Lambert dem Nepalesen seinen roten Schal, der für Tenzing zum Glücksbringer bei seiner Erstbesteigung mit Hillary im Jahr darauf wurde.

…und britische Herren

Tenzing hätte die Erstbesteigung lieber mit der Schweizer Expedition geschafft statt mit den Briten. Denn für diese waren die Sherpas keine Freunde wie für die Genfer. Vielmehr behandelten sie die Einheimischen gemäss ihrem kolonialistischen Rest-Bewusstsein als blosse Untergebene.

Für Tenzing und das Volk der Sherpas sollte sich aber als Glück erweisen, dass er 1953 bei der Erstbesteigung mit Edmund Hillary einen Neuseeländer statt einen Briten zum Seilpartner hatte. Denn Hillary wurde seither zum wichtigsten Botschafter und Förderer des Sherpa-Volkes und dessen Lebensgebiet, des Solu Khumbu.


swissinfo, Renat Künzi

Asper betrat als erster Mensch das Tal der Stille.

Lambert und Tenzing kamen 1952 auf 8600 Meter.

Die beiden wurden gute Freunde.

Die Schweizer erschlossen die Südost-Route.

Tenzing hätte die Erstbesteigung 1953 lieber mit den Schweizern geschafft.

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