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“Eine kleine Armee mit grossen Idealen”

Zwei Schweizergardisten präsentieren dem neuen Papst die Flagge der kleinsten Armee der Welt. Keystone

Der neue Papst Benedikt XVI. hat am Freitag die 30 Rekruten der Schweizergarde zur Privataudienz empfangen. Danach wurden sie vereidigt.

Allein 25 der neuen Gardisten stammen aus der deutschen Schweiz, und nur fünf aus den anderen Landesteilen. Die Garde beobachtet diese Entwicklung mit Sorgen.

Der Heilige Vater empfing die neuen Gardisten mit ihren Eltern – und Verheiratete mit ihren Familien – in der Sala Clementina des Vatikans.

“Seit den ersten Stunden meines Pontifikates steht Ihr, die Schweizergardisten, mir treu und allzeit dienstbereit zur Seite”, sagte der Papst. Die anschliessende Vereidigungszeremonie der Rekruten wurde von Erzbischof Leonardo Sandri geleitet. Im Damasushof des Apostolischen Palastes leisteten die neuen Gardisten ihren Eid auf die Gardefahne.

“Unerschütterliche Treue”

Der neue Pontifex wiederholte dabei den neuen Angehörigen der “kleinen Armee mit den grossen Idealen”, wovon sie sich bei ihrer Aufgabe leiten lassen sollen: “Festigkeit im katholischen Glauben, ein überzeugter und überzeugender christlicher Lebensstil, unerschütterliche Treue und tiefe Liebe für die Kirche und den Stellvertreter Christi (…), Mut und Bescheidenheit.”

Fast nur noch Deutschschweizer

Unter den Neuen befinden sich lediglich drei Westschweizer, dazu ein Tessiner und ein rätoromanisch sprechender Gardist – ein Umstand, der Jacques Babey, Präsident der Vereinigung ehemaliger Schweizergardisten, beunruhigt.

Französisch als Landessprache sei in der Garde untervertreten, sagt er. Die Vereinigung will sich dafür einsetzen, dass wieder vermehrt Rekruten aus der Romandie angeworben werden.

Die Aufnahmekriterien in die Armee sind streng: Die Rekruten müssen katholisch, ledig und 19 bis 30 Jahre alt sein. Zudem sind ein Schweizer Pass, der Besuch der Schweizer Rekrutenschule und eine Körpergröße von mindestens 1,74 Meter Voraussetzung.

Historisch-blutiges Datum

Aufgabe der Männer, die traditionell in bunte Uniformen nach Entwürfen Michelangelos gekleidet sind, ist es, den Papst unter Einsatz ihres Lebens zu schützen.

Die Vereidigung der Rekruten findet stets am Jahrestag des “Sacco di Roma” (Plünderung Roms) statt. Am 6. Mai 1527 liessen dabei 147 Schweizergardisten im Kampf für den Papst das Leben. Die Schweizergarde besteht seit dem Jahr 1506. Sie wird demnach im kommenden Jahr ihren 500. Geburtstag feiern.

swissinfo und Agenturen

Die Schweizergarde zählt 110 Angehörige.
Aufnahmebedingungen: Schweizer Pass, katholischer Glaube, Alter unter 30 und Mindestgrösse von 1,74m.
Die Rekruten müssen ledig sein, dürfen nach der Vereidigung aber heiraten.
Der Monatslohn beträgt 1800 Franken.
Sie müssen sich für mindestens zwei Jahre verpflichten.

1998 kam es in der Schweizergarde zu einem Drama.

Ein Korporal tötete Kommandant Alois Estermann und dessen Frau, bevor er sich selbst umbrachte. Offizieller Grund für die Bluttat waren Spannungen zwischen Estermann und dem Untergebenen.

Es zirkulierten aber auch Theorien, wonach Aussenstehende in die Tat verwickelt gewesen seien.

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