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Steigende Gesundheitskosten – kein neues Phänomen

Auch Operationen mit teurer Infrastruktur lassen die Kosten steigen. Keystone Archive

Die Kosten im Schweizer Gesundheitswesen sind in den letzten 40 Jahren stetig gestiegen. Ihr Anteil am Brutto-Inlandprodukt hat sich seit 1960 mehr als verdoppelt.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig und komplex.

Der Kostenanstieg im Gesundheitswesen ist kein neues Phänomen. Er hängt weder mit dem Krankenversicherungsgesetz von 1994 (KVG) zusammen, noch haben die Wirtschaftszyklen einen Einfluss auf die Entwicklung der Gesundheitskosten.

Für die Kostensteigerung verantwortlich sind alle: Patienten, Leistungserbringer, Krankenversicherer sowie Behörden.

Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Statistik (BFS) in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse des verfügbaren Zahlenmaterials.

Teure Gesundheit

Das BFS schätzt die Gesamtkosten im Gesundheitswesen für das Jahr 2000 auf 43,4 Mrd. Franken. 1960 waren es laut Schätzungen 1,9 Mrd. Franken.

Seit 1960 ist der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt stetig von 4,9 auf 10,7% gestiegen.

Die durchschnittliche Steigerung der Gesundheitskosten von 7,3% in den letzten 40 Jahren liegt deutlich über jener der Konsumentenpreise, die 3,4% zunahmen.

Laut dem BFS kann der Kostenanstieg im Gesundheitswesen aber keinesfalls als “explosiv” eingestuft werden. Er sei im Gegenteil stetig und entspreche eindeutig der Entwicklung der sozialen und individuellen Ansprüche an die Lebensqualität.

Gründe für Kostenanstieg

Der Kostenanstieg hat komplexe Ursachen, die einerseits mit dem Angebot und andererseits mit der Nachfrage im Gesundheitswesen zusammenhängen.

Sowohl Patienten, Leistungserbringer und Krankenversicherer als auch die Behörden tragen zu dieser Entwicklung bei.

Wichtige Faktoren sind die wachsende Spezialisierung und Technisierung, die zunehmende Anzahl privat praktizierender Ärzte sowie der Einsatz neuer und kostspieliger Medikamente.

Ein weiterer Grund ist die demografische Entwicklung: Die Lebenserwartung steigt, immer mehr ältere Menschen müssen betreut werden, während die sozialen Netze im Zeitalter der Kleinfamilien weniger auffangen als früher.

Stark zugenommen hat bis Mitte der 90-er Jahre der Anteil der Leistungen im stationären Bereich. Vor allem gestiegen sind die Kosten für Spitalbehandlungen und lange Aufenthalte in Heimen für Betagte und Chronisch-Kranke.

Der Anteil von Medikamenten und anderen Gesundheitsgütern hat sich in den 40 Jahren halbiert, jener für Prävention und Verwaltung hingegen verdoppelt.

Weniger Wohlfahrtsstaat

Bei der Finanzierung der Gesundheitskosten hat seit 1960 die Bedeutung der Sozial- und Privatversicherungen stark zugenommen.

Umgekehrt nahm die Beteiligung des Staates seit 1971 laufend ab und erreichte Ende der 90er Jahre mit rund 25% einen historischen Tiefstand

Aus volkswirtschaftlicher Sicht bezahlen die Privathaushalte, inklusive Krankenkassenprämien, heute 68,2% der Kosten im Gesundheitswesen.

Aus sozialpolitischer Sicht nehme die öffentliche Hand damit die Aufgabe der Umverteilung immer weniger wahr, schreibt das BFS.

swissinfo und Agenturen

Die Schätzungen des BFS:

Gesundheitskosten 2000: 43,4 Mrd. Franken – 10,7% des BIP.
Gesundheitskosten 1960: 1,9 Mrd. Franken – 4,9% des BIP.

Die staatliche Beteilung an den Kosten geht laufend zurück, während die Belastung für die privaten Haushalte und die Sozialversicherungen steigt.

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