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“Stay”: Ein visuell faszinierender Psychothriller

Ewan McGregor und Naomi Watts in "Stay". Ascot Elite

Inhaltlich rätselhaft, aber visuell faszinierend: Der Psychothriller des in Hollywood tätigen Bündners Marc Forster kommt in die Schweizer Kinos.

Im Februar hatte “Stay” an den Berliner Filmfestspielen sein Europa-Debüt.

Nach dem Oscar-gekrönten Rassismus-Drama “Monster’s Ball” (2001) und der Peter-Pan-Geschichte “Finding Neverland” (2004), die Forster weltweit höchste Anerkennung eintrugen, hat “Stay” trotz Staraufgebot in den USA nicht nur gute Kritiken erhalten.

Der Film, der seit über einem Jahr fertig gestellt ist und erst letzten Herbst mit nur kleinem Erfolg in den USA in den Kinos lief, ist nach seinem erfolgreichen Europa-Debüt im Februar an den Filmfestspielen Berlin jetzt auch im Schweizer Kino zu sehen.

Prominent besetzt

Mit “Stay” versucht sich Forster nach seinen beiden erfolgreichen Vorgängerfilmen erneut in einem neuen Genre, dem Psychothriller. Mit Ewan McGregor als Psychiater, Naomi Watts als seine überforderte Freundin und Bob Hoskins als sein blinder Mentor ist auch dieser Forster-Film sehr prominent besetzt.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Ein junger New Yorker Psychiater übernimmt von einer Kollegin einen neuen Fall: Ein nervös und verzweifelt auftretender Kunststudent leidet nach einem Autounfall offensichtlich an Amnesie.

Viele Rätsel

Als er beginnt, Voraussagen zu machen, die sich später bewahrheiten, und als er zudem seinen Selbstmord zu einem genauen Zeitpunkt in wenigen Tagen ankündigt, beginnt für den Psychiater ein Wettlauf gegen die Zeit.

Der Plot ist zwar etwas komplexer, aber letztlich nicht wirklich von Bedeutung. Jedenfalls bleibt auch der aufmerksame Zuschauer zum Schluss des Films weitgehend im Ungewissen, was nun wirklich und auch wann es allenfalls passiert ist. Der Film gibt viele Rätsel auf, und nur wenige löst er auf.

Zeit- und Ortsprünge

Die Faszination des Films liegt im Formalen: Einerseits im Visuellen, und andererseits in der Verknüpfung von Visuellem und Akustischem. Mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen, überraschenden Schwenks, atemberaubenden Schnittfolgen und einer sich immer wieder verselbständigenden Tonspur schafft der Regisseur Faszination und Spannung.

Obschon der Zuschauer, auch wegen sich häufenden Zeit- und Ortsprüngen, im Laufe des Films immer weniger weiss, was vor sich geht, hält der Film die Spannung. Zumindest hat der Zuschauer eine Vorstellung davon, was in den Köpfen von Psychiatrie-Patienten und vielleicht auch von Psychiatern vor sich gehen könnte.

Die Tonspur schafft mit ungewöhnlichen Geräuschen und verfremdeten Stimmen zusätzliche Verwirrung. Das mag einige Zuschauer verstören oder abschrecken. Andere werden sich dem handwerklich perfekt gemachten Bild- und Tonreigen jedoch nicht entziehen können und von “Stay” gerade darum besonders fasziniert sein.

swissinfo und Beat Glur (sda)

Marc Forster wurde 1969 in Ulm (Deutschland) geboren und ist in Klosters Schweiz (Graubünden) aufgewachsen.

1990 wanderte er in die USA aus und begann in New York Film zu studieren.

1995 inszenierte Forster mit “Loungers” seinen ersten Spielfilm.

Der Durchbruch gelang ihm im Jahr 2001 mit dem Südstaatendrama “Monster’s Ball” mit Billy Bob Thornton und Halle Berry in den Hauptrollen.

Auch “Finding Neverland”, ein Porträt des “Peter Pan”-Autors J. M. Barrie, wurde zu einem Grosserfolg.

Im November startet in den USA Forsters nächster Film, die Tragikomödie “Stranger than Fiction”.

“Stay” läuft ab 15. März in den Schweizer Kinos.

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