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Veloland oder die Schweiz auf zwei Rädern

Veloland Schweiz: Malerische Momente abseits der grossen Strassen (Bild: swiss-image.ch) swiss-image

Von Montreux zum Bodensee, von Chiasso nach Basel. Dem Rhein, der Rhone oder dem Ticino entlang. Über die Alpen, quer durchs Mittelland oder über den Jura. Alles immer auf dem Fahrrad.

Neun nationale Radwanderrouten führen durch die ganze Schweiz: Eine Alternative für gesunde Ferien.

Im Schritttempo, in engem Kontakt mit der Natur, den Gerüchen, Farben, Wundern, Sehenswürdigkeiten und Holprigkeiten der Schweiz und ihrer Landschaften. Mehr oder weniger anstrengend, Meter für Meter. Ein ganz anderes Reiseerlebnis als das Dahinbrausen auf der Autobahn oder der zerstreute Blick aus dem Zugfenster.

Die neun Velowanderrouten erstrecken sich über eine Länge von 3’300 km und sind mit dem öffentlichen Verkehrsnetz verbunden (eine willkommene Zuflucht für all jene, die eines nicht leiden können: Steigungen). Dazu kommen Tipps für Hotels, Restaurants, kleine Velowerkstätten sowie rund 15’000 blau-rote Wegweiser. Für jede Route gibt es Karten, Führer und ein detailliertes Höhenprofil.

“Veloland nimmt im schweizerischen Tourismusangebot einen festen Platz ein”, erklärt Peter Anrig, Direktionsmitglied von Veloland und Vizedirektor der Dachorganisation Schweiz Tourismus.

Für alle etwas

2002 wurden auf dem Netz von Veloland insgesamt 200 Mio. Kilometer zurückgelegt – eine Strecke, die ungefähr dem fünftausendfachen Erdumfang entspricht.

Die meisten Velofahrer (2001 über 4 Mio.) entschieden sich für eintägige Touren von durchschnittlich 30 Kilometern Länge. Distanzen, denen praktisch jedermann gewachsen ist.

270’000 Personen unternahmen richtige Veloferien von durchschnittlich rund fünf Tagen, an denen sie 43 Kilometer pro Tag abstrampelten.

Vor zwei Jahren generierte Veloland 600’000 Übernachtungen und rund 240 Mio. Franken Einnahmen.

Zehnjährige Vorarbeit

“Die Idee, ein landesweites Velonetz zu schaffen, stammt vom Velobüro Olten”, erzählt Peter Anrig.

“Vor zehn Jahren nahmen wir das Projekt in Angriff. Dazu kontaktierten wir zahlreiche potenzielle Partner: Kantone, Verbände und Privatpersonen.”

Im Mai 1998 konnte Veloland Schweiz – nach einer Investition von rund 10 Mio. Franken, Marketing inbegriffen – eingeweiht werden. Ähnliche Velowegnetze gab es bereits in Dänemark und in den Niederlanden.

“Heute ist unser Angebot in der Schweiz gut eingeführt, und auch die nordeuropäischen Länder zeigen reges Interesse”, ergänzt der Vertreter von Schweiz Tourismus.

Weit weniger bekannt ist Veloland in unseren Nachbarländern im Westen und Süden: Frankreich und Italien.

Ein Nischenmarkt

Erklärtes Ziel von Veloland ist die Förderung der “Human power mobility”, einer in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht nachhaltigen Mobilität, die auf menschlicher Muskelkraft beruht.

Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Peter Anrig: “Das Produkt ist zwar auf das Sommerhalbjahr ausgerichtet. Die gute Qualität, gepflegte Aufmachung und geschickte Vermarktung haben jedoch zum Erfolg beigetragen. Die Imagepflege spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.”

Dass es sich um einen Nischenmarkt handelt, wird auch in Zukunft so bleiben: Für den Schweizer Tourismus ist Veloland nach wie vor ein Nebengeschäft.

“In der Schweiz zählen wir rund 65 Millionen Logiernächte pro Jahr. Davon gehen weniger als 1% auf das Konto von Veloland.”

5000 km zusätzlich

Vor kurzem wurde Veloland mit dem “Prix Evenir” ausgezeichnet, den die schweizerische Erdöl-Vereinigung für besonders nachhaltige Projekte vergibt.

“Eine wichtige Anerkennung, die uns bestätigt, dass es uns gelungen ist, unsere Pläne in die Tat umzusetzen”, meint Peter Anrig dazu.

Was kommt als Nächstes? Das nationale Wegnetz ist vollständig. Bis 2008 sollen nun regionale Radrouten von rund 5’000 km Länge integriert werden.

Geplant ist, das Angebot Schritt für Schritt auf weitere Formen “sanfter” Mobilität auszudehnen: Skating, Wandern, Kanufahren. Auf dass sich eines Tages die ganze Nation aus eigener Muskelkraft fortbewege!

swissinfo, Marzio Pescia
(Übertragung aus dem Italienischen: Maya Im Hof)

Veloland bietet ein Radwegnetz von 3300 Km Länge.
Es umfasst neun nationale Radwanderrouten.
Die Benutzung der Routen ist kostenlos.

Rhone: Andermatt-Genf, 310 km.

Rhein: Andermatt-Basel, 425 km.

Nord-Süd: Chiasso-Basel, 365 km.

Alpenpanorama St. Margrethen-Aigle, 483 km.

Mittelland Romanshorn-Lausanne, 369 km.

Graubünden Martina-Bellinzona, 260 km.

Jura Basel-Nyon, 275 km.

Aare Oberwald-Koblenz, 305 km.

Seen Montreux-Rorschach, 497 km.

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