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AKTIEN FRANKFURT: Börsen brechen Erholungsversuch ab – Nervosität bleibt hoch

FRANKFURT (awp international) – Der deutsche Aktienmarkt ist am Mittwoch bei anhaltend hoher Nervosität auf Berg- und Talfahrt gegangen. Der Leitindex Dax reduzierte zunächst sein anfänglich deutliches Minus und lugte am Nachmittag ins Plus, bevor er zuletzt wieder um 0,85 Prozent auf 5.620,73 Punkte abrutschte. Der MDax gab 0,58 Prozent auf 7.513,02 Zähler ab, der TecDax verlor 0,27 Prozent auf 807,38 Punkte.
Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank zufolge bleiben die Börsianer nervös. Während gute Ausblicke von Marktführeren wie SAP und Siemens zumindest das Risiko an den Börsen begrenzten, blieben beispielsweise die Banken ein Bremsschuh. Die Pläne von US-Präsident Barrack Obama, den Sektor stärker zu kontrollieren, und auch die weiter hohen Risikovorsorgen hielten die Branche unter Druck. Am Markt sorge diese Gemengelage aktuell für eine seitwärtsgerichtete Tendenz mit allerdings starken Schwankungen. Halver sagte: “Der Markt hat die Hoffnung auf eine Stabilisierung gespielt – nun wollen die Händler Fakten sehen.” Die USA lieferten dann negative Impulse, die den Erholungsversuch der Börsen zu nichte machten. Der verhaltene Ausblick des weltgrössten Baumaschinenherstellers Caterpillar , der laut Halver als Aushängeschild der konjunktursensitiven Unternehmen mit Asien-Engagement gilt, belaste.
Die SAP-Aktien gewannen nach endgültigen Zahlen für 2009 und einem Ausblick auf das neue Jahr 0,20 Prozent auf 32,785 Euro. Europas grösster Softwarehersteller will 2010 die Krise hinter sich lassen und wieder Umsatz und Gewinn steigern. Ein Händler stufte die Zahlen in einer ersten Reaktion “etwas besser als erwartet” ein. Positiv sei die Aussicht auf eine weiterhin strenge Kostenkontrolle und das Ziel einer weiteren Margenverbesserung. Unterdessen kündigte SAP an, inbesondere in Schwellenländern wie den BRIC-Staaten, Erlös und Gewinn steigern zu wollen. An die Dax-Spitze kletterten die BASF-Aktien mit plus 1,10 Prozent auf 40,355 Euro. Börsianern zufolge wirken Aussagen von Vorstand Harald Schwager vom Dienstagnachmittag positiv nach. Der weltgrösste Chemiekonzern komme dank besser laufender Geschäfte in Asien und Südamerika wieder langsam aus der Krise. Das begünstigt laut Händlern eine Reaktion auf den jüngsten Kursrutsch.
Zu den grössten Verlierern zählten unterdessen die Autowerte: die Vorzüge von Volkswagen (VW) rutschten am Indexende um 2,85 Prozent auf 56,15 Euro ab. Auch Banken mussten Federn lassen. Die spanische Grossbank BBVA erlitt im abgelaufenen Jahr wegen fauler Kredite erneut einen Gewinnrückgang und die Aktien mussten deutliche Kursverluste hinnehmen. Im Dax büssten Deutsche Bank 1,85 Prozent auf 43,68 Euro ein und Commerzbank-Titel verbilligten sich um 1,77 Prozent auf 5,890 Euro. “Die Aktien der Banken werden nach wie vor von den Obama-Plänen heimgesucht, aber auch von einer geplanten Liquiditätsverknappung in China und einem in diesem Jahr anfälligen Kreditportfolio”, urteilte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Die BBVA mit ihren Zahlen habe hingegen auf die deutschen Werte so gut wie keinen Einfluss. Vielmehr habe sie aufgrund der spanischen Immobilienkrise besondere Probleme.
Im MDax rutschten Wacker Chemie am Indexende in Reaktion auf überraschend vorgelegte Zahlen um 5,08 Prozent auf 102,75 Euro ab. Der Halbleiter-Zulieferer und Chemiekonzern berichtete von Sonderbelastungen in Höhe von 340 Millionen Euro. Ein Analyst sah die Zahlen im Rahmen seiner Erwartungen und bezeichnete die negative Reaktion wegen der ausserordentlichen Belastungen als Kaufgelegenheit. Zweitschlechtester MDax-Wert waren HeidelbergCement, die nach schwachen Zahlen von Cemex 3,45 Prozent auf 44,365 Euro verloren. Der mexikanische Wettbewerber habe im vierten Quartal einen deutlichen Nettoverlust hinnehmen müssen, nachdem sich der Zementmarkt nicht habe erholen können. Analyst Norbert Kretlow von der Commerzbank sieht “moderat negative Implikationen von Cemex für HeidelbergCement”. Allerdings gebe es auch positive Aspekte, da die Mexikaner von ersten Anzeichen einer Stabilisierung in einigen Märkten gesprochen hätten.
Positiv entwickelten sich bei den mittelgrossen Werten die Aktien von Sky Deutschland , die mit plus 6,12 Prozent auf 1,872 Euro an die Indexspitze kletterten. Laut “Handelsblatt” will der Bezahlsender künftig mehr Geld mit Fernsehwerbung erlösen. Zusätzliche Unterstützung bekommt die Aktie Händlern zufolge von einer Studie von Merrill Lynch. Analyst Daniel Kerven hatte die Aktie mit “Buy” und dem Kursziel 3,20 Euro aufgenommen. Südzucker zogen mit 3,53 Prozent ins Plus auf 17,030 Euro. Händler verwiesen auf Pläne der EU-Kommission die Exportquote für Zucker anzuheben./fat/ck
— Von Frederik Altmann, dpa-AFX —

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