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Wirbel um Bundesbrief

Der Bundesbrief aus dem Museum in Schwyz. Keystone

Beim Projekt "Swiss Roots", wo 1 Mio. US-Bürgern mit Schweizer Wurzeln das Herkunftsland näher gebracht wird, soll der Bundesbrief ausgestellt werden.

Nun will aber eine Gruppe von Privatleuten dem Kanton Schwyz den Bundesbrief von 1291 abkaufen, um die Reise des Dokumentes nach Philadelphia zu verhindern.

Die Gruppe von Privatpersonen um den Zürcher Christoph Mörgeli, Nationalrat der Schweizerischen Volkspartei (SVP), will für 1 Mio. Franken den Bundesbrief kaufen. Die Gruppe will damit verhindern, dass das rund 700 Jahre alte Dokument im Juni für eine Ausstellung in die USA gebracht wird.

Die Namen und die Zahl der Donatoren der geplanten Stiftung gab Mörgeli nicht bekannt. Er und seine Schwyzer Fraktions- und Nationalratskollegen Peter Föhn und Pirmin Schwander sagten nur, sie beteiligten sich mit einem “bescheidenen Beitrag”.

Lächerliche Versicherungssumme

Das Trio bezeichnete den Bundesbrief als “Grundpfeiler der Willensnation”. Die vorgesehene Versicherungssumme von 1 Mio. Franken für den Transfer ins Ausland sei lächerlich tief. Es sei unbegreiflich, dass nicht eine Kopie des Bundesbriefes nach Philadelphia geschickt werde.

Das Dokument, aus dem die SVP und auch die von Pirmin Schwander präsentierte Aktions für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS) gerne zitieren, sei auf der Reise unnötigen Risiken ausgesetzt. Dass die Schwyzer Regierung es ausleihen wolle, habe Empörung ausgelöst.

Der Schwyzer Staatsarchivar Kaspar Michel dagegen berichtete von positiven Reaktionen. Unter Museen sei es Usanz, Originale auszuleihen. Dass gerade Mörgeli als Museumsdirektor dies kritisiere, erstaune.

Schwyz lehnt Verkauf ab

Der Bundesbrief gehört dem Kanton Schwyz und dort wird ein Verkauf des historischen Dokumentes ausgeschlossen.

Dass der Bundesbrief überhaupt in Philadelphia gezeigt wird, ist Teil des Projekts Swiss Roots. Dieses soll mit rund 120 Veranstaltungen in den USA und einer Website Amerikaner und Amerikanerinnen mit Schweizer Wurzeln ansprechen.

Der Bundesbrief soll vom 10. bis 30. Juni im Amerikanischen Museum für Verfassungsgeschichte in Philadelphia gezeigt werden.

Die Kosten für den Bundesbrief-Transportbehälter wird der Kanton Schwyz übernehmen, wie Johannes Matyassy, Leiter von Präsenz Schweiz, mitteilte.

Das Projekt Swiss Roots hat ein Gesamtbudget von 1 Mio. Franken; daran beteiligt sind neben Präsenz Schweiz die Stiftung Pro Helvetia, Schweiz Tourismus und Sponsoren.

swissinfo und Agenturen

Der Bundesbrief ist die Ikone der eidgenössischen Identität schlechthin. Darin sicherten sich Uri, Schwyz und Unterwalden gegenseitige Unterstützung im Falle einer Bedrohung zu.

Er ist aber nur eines von zahlreichen Dokumenten von Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhundert, um in den Tälern Sicherheit und Ordnung durchzusetzen.

In der Tat herrscht Uneinigkeit, ob der Bundesbrief tatsächlich von 1291 stammt. “Seine Bedeutung ist heute sicher grösser als sie zu seiner Zeit war”, so die Meinung eines Historikers der Uni Zürich.

1936 baute die Schweiz das Bundesbrief-Museum in Schwyz, wo sich die Urkunde heute befindet. Er diente zur “geistigen Verteidigung des Landes” angesichts der Bedrohung durch Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg.

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