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“Denklabor” der ETH Zürich im Bergell

Die Villa Garbald in Castasegna (GR) im Bergell. Keystone

Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich kann nächsten Frühling ein neues "Denklabor" im bündnerischen Südtal Bergell eröffnen.

Die 140 Jahre alte Gottfried-Semper-Villa Garbald in Castasegna wurde renoviert und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die ETH Zürich verfügt mit der Villa Garbald über einen Ort, der fernab des Tagesgeschäfts zum Nachdenken einladen soll. Sie ist konzipiert als Tagungszentrum für Forschung, Kommunikation und Kultur. Bis zur Eröffnung soll auch das neue Gästehaus “Roccolo” fertiggestellt werden.

Die für rund vier Millionen Franken überholte Villa im italienischen Stil steht auch der lokalen Bevölkerung für Anlässe offen. Den Auftrag für den Umbau erhielt das Basler Architekturbüro Miller & Maranta. Während der Renovationsarbeiten kamen überraschend historisch wertvolle Malereien zum Vorschein, die freigelegt wurden.

Ein Ort für Inspirationen

“Die Villa befindet sich in einer ziemlich isolierten Gegend”, sagt Rolf Probala, Sprecher der ETHZ gegenüber swissinfo. “Die spezielle Atmosphäre des Ortes sollte Inspirationen und innovatives Denken fördern. Andererseits ist die Villa dank modernster Technologie und Kommunikationsmitteln mit dem Zentrum in Zürich verbunden”, so Probala.

Professor Gerd Folkers hofft, dass die Gäste der Villa wie auch die Gastgeber, die lokale Bevölkerung, ihre Erfahrungen austauschen werden. “Das wird auf beiden Seiten Spuren hinterlassen.”

Einmaliges wissenschaftliches Projekt

Die Villa Garbald werde zum Zentrum eines einmaligen wissenschaftlichen und kulturellen Projekts, sagte der Bündner Regierungspräsident Stefan Engler bei der Präsentation des renovierten Gebäudes. Für ETH-Rektor Konrad Osterwalder ist die Villa ein neuer Verbindungsstrang zur italienisch sprechenden Schweiz, der sich die ETH sehr verbunden fühle.

Entworfen hat die Villa an der Grenze zu Italien der bekannte deutsche Architekt Gottfried Semper während seiner Zeit als Professor am Polytechnikum Zürich für den damaligen Zolldirektor Augustino Garbald. Nach Sempers Plänen entstanden überdies das Hauptgebäude der ETH Zürich sowie die Sternwarte an der Zürcher Schmelzbergstrasse.

Die drei Gebäude gehören zu den architektonisch wichtigsten Schätzen der Schweiz. Die 1862/63 gebaute Villa im Bergell ging 1955 an die Stiftung Fondazione Garbald über. 1997 beschloss der neu formierte Stiftungsrat, das Kulturgut zu sanieren. Finanziert wurde der Umbau durch öffentliche und private Gelder.

swissinfo und Agenturen

Gottfried Semper (1803-1879): Deutscher Baumeister und Kunsttheoretiker

Sein Hauptwerk: Das Dresdener Opernhaus

1858-1864: Bau des Hauptgebäudes der ETH und der Sternwarte an der Schmelzbergstrasse in Zürich

Die Restauration der vom deutschen Architekten und Kunsttheoretiker Gottfried Semper im 19. Jahrhundert erbauten Villa Garbald in Castasegna (GR) im Bergell ist fertig gestellt. Die Villa wird ab dem nächsten Frühling von der ETH Zürich als “Denklabor” genutzt.

Die Villa Garbald ist eines der wenigen Gebäude, die Semper während seiner Tätigkeit als Architekturprofessor an der ETH Zürich in der Schweiz erbaute. Semper war 1861 vom Zolleinnehmer Agostino Garbald (1828-1909) angefragt worden, ihm eine private Villa in Castasegna zu erbauen.

Dort lebte die Famile Garbald bis 1955. Der älteste Sohn Andrea, ein Fotograf, gründete in seinen letzten Lebensjahren die Fondazione Garbald, mit dem Zweck, in der Villa ein Zentrum für Künste, Wissenschaft und Handwerk einzurichten.

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