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Schweizer Tamilen hoffen auf Frieden

Die Unterhändler beim Händedruck: Verfassungsminister G. L. Peiris (rechts) und Anton Balasingham von den Befreiungstigern. Keystone

Die in der Schweiz lebenden Tamilen blicken gebannt nach Thailand. Dort haben Verhandlungen über eine Friedenskonferenz für Sri Lanka begonnen.

Im seit 1983 geführten blutigen Konflikt zwischen Regierung und Befreiungstigern starben 64’000 Menschen.

Die Gespräche sollen drei Tage dauern und finden auf neutralem Boden statt: im thailändischen Sattahip bei Bangkok. Sie sollen dem 19 Jahre alten Konflikt zwischen der Regierung Sri Lankas und den tamilischen Befreiungstigern Tamil Eelam (LTTE) ein Ende setzen.

Das Treffen kam auf eine Initiative Norwegens zu Stande und beruht auf einem ebenfalls von den Skandinaviern vermittelten Waffenstillstand, der seit Februar in Kraft ist. Er hat bisher im Grossen und Ganzen gehalten.

Viele Tamilen gut integriert in der Schweiz

Der blutige Konflikt auf Sri Lanka trieb Tausende Tamilen in die Flucht – auch in die Schweiz. Sie ist neben Kanada, Deutschland und Grossbritannien eines der wichtigsten Aufnahmeländer. Rund 35’000 Tamilinnen und Tamilen sind in der Schweiz gemeldet: 27’000 von ihnen haben eine Aufenthaltsbewilligung oder einen Schweizer Pass. Knapp 8’000 sind dem Asylbereich zuzuordnen. 1’000 haben den Flüchtlings-Status.

“Als die ersten Tamilen in den achtziger Jahren in die Schweiz kamen, hatten sie einen schweren Stand”, sagt Anton Ponrajah, Präsident der Tamilen-Organisationen in der Schweiz, gegenüber swissinfo. “Die Tamilen waren hierzulande eben einfach Exoten.”

Die anfängliche Aufregung um die andersartig aussehenden Tamilen habe sich in der Zwischenzeit jedoch längst gelegt, erklärt Ponrajah. “Es gibt kaum mehr Aggressivität. Der Integrations-Prozess verlief ausserordentlich positiv.”

Die Tamilen hätten sich zwar in den Arbeitsprozess in der Schweiz gut integriert, differenziert Urs von Arb, stellvertretender Vizedirektor des Bundesamts für Flüchtlinge (BFF). In der Freizeit würden sie aber in der Regel unter sich bleiben. “Viele Tamilen haben vor allem am Arbeitsplatz Kontakt zu Schweizerinnen und Schweizern.”

Gefragte Arbeitskräfte

Tamilen sind auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sehr gefragt. Insbesondere in Gastgewerbe und Hotellerie würden die als “zuverlässig, freundlich und lernwillig” geltenden Tamilen sehr geschätzt, sagt Thomas Allemann, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik beim Schweizerischen Hotelier-Verein (SHV).

Die Zeiten sind vorbei, da die Tamilen ausschliesslich unqualifizierte Arbeiten wie Abwaschen verrichteten. “Tamilen arbeiten immer mehr auch im Service oder in der Küche – und leisten dort sehr gute Arbeit”, sagt Allemann.

Gemäss Urs Vonarb vom BFF mauserten sich die Tamilen dank ihrem guten Ruf als Arbeitskräfte recht eigentlich zu den “Lieblings-Asylsuchenden”.

Baldige Rückkehr nach Sri Lanka?

In der Vergangenheit war eine Rückschaffung der in der Schweiz lebenden Tamilen in das vom Bürgerkrieg geschüttelte Sri Lanka kaum möglich. Der Bund gewährte ihnen deshalb in mehreren humanitären Aktionen zu Tausenden die vorläufige Aufnahme.

“Möglicherweise führt der Friedensprozess nun dazu, dass die Tamilen freiwillig zurückkehren”, sagt Urs von Arb vom BFF.

Daran mag Anton Ponrajah derzeit noch nicht glauben. Natürlich begrüsse er die Verhandlungen, da erstmals die Parteien unter internationalem Druck stünden, endlich zu einer Lösung zu gelangen. Aber: “Die Zeit für eine Rückkehr ist noch längst nicht reif. Dazu bräuchte es einen politischen Frieden, der Sicherheit garantiert.”

Keine Alarmstimmung bei der Schweizer Hotellerie

So braucht sich auch die Schweizer Hotellerie mittelfristig wohl kaum Sorgen zu machen, dass ihr die beliebten Arbeitskräfte aus dem fernen Osten davon laufen. Allerdings seien derartige Szenarien durchaus in Diskussion, räumt Thomas Allemann ein: “Der Herausforderung, weniger qualifizierte Arbeitskräfte zu rekrutieren, müssen wir uns in Zukunft in jedem Fall stellen.”

Gemäss Allemann denkt man dabei in erster Linie daran, Menschen aus Osteuropa für einen Job in Schweizer Hotels zu gewinnen. Zudem wolle man “die Arbeitsplätze auch für Schweizer wieder attraktiver machen”. Mit mehr Arbeitsinhalt und höherem Lohn.

swissinfo, Felix Münger

Beginn des Bürgerkriegs: 1983
Bisherige Opfer: 64’000
Tamilen in der Schweiz: 35’000

In Thailand sind Verhandlungen über einen Frieden für Sri Lanka im Gange.

Am Tisch sitzen Vertreter der Regierung Sri Lankas und der tamilischen Befreiungs-Tiger (LTTE).

Im Zuge des 19 Jahre dauernden Kriegs gelangten rund 35’000 Tamilinnen und Tamilen in die Schweiz. Sie haben sich in der Schweiz am Arbeitsplatz gut integriert. Ansonsten bleiben sie eher unter sich.

Aus Sicht der Schweizer Tamilen ist eine Rückkehr in die Heimat erst dann möglich, wenn für Sri Lanka ein politischer Frieden gefunden wird.

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