Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Womit sie Multimillionär wurden

Das Anwesen des mehrfachen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher in Gland am Genfersee. In der Schweiz lassen es sich Multimillionäre verschiedenster Branchen gut gehen. Keystone

Weit mehr als jeder Dritte der 300 Reichsten in der Schweiz ist gemäss des Politmagazins Bilanz Milliardär. Einige gehören zu berühmten Familien, deren Industrie-Unternehmen weltbekannt wurden. Fast jeder Zweite der 300 Reichsten ist ein Wahlschweizer. Vor allem Reiche aus Deutschland lassen sich gerne im südlichen Nachbarland nieder. 

Seit den 1980er-Jahren figurieren immer mehr Vertreter der Finanzgeschäfte in der Liste der Gutbetuchten. Aber dass sich Multimillionäre in der Schweiz wohl fühlen, die in unterschiedlichen Branchen zu ihrem Reichtum gekommen sind, zeigen folgende Beispiele:

 Mit Pharma

youtube

Milliardenerbe und Philanthrop

André Hoffmann ist einer der Erben aus dem Pharma-Imperium Hoffmann-La Roche. Seit 1996 gehört er dem Verwaltungsrat des Pharmariesen RocheExterner Link an. Dank ihres Aktienpakets sind die beiden Erben-Familien Hofmann und Oeri mehr als 20 Milliarden Franken schwer. 2004 wurde André Hoffmann Sprecher des Familienpools. Er engagiert sich wie schon sein Vater Lukas für die Umwelt. Jüngst sorgte André Hoffmann für Schlagzeilen, weil er die Initiative “Grüne Wirtschaft” unterstützt. Diese sieht vor, dass die Schweiz bis 2050 ihren Ressourcenverbrauch um rund zwei Drittel reduzieren solle.

Mit Finanzgeschäften und Chemie

Reuters

Vom Macher zum Volkstribun

Christoph Blocher gilt als Übervater der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP). 2003 wurde er in die Landesregierung gewählt, aber bereits vier Jahre später wieder abgewählt. Laut “Bilanz” kommt die Familie Blocher auf ein Vermögen von 7 bis 8 Mrd. Franken. Blochers gehören zu jenen Superreichen, deren Vermögen im letzten Jahr stark zulegen konnten. Laut Medienberichten ist der EU-Skeptiker vor allem mit Finanzgeschäften reich geworden. 1983 hatte er als damaliger Angestellter in der EMS-Chemie der Gründerfamilie das Industrieunternehmen sehr günstig abkaufen können. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb 1987, Blochers Ems-Chemie gleiche durch Aktienspekulation im grossen Stil weniger einer Fabrik als “einer Art Investmentfonds”. Wieviel die Ems-GruppeExterner Link, die heute von Tochter Martullo-Blocher geführt wird, zum Reichtum beigetragen hat, ist nicht bekannt. Die Gruppe verkauft weltweit Hochleistungspolymere und Spezialchemikalien.

Mit Kunststoff

SRF

Politaktivist mit 20’000 Angestellten

Jobst Wagner wurde von den Medien als “Anti-Blocher wider Willen” bezeichnet, weil er mit der Gründung des Vereins “Vorteil Schweiz” zur Rettung des bilateralen Wegs mit der EU auf Konfrontationskurs mit Blocher ging. Er führt das Kunststoff-Unternehmen Rehau AGExterner Link seiner Eltern weiter, sein Vermögen wird auf über 800 Millionen Franken geschätzt. Der Zulieferbetrieb der Autoindustrie beschäftigt rund 20’000 Mitarbeitende in über 50 Ländern.

Mit Rohstoffhandel

Reuters

Jäger nach Rohstoffen und Deals

Ivan Glasenberg, CEO und Grossaktionär von GlencoreExterner Link, hatte das Geschäft mit Rohstoffen in Südafrika bei der Firma des legendären Rohstoffhändlers Marc Rich kennengelernt, aus dessen Firma später Glencore wurde. Bis 2011 befand sich die Firma im Besitz von rund 500 Mitarbeitern in Schlüsselpositionen. Der Börsengang machte seine bisherigen Eigentümer steinreich. Der Reichste ist Ivan Glasenberg, dessen Beteiligung auf damals 9,3 Mrd. Dollar geschätzt wurde. Die Fusion mit der Zuger Bergbaufirma Xstrata machte die Schweiz zu einer der wichtigsten Drehscheiben im internationalen Rohstoffgeschäft. Der Konzern steht regelmässig in der Kritik wegen angeblicher Steuertricks und angeblichen Menschenrechts-Verletzungen und Umweltschäden.

Mit Grossvaters Bildern

AFP

Millionen als Wiedergutmachung

Marina Picasso, Enkelin des berühmten Künstlers Pablo Picasso, hat ihren Grossvater gehasst. Aber mit dem Verkauf seiner Bilder ist sie in die Liste der Reichsten in der Schweiz aufgestiegen. Verkauft hat sie unter anderen auch ein Porträt ihrer Grossmutter Olga Chochlova. Sie war die erste Ehefrau von Pablo Picasso. Das Bild “Portrait de femme” von 1923 wird auf rund 60 Millionen Franken geschätzt.

An ihren Grossvater hat Marina Picasso vor allem negative Erinnerungen. Diese hat sie 2001 in der Biografie geschildert und kein gutes Haar am Künstler gelassen. Er sei “ein egoistisches Monster” gewesen, “unfähig, seine Nächsten zu lieben”. Jahrelang habe sie unter der Tyrannei, dem “Würgegriff dieses Genies” gelitten. 

Mit Immobilien

Mara Truog / 13 Photo

Arm als Kind, reich im Alter

Robert Heuberger ist nur einer von vielen Immobilienkönigen in der Schweiz. Doch unter den 300 Reichsten ist der 94-jährige Winterthurer wohl der Älteste. Heuberger sollen rund 2000 Wohnungen gehören, auch Hotels, Shopping-Centers, Büro- und Verwaltungskomplexe. BILANZ schätzt das Vermögen des Immobilienentwicklers auf 450 bis 500 Mio. Franken.

Mit Autorennen

Keystone

Mit Tempo zum Vermögen

Sebastian Vettel ist mit 29 Jahren wohl der Jüngste unter den Reichsten. Der Formel-1-Pilot und Wahlschweizer hat sich mit Vollgas bereits ein Vermögen von 150 bis 200 Mio. Franken herausgefahren. Der vierfache Weltmeister zählt mit einem Fixgehalt für 2016 von umgerechnet 30 Mio. Franken plus Bonus zu den am besten bezahlten Rennfahrern. Seine Millionen investiert Vettel unter anderem in seine privaten Immobilienprojekte.

Mit Sportdaten

Gerry Nitsch

Technologie und zündende Idee

Carsten Koerl ist gewissermassen der Kartograf des Spitzensports. Der 51-jährige deutsche Ingenieur ist einer der reichsten Neulinge unter den Reichsten der Schweiz. Vor dem Platzen der Dotcom-Blase verkaufte er seine Anteile an den von ihm mitgegründeten Wettanbieter Betandwin und wurde so zum Multimillionär. 150 bis 200 Mio. Franken summieren sich auf seinem Konto. Heute ist er mit seinem Unternehmen SportradarExterner Link Teil des internationalen Sportzirkus. Das Unternehmen beliefert Medien- und Wettindustrie mit Sportdaten.

Mehr

Mehr

“Fleiss allein ist keine Garantie für Wohlstand”

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Professor Ueli MäderExterner Link hat sich fast ein Berufsleben lang mit Armut und Reichtum beschäftigt. Aber nicht, um selber Millionär oder sogar Milliardär zu werden, sondern um den Ursachen sozialer Ungleichheit auf den Grund zu gehen. “Kein Milliardär hat sein Vermögen redlich verdient”, sagt er. swissinfo.ch: Die Zahlen zeigen es: In der Schweiz ist enorm…

Mehr “Fleiss allein ist keine Garantie für Wohlstand”


In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft