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Sinkendes Interesse an “Stifti”

Im April waren noch 3'500 Junge auf der Suche nach einer Lehrstelle. Keystone Archive

In der Schweiz ist die Nachfrage nach Lehrstellen erneut gesunken. Damit ist mit einer weiteren Stabilisierung des Lehrstellenmarktes zu rechnen.

Laut einer Hochrechnung treten im kommenden Herbst 69’000 Jugendliche eine Lehrstelle an. Im vergangenen Jahr waren es 68’500. Dies ist dem vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) veröffentlichten neusten Lehrstellen-Barometer zu entnehmen.

Für das gesamte Jahr 2002 ist mit 69’500 neu abgeschlossenen Lehrverträgen zu rechnen. Letztes Jahr wurden laut dem Bundesamt für Statistik 70’947 Lehrstellen vergeben. Im Jahr 2000 waren es 70’914.

Die meisten Jungen machen eine Lehre

Obwohl sich nur noch 58% der Schulabgängerinnen und Schulabgänger für eine “Stifti” interessieren (Vorjahr 60%), bleibt die Berufslehre der beliebteste Ausbildungswunsch der Jugendlichen.

Von diesem Rückgang profitieren die Maturitäts-Schulen. Zudem hat die Nachfrage nach einem Job ohne Ausbildung zugenommen. Laut BBT-Sprecherin Helen Stotzer deuten diese Zahlen auf eine weitere Stabilisierung des Lehrstellenmarktes hin, was heisst, dass sich Angebot und Nachfrage etwa die Waage halten.

Am Begehrtesten sind bei den jungen Männern Berufe in der Metall- und Maschinenindustrie. Bei den Frauen sind es nach wie vor die Büroberufe. Wie Helen Stotzer vom BBT gegenüber swissinfo ausführte, entscheiden sich junge Frauen offenbar noch immer für eine Ausbildung, die mit der Mutter -und Familienrolle vereinbar ist.

Diskriminierte Einwanderer-Kinder

Laut der BBT-Sprecherin werden ausländische Jugendliche, insbesondere Männer, auf dem Lehrstellenmarkt massiv benachteiligt und erhalten viel seltener als Schweizer Jugendliche eine Lehrstelle: Im April hatten 70% der interessierten schweizerischen Schulabgänger einen Lehrstellenvertrag vereinbart. Bei den ausländischen Jugendlichen traf dies nur auf 44% zu (Frauen 48%, Männer 40%).

Am Stichtag der jüngsten Erhebung – dem 15. April 2002 – waren für das laufende Jahr mit 49’000 Stellen bereits 71% des Angebots vergeben. Den insgesamt 20’500 noch offenen Lehrstellen stehen laut Angaben des BBT rund 24’000 interessierte Jugendliche gegenüber.

Für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) zeigen die Zahlen, dass das Angebot quantitativ und qualitativ verbessert werden muss. Laut Angaben des SGB würde ein Lehrstellenmarkt erst bei einem Angebotsüberhang von rund 12% richtig funktionieren.

swissinfo und Agenturen

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