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50 Jahre im Zentrum der Wissenschaften

Das ehemalige Palais des equilibres der Expo.02 hat im Cern seine zweite Bestimmung gefunden. Keystone

Internationale Persönlichkeiten aus Forschung und Politik, darunter Bundespräsident Joseph Deiss, haben am Dienstag in Genf das goldene Jubiläum des CERN begangen.

In den letzten 50 Jahren hat das Europäische Labor für Teilchenphysik massgeblich zum Verständnis des Universums beigetragen.

Die multikulturelle Kombination von Wissenschaftern, eine Belegschaft aus 80 Ländern sowie das ehrgeizige Streben nach den Geheimnissen des Ursprungs des Universums machen aus dem CERN ein Physik-Labor, das einzigartig auf der Welt ist.

Am Dienstag treffen sich Forscher und Staatsoberhäupter aus der Schweiz, Frankreich und Spanien zu einer speziellen Zeremonie in Genf, um die bedeutende Leistung des CERN zu würdigen.

Bei dieser Gelegenheit wird auch das Zentrum “Globe of Science and Innovation” eingeweiht. Es ist ein Geburtstagsgeschenk der Schweiz und dient als neues Kontakt- und Besucher-Zentrum.

Der Geist des CERN

“In den letzten 50 Jahren war das CERN der Treffpunkt für Forschende aus allen Ländern, Kulturen, Regionen und Völkern”, sagt Charles Kleiber, Schweizer Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, gegenüber swissinfo.

Hier seien politische Streitereien und Abneigungen bedeutungslos. “Das ist eben der Geist des CERN, der dem Labor auch geholfen hat, uns das Wesen und den Beginn der Welt zu erklären”, so Kleiber.

Nach den Worten von Robert Aymar, Generaldirektor des Zentrums, übt die internationale Identität des CERN einen erheblichen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss auf die Genfersee-Region aus.

Schon bevor es das CERN gab, sei Genf eine international ausgerichtete Stadt gewesen, sagt Aymar. “Doch mit seinem Wachstum hat das Labor dazu beigetragen, aus Genf eine noch internationalere Stadt zu machen.”

Die Forschung spreche weltweit dieselbe Sprache, und im CERN sei die Forschung das einzige Ziel, so Aymar.

Abenteuer Wissenschaft

Das CERN war eines von Europas ersten Joint Ventures. Es wurde 1954 von zwölf Ländern, inklusive der Schweiz, gegründet. Heute machen 20 Nationen mit.

Der Hauptsitz des CERN liegt in Genf. Doch die weltweit grössten, sich der Länge nach hinstreckenden Untergrund-Labors, gehen tief bis in französisches Gebiet hinein.

Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit hat laut Kleiber einen Geist der “Forschung ohne Grenzen” sowohl in Europa als auch in der Welt gefördert.

Das CERN sei eigentlich schweizerisch, aber auch französisch oder englisch, sagt der Staatssekretär. “Es dient als Bindeglied für alle europäischen Nationen und zeigt auf, dass das Abenteuer Wissenschaft ein gemeinsames ist und alle Länder betrifft.”

Verschiedenen nicht-europäischen Ländern wie Indien, Israel und den USA, aber auch Russland und der Türkei, wurde der Beobachter-Status eingeräumt.

Innovation

Über die Jahre hinweg erbrachte die Arbeit am CERN drei Nobel-Preise für in Genf arbeitende Physiker. Auch bedeutende Fortschritte in Technologie und Ingenieurwesen wurden erreicht.

Im CERN schliesslich erfand man in den frühen neunziger Jahren das World Wide Web, damit die Teilchen-Physikerinnen und -Physiker einfacher miteinander kommunizieren konnten.

Heute ist das “www” für Millionen von Computer-Nutzern ein Alltagsinstrument.

Das CERN war auch führend im Entwickeln von Teilchen-Beschleunigern. Mit hoher Energie beschleunigen Richtstrahler diese Partikel, wobei elektromagnetische Felder im Einsatz sind. Von Nutzen ist dies für Industrie, Medizin und Forschung.

Ausgerichtet ist die Anlage gegenwärtig auf die Fertigstellung des “Large Hadron Collider” – des weltweit leistungsfähigsten Teilchen-Beschleunigers. Diese Einrichtung ist derart leistungsstark, dass erwartet wird, dass sie der Wissenschaft ein neues, bisher nie da gewesenes Verständnis über die vier Grundkräfte der Natur öffnet.

Der “Large Hadron Collider” sollte 2007 einsatzbereit sein. Er dürfte bei der Entdeckung mithelfen, ob im Universum mehr existiert, als das Auge zu sehen vermag.

swissinfo, Anna Nelson in Genf
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Das Europäisches Labor für Teilchenphysik (Centre européen pour la recherche nucléaire – CERN) in Genf ist das weltweit grösste derartige Laboratorium.

Die Erforschung von Elementarteilchen braucht derart hochstehende und teure Apparaturen, dass die meisten europäischen Länder allein kein derartiges Labor zustande brächten.

Insgesamt arbeiten rund 7000 Wissenschafter aus 80 Ländern an CERN-Projekten. In der Standort-Region schafft das CERN rund 3000 Arbeitsplätze.

Laut dem Kanton Genf hat das CERN eine Reihe von Telekom- und Technologie-Unternehmen in die Genfersee-Region gelockt.

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