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100’000 falsche Uhren geschreddert

Aussen fix - innen nix: Beschlagnahmte falsche Uhren kurz vor dem Schredder. Keystone

Fünf Tonnen gefälschte Schweizer Uhren sind unter der Aufsicht der Eidgenössischen Edelmetall-Kontrolle zerstört worden.

Diese spektakuläre Aktion soll eine Nachricht an die Adresse der Uhrenfälscher sein. Markenpiraten fügen der Schweizer Uhren-Produktion jährlich grossen Schaden zu.

Rund fünf Tonnen gefälschte “Schweizer” Uhren sind im freiburgischen Cressier vernichtet worden. Damit soll vor allem der wirtschaftliche Schaden aufgezeigt werden, welcher der Uhrenindustrie und der Volkswirtschaft durch die Markenpiraterie entsteht.

Und dieser Schaden ist gross. So rechnet der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) mit 800 Millionen Franken an jährlichen Umsatz-Einbussen, teilt die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) mit.

Produktpiraten schaden der Volkswirtschaft

Die Schweizer Uhrenindustrie produziert jährlich rund 26 Millionen Uhren. Diesen stehen schätzungsweise 30 bis 40 Millionen Fälschungen gegenüber.

Auch der volkswirtschaftliche Schaden ist laut EZV beträchtlich. Dem Staat entgehen damit nicht nur Einnahmen, es werden auch noch Arbeitsplätze gefährdet. Die Schweizer Uhrenindustrie beschäftigt momentan rund 40’000 Menschen.

Unter den Fälschungen leidet ausserdem der gute Ruf der Schweizer Uhren. “Fälschungen ruinieren das über Jahrzehnte aufgebaute Renommé”, schreibt die EZV.

Superbillige Produktion

Gemäss Laurent Paichot, Chef des Rechtsdienstes bei der FH, kostet die Produktion einer Fälschung im Schnitt 3 Franken. Die Fälscher achteten vor allem auf das Äussere. Die eingebauten Werke seien von billigster Qualität.

Bei den in Cressier vernichteten Uhren handelt es sich um Imitate, welche die Eidgenössische Edelmetall-Kontrolle (EMK) bei Stichprobenkontrollen im Import, Export und Transit seit 1998 beschlagnahmt hat. EMK und FH haben die Vernichtungsaktion gemeinsam veranlasst.

Bei einem Durchschnittsgewicht von 50 Gramm pro Uhr dürften am Mittwoch gut 100’000 Uhren geschreddert worden sein. In Asien werden Fälschungen normalerweise mit einer Strassenwalze platt gemacht. Dies ist in der Schweiz unzulässig.

Aus ökologischen Gründen müssten die Batterien vor der Vernichtung der Fälschungen entfernt werden, teilten die Verantwortlichen mit. Aus diesem Grund geschah die Schredderung auch bei einem Recycling-Unternehmen.

Doppelter Schaden

Importeure seien sich oft nicht bewusst, dass der Zoll verpflichtet ist, Uhrenfälschungen zu beschlagnahmen und vernichten zu lassen, hiess es bei der EZV. In diesem Fall gingen die Käufer gleich doppelt leer aus: Sie zahlen den Kaufpreis und erhalten keine Uhr.

Stellt der Zoll Uhrenfälschungen sicher, wird der Inhaber der Rechte informiert. Diesem steht es dann frei, juristische oder andere Schritte gegen den Käufer zu unternehmen.

Eine Rückforderung beim Verkäufer ist in den meisten Fällen zwecklos. Dies gilt besonders bei Bestellungen im Internet.

“Im Internet kann man Bücher oder so kaufen aber keinen Schmuck und keine Uhren”, sagt Daniel Monney von der EMK. Auch von Online-Auktionen wie bei e-Bay oder Ricardo sei abzuraten. “Da gibt es sehr viele gefälschte Sachen.”

Einfuhr für Privatgebrauch (noch) zulässig

Die Einfuhr von Fälschungen zum Privatgebrauch ist jedoch zulässig. Das ist für die Schweizer Uhrenindustrie ein grosses Problem. Sie will deshalb auf das Parlament einwirken, damit bei der Revision des Markenschutz-Gesetzen der Einfuhr von Fälschungen durch Private ein Riegel geschoben wird.

Das Eldorado der Fälscher ist Südostasien, allen voran China, woher die Mehrheit der Imitate stammen. Gefälschte Uhren kommen auch aus der Türkei, Italien oder Spanien.

swissinfo und Agenturen

Die Schweizer Uhrenindustrie produziert jährlich rund 26 Mio. Uhren.
30 bis 40 Mio. Exemplare werden jedes Jahr gefälscht.
Die Uhrenindustrie beklagt deshalb schätzungsweise 800 Mio. Franken Mindereinahmen pro Jahr.

Die Schweizer Uhrenindustrie blickt auf ein schwarzes Jahr 2003 zurück.
2004 soll ein wenig besser werden.
Im ersten Halbjahr sind die Exporte um 10% gestiegen.
Die Uhrenindustrie macht jährlich ungefähr 10 Mrd. Franken Umsatz
90% der Produktion wird exportiert.

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