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Unicef warnt vor Verharmlosung der Masern und Anti-Impf-Kampagne

136'000 Menschen starben letztes Jahr weltweit an Masern - einige davon wegen einer grassierenden, haltlosen Anti-Impf-Kampagne. (Archivbild) Keystone/AP/RUDI BLAHA sda-ats

(Keystone-SDA) Angesichts des weltweiten Anstiegs der Masern-Fälle hat die Unicef vor Fehlinformationen und Nachlässigkeit im Kampf gegen die ansteckende und potenziell tödliche Krankheit gewarnt.

In insgesamt 98 Ländern nahm die Zahl der Fälle im vergangenen Jahr zu, wie das Uno-Kinderhilfswerk am Freitag erklärte. Dabei sind zehn Staaten für drei Viertel des Anstiegs verantwortlich, darunter mit Frankreich auch einer der reichsten Industriestaaten, wo die Krankheit leicht zu vermeiden wäre.

Die Zunahme der Masern-Fälle sei ein “Weckruf”, sagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Obwohl es einen sicheren, wirksamen und preiswerten Impfstoff gegen die hoch ansteckende Krankheit gebe, seien die Masern wieder auf dem Vormarsch. Fore warnte vor “verheerenden Folgen” für Kinder weltweit, sollte die Weltgemeinschaft angesichts des Anstiegs nichts unternehmen.

Unhaltbare Gerüchte

Während in einigen Ländern bewaffnete Konflikte für die Zunahme der Masern-Fälle verantwortlich sind, wird die Entwicklung in vielen anderen Staaten durch eine Anti-Impf-Bewegung vorangetrieben. Deren Anhänger verbreiten in Online-Netzwerken die medizinisch unhaltbare Behauptung, es gebe einen Zusammenhang zwischen Masern-Impfungen und Autismus.

Die Entwicklung drohe die Erfolge jahrzehntelanger Arbeit im Kampf gegen die Masern zunichte zu machen, warnte Unicef-Vertreterin Fore. “Fast alle diese Fälle sind vermeidbar – und trotzdem stecken sich Kinder in Ländern an, wo es ganz einfach keine Entschuldigung dafür gibt”, sagte sie. “Masern mögen die Krankheit sein – aber allzu oft stellen Fehlinformationen, Misstrauen und Nachlässigkeit die wahre Infektion dar.”

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Ablehnung von Impfungen kürzlich zu einer der zehn grössten globalen Gesundheitsbedrohungen erklärt, weil vor allem die medizinisch mögliche Ausrottung der Masern durch die in den Industrieländern verbreitete Verweigerung von Impfungen verhindert werde. Masern können tödlich sein, insbesondere in ärmeren Ländern mit einer schlechteren Gesundheitsversorgung.

136’000 vermeidbare Tode

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO stieg die Zahl der Masern-Fälle im vergangenen Jahr weltweit um fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, 136’000 Menschen starben an der Infektionskrankheit.

Den stärksten Zuwachs an Fällen verzeichnete die Ukraine: Dort wurden 2018 insgesamt 35’120 Fälle registriert, rund 30’000 mehr als im Vorjahr. In Brasilien stieg die Zahl der Fälle von null im Jahr 2017 auf 10’262. In Frankreich wurden 2269 Masern-Erkrankungen mehr registriert als im Vorjahr.

Die Schweiz, die sich hinter das WHO-Ziel stellt, Masern auszurotten, verzeichnete 2018 gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Rückgang von 54 Prozent von 105 Fällen auf 48.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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