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1:1 gegen Italien als erfreuliches Lebenszeichen

Für das Lehrbuch: Wuchtig zieht Gökhan Inler ab - es heisst 1:0 für die Schweiz. Keystone

Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft zeigte beim Remis gegen den amtierenden Weltmeister in Genf den dringend benötigten Aufwärtstrend. Es war das letzte Testspiel vor dem WM-Auftakt gegen Spanien in elf Tagen.

Nati-Trainer Ottmar Hitzfeld zeigte sich nach Ende der Partie erleichtert über die Vorstellung seines Teams. “In der Organisation haben wir einiges dazu gelernt. Gegen den Weltmeister spielten wir mit Geduld und hatten auch viel Ballbesitz. Wir haben auch viel rotiert und so Raum geschaffen, nicht nur horizontal, sondern auch vertikal.”

Das Resultat sei wichtig, denn die Mannschaft sei für ihre harte Arbeit im Training belohnt worden.

Die zuletzt arg gescholtenen Schweizer starteten überraschend frisch in die Partie: Bereits in der 3. Minute verpasste Stürmer Blaise Nkufo vor dem gegnerischen Tor eine Flanke Stephan Lichtsteiners von der rechten Seitenlinie nur knapp.

Statt der befürchteten Defensiv-Absicherung legte das Schweizer Mittelfeld eine Dynamik an den Tag, wie sie die Fans lange nicht mehr zu sehen bekamen.

Inler-Treffer fürs Lehrbuch

Lohn dafür war das frühe 1:0: Gökhan Inler zog in der 10. Minute unwiderstehlich los, legte sich den Ball gekonnt vom rechten auf den linken Fuss und traf mit einem satten, wunderbar präzisen Schuss in die linke Torecke von Buffon-Ersatz Marchetti.

Dafür gebührte Inler ein Speziallob des Trainers. “Es freut mich für Gökhan, dass er ein wichtiges Tor schoss. Er ist der Leader im Team, wenn auch ein stiller Leader, er übernimmt Verantwortung und hat eine Reaktion gezeigt”, hob ihn Hitzfeld nach Spielende hervor.

“Dummer” Ausgleichstreffer

Es war nicht nur die verdiente Führung, sondern auch das erste Schweizer Tor aus einer Spielsituation heraus nach über 500 (!) Minuten.

Die Freude bei den Spielern, Trainer und den 30’000 Fans im ausverkauften Stade de Genève währte allerdings kurz. Nur zwei Minuten später profitierte Quagliarella von einer Unkonzentriertheit in der Schweizer Abwehr und egalisierte per Kopf.

Während Torhüter Diego Benaglio ohne Abwehrchance blieb, muss sich Innenverteidiger Philippe Senderos den Vorwurf gefallen lassen, den italienischen Stürmer nicht energisch genug beim Abschluss gestört zu haben.

Hitzfelds WM-Rezept sichtbar

Auf der Bank wird es Hitzfeld lobend in sein Heft notiert haben, wie sich seine Equipe nicht entmutigen liess und wiederholt für Hochgefahr vor dem Tor der Azzurri sorgte.

Erfreuliches Fazit zur Pause: Die Schweizer Elf, die am Dienstag beim 0:1 gegen Costa Rica noch uninspiriert-lethargisch agiert hatte, war kaum wieder zu erkennen. Das Spiel mit und ohne Ball klappte, die Pässe kamen an. Die Angriffsauslösung erfolgte effizient und mit Tempo, so dass die Platzherren mit nur wenigen Spielzügen Torgefahr kreierten.

Nachlassen in zweiter Hälfte

In der zweiten Hälfte konnten die Schweizer, auch bedingt durch die zahlreichen Auswechslungen, nicht mehr ganz an die Leistung in den ersten 45 Minuten anknüpfen.

Als Negativpunkt ragt der Ausfall von Valon Behrami heraus. Der Mittelfeldspieler musste den Rasen nach einer vermuteten Oberschenkelverletzung verlassen, die er sich ohne Einwirkung eines Gegners zugezogen hatte.

Dass er den Rest der Partie von Spielerbank aus verfolgte, gibt allerdings Anlass zur Hoffnung, dass es um den Stammspieler nicht allzu schlimm stehen dürfte.

Der grosse Applaus, den die Schweizer Fans in Genf den Schweizern mit auf den Weg nach Südafrika gaben, dürfte nach den Pfiffen am Dienstag in Sitten Balsam auf die Spielerseelen sein.

Renat Künzi, swissinfo.ch

Schweiz – Italien 1:1

Stade de Genève, 30’000 Zuschauer (ausverkauft). SR Piccirillo (Fr).

Tore: 10. Inler 1:0. 14. Quagliarella 1:1.

Startaufstellungen:

Schweiz: Benaglio; Lichtsteiner, Senderos, Grichting, Ziegler;
Behrami, Inler, Huggel, Fernandes; Frei, Nkufo.

Italien: Marchetti; Maggio, Bocchetti, Chiellini, Zambrotta;
Gattuso, Palombo; Cossu, Montolivo, Quagliarella; Pazzini.

16. Juni, Durban (16h): Spanien-Schweiz

21. Juni, Port Elizabeth (16h): Schweiz-Chile

25. Juni, Bloemfontein (20h30): Schweiz-Honduras

Der Mathematiker Roger Kaufmann von der ETH Zürich hat die Chance berechnet, mit der die Schweiz in Südafrika Weltmeister wird. Sie beträgt lediglich 1,1%, aber Träumen ist erlaubt…

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