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Warum die Schwarzmund-Grundel sich so rasant verbreitet

Schön ist sie nicht, die Schwarzmund-Grundel, aber ihre Fähigkeit, sich auszubreiten, sucht ihresgeichen. Forscher haben nun herausgefunden, dass diese Fischart unter anderem ein mehrfach genetisch abgesichertes Immunsystem hat. (zVg) Universität Basel, Departement Umweltwissenschaften/MGU sda-ats

(Keystone-SDA) Eine Miss-Fisch-Wahl würde die graue, bullige Schwarzmund-Grundel nicht gewinnen, aber ihr Talent zur explosionsartigen Verbreitung ist überragend. Internationale Genomforscher unter Basler Leitung haben nun herausgefunden, wie sie’s macht: Es liegt am Immunsystem.

Innert weniger Jahre ist die Schwarzmund-Grundel (Neogobius melanostomus) zu einer der erfolgreichsten invasiven Fischarten geworden. Auch dreckiges und sehr kaltes Wasser vermag sie nicht zu schrecken. In vielen Gewässern Europas und zum Teil in Nordamerika ist sie der beherrschende Fisch. Eingeschleppt wurde die ursprünglich in den südosteuropäischen Binnenmeeren (Pontokaspis) beheimatete Fischart über das Ballastwasser von Schiffen.

Nachdem Wissenschaftler schon vor Jahren nachgewiesen haben, dass die Schwarzmund-Grundel andere Fische nicht verdrängt und also keine Gefahr darstellt für die Biodiversität, machten sich Forscher an die Ergründung ihres sagenhaften Erfolgs. Ein Team von 20 Forschenden aus ganz Europa und Nordamerika hat nun herausgefunden: Es liegt an den Genen. So hat die Grundel beispielsweise Gene, welche entzündliche Abwehrreaktionen begünstigen, in multipler, bis zu 30-facher Ausführung.

Als weiterer entscheidender Wettbewerbsvorteil verfügt die Grundel über genetische Grundlagen, um Osmolyte – Substanzen, die den osmotischen Zustand beeinflussen – sowohl zu produzieren als auch anzureichern. Die Osmolyte helfen den Fischen einerseits dabei, mit Schwankungen im Salzgehalt umzugehen, anderseits aber auch, mit Trockenheit oder Kälte fertig zu werden.

“Das könnte auch erklären, warum die Schwarzmund-Grundeln auch in der nördlichen Nordsee vorkommen, also in Wassertemperaturen weit unter jenen ihrer angestammten Heimat”, teilte die federführende Wissenschaftlerin, Dr. Irene Adrian-Kalchhauser vom Programm Mensch-Gesellschaft-Umwelt MGU der Universität Basel, am Dienstag mit.

*Fachartikelnummer: doi: 10.1186/s12915-019-0731-8

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