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Abbau bei Tornos geht weiter

Holzkreuze vor Tornos in Moutier - damit protestiert die Gewerkschaft SMUV gegen den geplanten Stellenabbau. Keystone Archive

Die Krise in der Schweizer Maschinenindustrie dauert an: Der angeschlagene Drehautomaten-Hersteller Tornos im bernischen Moutier baut weitere 150 Arbeitsplätze ab.

Ein Sozialplan existiert nicht – zum Missfallen der Gewerkschaften.

In Moutier gehen 100 Stellen verloren, der Rest wird im Ausland gestrichen, wie die Konzernleitung am Mittwoch vor den Medien bekannt gab.

Zudem wird für rund 100 Angestellte in Moutier ab Januar Kurzarbeit eingeführt. Das Unternehmen reagiert mit der jüngsten Massnahme auf die anhaltende Konjunkturflaute.

Zur Erinnerung: vor anderthalb Jahre hatte Tornos noch 1200 Personen beschäftigt, 1000 davon in Moutier. Ende Juni 2002 beschloss die Generalversammlung den Abbau von 310 Arbeitsplätzen.

Mit dem nun angekündigten Abbau wird die Gruppe ab 2003 insgesamt noch über 600 Mitarbeitende zählen, davon rund 500 in Moutier.

Kein Sozialplan

Die Entlassungen erfassten alle hierarchischen Stufen, sagte der Delegierte des Verwaltungsrats, Raymond Stauffer. Die Massnahme betreffe vor allem Stellen, die nicht in der Produktion angesiedelt seien. In den nächten Wochen werden die Kündigungen ausgesprochen.

Tornos verfügt laut Verwaltungsratspräsident François Frôté nicht über die nötigen finanziellen Mittel, um einen Sozialplan zu erstellen. Zum Missfallen der Gewerkschaft SMUV: Sie will auf einem Sozialplan beharren und Tornos Alternativen zu den 150 Entlassungen präsentieren.

Am fehlenden Sozialplan stören sich auch die Berner und die jurassische Regierung. Für den Kanton Jura, wo rund ein Drittel der Tornos-Angestellten wohnhaft ist, ist die neue Entlassungswelle ein herber Rückschlag. Die im Juli in Moutier eingerichtete Stellenbörse soll nun an die neue Situation angepasst werden, liessen die beiden Regierungen verlauten.

Die Behörden der Stadt Moutier verlangen vom Kanton und der Eidgenossenschaft Unterstützung für die krisengeplagten Firmen in der Region. Kritisiert wird insbesondere die Ungleichbehandlung von Swiss Dairy Food und Tornos.

Rückkehr in Gewinnzone angestrebt

Der Abbau ermögliche es, dass der Fortbestand und die Rentabilität von Tornos gesichert würden, sagte Verwaltungsratspräsident François Frôté. Die Firma rechne damit, 2003 wieder ihr Gleichgewicht zu finden.

Eine “schwarze Null” sei angesichts unverändert trüber Konjunkturaussichten ein realistisches Ziel. Erreicht werden soll sie mit Sparmassnahmen, innerbetrieblichen Anstrengungen und neuen Kooperationen.

Wegen der Zurückhaltung bei den Investoren und der schwachen Auftragslage korrigierte der Drehautomaten-Hersteller im weiteren die Umsatzerwartung für das kommende Jahr nach unten.

swissinfo und Agenturen

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