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ABB: Schluss-Strich unter Asbestvergleich

Der Konzern schliesst eine 16-jährige Geschichte ab. Keystone

Das 1,43-Miliarden-Dollar Asbest-Abkommen des Elektrotechnik-Konzerns ist unter Dach. Bis zum Ablauf der letzten Frist sind keine Einsprachen eingegangen.

Damit hat der Konzern das belastende Kapitel Combustion Engineering abgeschlossen. Der Vergleich schliesst künftige Forderungen aus.

“Das ist ein Meilenstein in der Geschichte von ABB”, wird ABB-Chef Fred Kindle in einer Mitteilung zitiert. Der rund 1,43 Mrd. Dollar schwere Vergleich beseitige eine jahrelange Unsicherheit. Der Vergleichsplan sei nun endgültig und könne umgesetzt werden. Beim zuständigen US-Bezirksgericht gingen bis zum Ablauf der endgültig letzten Frist am Freitag um Mitternacht keine Einsprachen ein.

Gemäss der Vereinbarung wird die amerikanische ABB-Tochter Combustion Engineering (CE), gegen die sich die Klagen von Asbest-Opfern gerichtet hatten, unter Gläubigerschutz nach “Chapter 11” gestellt. Die Gesellschaft soll erhalten bleiben, für ABB aber nahezu keine Bedeutung mehr haben.

Keine zusätzlichen Ansprüche

Vom Vergleich profitierten beide Seiten, ABB und die Asbest-Kläger. ABB zahlt 1,43 Mrd. Dollar – teils in Aktien, teils in bar – in einen Fonds. Um die Auszahlung der Gelder an die Asbest-Geschädigten kümmert sich danach ein Trust.

Dem nun getroffenen Vergleich für CE unterliegen laut ABB auch mögliche künftige Forderungen. Der schwedisch-schweizerische Konzern habe keine zusätzlichen Ansprüche mehr zu erwarten.

Die Asbestklagen waren mit ein Grund, weshalb der ABB-Konzern vor einigen Jahren tief in die roten Zahlen fiel und nahe am Abgrund stand.

Insgesamt haben die Klagen gegen die CE welche ABB 1990 für 1,6 Mrd. Dollar gekauft hatte, den Konzern über zwei Mrd. Dollar gekostet. Zusätzlich zu den 1,43 Mrd., die nun in den Trust gehen, hat ABB bereits rund 1,1 Mrd. Dollar an Kläger ausbezahlt. Eine halbe Milliarde davon war durch Versicherungen gedeckt.

Lummus Global noch hängig

Ganz erledigt ist das Thema Asbestfälle für ABB aber auch jetzt noch nicht. Noch am Laufen sind die separaten Verhandlungen zu einem Reorganisationsplan im Zusammenhang mit den Forderungen gegenüber der US-Tochtergesellschaft Lummus Global.

Diesem haben gemäss ABB inzwischen 96% der Kläger zugestimmt. Eine Einigung sei in sehr naher Zukunft zu erwarten.

swissinfo und Agenturen

Die Asbest-Klagen sind eine Spätfolge der Combustion Engineering-Übernahme durch ABB im Jahr 1990.

Combustion Engineering hatte in den 1970er-Jahren asbestverseuchte Heizkessel hergestellt und war deswegen zum Zeitpunkt des Kaufs bereits in ein Verfahren verwickelt.

Mitte der 1990er-Jahre wurde daraus eine Lawine von Prozessen. Im Februar 2003 erklärte sich die CE bankrott, weil die zu erwarteten Strafzahlungen das Betriebsvermögen überstiegen.

ABB schlug vor, 1,2 Mrd. Dollar in einen Fonds zu geben, um damit künftige Urteile zu decken. Im Dezember 2004 lehnte ein US-Gericht diesen Vorschlag ab.

ABB erhöhte im März 2005 das Angebot um 230 Mio.

Am 28. Februar 2006 hiess ein US-Bezirksgericht schliesslich die Abfindung gut.

Nun ist die 30-tägige Einsprachefrist abgelaufen.

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