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36. Solothurner Filmtage: Sechstägiges Wechselbad

Bruno Ganz (hier im Film Pani i Tulipani) wurde in Solothurn als bester Schauspieler ausgezeichnet. Keystone

Bei schönstem Sonnenschein sind am Sonntag (28.01.) die 36. Solothurner Filmtage zu Ende gegangen. Die Schweizer Filmbranche scheint mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken.

Ein sechstägiges Wechselbad, von nasskaltem Regenwetter zu strahlendem Himmelblau, von zähflüssigen pädagogischen Dokumentarfilmen zu intelligent unterhaltendem Erzählkino: So präsentierte sich die jährliche Werkschau des Schweizer Films am Jurasüdfuss.

Das Filmjahr 2000 war produktiv. Die Solothurner Filmtage zeigten aus der 230 Titel umfassenden Jahresproduktionen eine Auswahl von 122 Werken. Mit rund 30’000 Zuschauern wurden ebenso viele Besucher gezählt wie in den Vorjahren – viel mehr würde die Festivalinfrastruktur auch gar nicht vertragen.

Die Filme

Wenn auch das Kinojahr mit Produktionen wie Markus Imbodens “Komiker”, Xavier Kollers “Gripsholm” oder Silvio Soldinis “Pane e tulipani” vergleichsweise erfolgreich war, gab es in Solothurn kaum neue Entdeckungen zu machen.

Das Highlight bei den Spielfilmen war zugleich die einzige Spielfilmpremiere: Die deutsche Produktion “Birthday” von Stefan Jäger. Der für nur rund 100’000 Franken hergestellte Film um eine Jugendfreundschaft von zwei Männern und zwei Frauen ist ein ideales Beispiel eines geglückten Erstlingsfilms.

Jäger, der an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert hat zeigt grosses Talent im Umgang mit seinen Darstellern. «Birthday» ist ein sicherer Kandidat für den nächsten Schweizer Filmpreis.

Auch bei den langen Dokumentarfilmen waren Entdeckungen rar. “Big Mac Small World” war hier der herausragende Titel. Der Berner Peter Guyer ist auf der Hamburger-Route rund um den Globus gereist, um sechs McDonald’s-Angestellte zu porträtieren.

In China, Südafrika, Brasilien, den USA, Finnland und der Schweiz machen die sechs Protagonisten exakt die gleiche Arbeit, leben aber jeder in einer völlig anderen Kultur und gestalten ihre Freizeit ganz unterschiedlich. Auch Guyers Erstling hofft man auf der Nominierten-Liste des Schweizer Filmpreises 2002 zu finden.

Gute Stimmung

Einen weniger starken Jahrgang hatten die Kurzspielfilme. Highlights waren hier “Le terrain” von Lewis Häusler, der den Nahostkonflikt am Fussballspiel exemplifiziert, das Kammerspiel “Sans fin” von Rafael Wolf, Benjamin Kempfs Vater-Sohn-Geschichte “Ade”, oder der mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnete «Supernova» von Bettina Oberli.

Die Stimmung war jedenfalls gut in Solothurn. Es wurde, wie immer, viel über Film diskutiert. Und die Filmschaffenden betonten in grosser Einmütigkeit, dass die Krise des Schweizer Films nur mit substanziell mehr Geld zu lösen sei.

swissinfo und Agenturen

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