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Adecco entlässt seinen Chef

Klaus J. Jacobs ist der neue starke Mann bei Adecco. Keystone

Adecco, die weltgrösste Personal-Vermittlerin mit Sitz in der Schweiz, hat einen neuen Chef: Jérôme Caille wird durch Klaus Jacobs ersetzt.

Cailles Stuhl hatte schon seit einiger Zeit gewackelt. Nun nimmt er per sofort den Hut, wie der Konzern mitteilte.

Der 69-jährige Jacobs war bisher im Verwaltungsrat als Co-Präsident vertreten. Neu wirkt er als Konzernchef und Verwaltungsratspräsident, wie Adecco am Dienstag mitteilte.

Gleichzeitig rückt Verwaltungsrat und Ex-ABB-Chef Jürgen Dormann zum Vize auf. Philippe Foriel-Destezet tritt als Co-Präsident zurück, bleibt aber im Verwaltungsrat.

Die Palastrevolution bei Adecco kommt insofern überraschend, als sich die beiden beherrschenden Aktionäre Jacobs und Foriel-Destezet im Gefolge der Buchhaltungs-Affäre im letzten Jahr zusammenrauften und sich gemeinsam in das VR-Präsidium teilten.

Nun übernimmt der ehemalige Kaffee-Industrielle und Financier doch die alleinige Kontrolle.

Ungenügende Leistung

Zum abrupten Abgang von Caille, der dem Konzern seit 2002 als CEO vorstand, sagte Jacobs, der Verwaltungsrat sei zum Schluss gekommen, es sei richtig, mit einem neuen Konzernchef neue Horizonte anzusteuern.

Ein Strategiewechsel sei aber nicht geplant. Jacobs liess durchblicken, dass der Verwaltungsrat mit der Performance Cailles nicht zufrieden war. Zudem sollen die unter Caille genannten Ziele neu definiert werden.

Beteiligung erhöhen

Der Milliardär Jacobs gab zudem bekannt, dass er und seine Familie in zwei Schritten je zwölf Millionen Aktien von Foriel-Destezet beziehungsweise von dessen Akila Finance übernehmen. Der Preis wird geheim gehalten.

Die Jacobs-Familie wird nach der Transaktion eine Beteiligung von 29,3% an Adecco halten.

Jacobs stellte Spannungen mit dem französischen Grossaktionär Foriel-Destezet in Abrede und betonte, man habe alle wichtigen Entscheide seit der Gründung der Adecco gemeinsam beschlossen.

Dazu gehöre auch die Ernennung von Caille zum Konzernchef im Jahre 2002. Foriel-Destezet, der im September 70 Jahre alt geworden sei, wolle aus Altersgründen kürzer treten. Er werde aber einige Aktien behalten.

Probleme mit Buchhaltung

Jacobs hatte im Februar 2004 nach den Buchhaltungsproblemen bei Adecco die Rückkehr in den Verwaltungsrat beschlossen, aus dem er zwei Jahre zuvor zurückgetreten war.

Damals war auch über tief greifende Differenzen zwischen den beiden Grossaktionären berichtet worden, und Jacobs hatte das Management unter Caille öffentlich scharf kritisiert.

Zur Palastrevolution kam es aber nicht. Ende Juni übernahmen Jacobs und Foriel-Destezet vielmehr gemeinsam das VR-Präsidium.

Die jüngste Entwicklung scheint durch den Geschäftsgang bei Adecco ausgelöst worden sein. Der weltweite Branchenleader enttäuschte die Finanzgemeinde vergangene Woche mit den Zahlen für das dritte Quartal.

Die Börse reagierte positiv auf die personellen Änderungen bei Adecco. Die Aktien des Stellenvermittlers notierten am Dienstagvormittag deutlich im Plus.

swissinfo und Agenturen

Adecco ist die grösste Personalvermittlungs-Agentur der Welt.
Sie entstand 1996 aus den Unternehmen Adia und der französischen Ecco.
Das Unternehmen beschäftigt 30’000 Mitarbeitende in 70 Ländern (6000 Niederlassungen).
Pro Jahr werden weltweit knapp vier Mio. Menschen an 250’000 Unternehmen vermittelt.

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