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AKTIEN FRANKFURT: Dax dreht ins Plus – ‘Politische Börsen haben kurze Beine’

FRANKFURT (awp international) – Der Dax hat am Dienstag seine Verluste sukzessive wettmachen können und ins Plus gedreht. Am frühen Nachmittag stand der deutsche Leitindex 0,12 Prozent höher bei 7.330,88 Punkten. Die anderen Indizes konnten ihr Minus deutlich verringern: Der MDax der mittelgrossen Werte gab zuletzt noch 0,51 Prozent auf 10.285,95 Punkte ab und der TecDax verlor 0,50 Prozent auf 896,58 Punkte.
“Politische Börsen haben meist kurze Beine”, sagte Analyst Manfred Hübner von Analysehaus Sentix mit Blick auf die anhaltenden Sorgen über die politischen Unruhen in Nordafrika. Diese hatten den Dax am Vortag noch knappe anderthalb Prozent ins Minus gedrückt. Die jüngsten Stimmungsdaten zeigten, dass die Anleger eine Korrektur erwartet und auf Einstiegskurse gehofft hätten, da die wochenlange Aufwärtsbewegung an den Börsen viele auf dem falschen Fuss erwischt habe, so der Experte weiter. Nun herrsche Unsicherheit, ob die Unruhen in Libyen nur zwischenzeitlich oder dauerhaft belasteten. Hübner selbst ist optimistisch und glaubt an eine lediglich technische Korrektur, da die mittelfristigen Sentimentdaten für einen anhaltenden Optimismus sprächen.
Auf der Nachrichtenseite rückten Q-Cells, Kabel Deutschland und die Aareal Bank mit Zahlen in den Fokus. Am späteren Nachmittag könnten zudem noch einige US-Daten Impulse geben.
Q-CELLS TROTZ SCHWARZER ZAHLEN SEHR SCHWACH
Im TecDax drückten Gewinnmitnahmen Q-Cells trotz guter Eckzahlen mit 3,90 Prozent auf 3,180 Euro ins Minus. Zwar erzielte der Solarkonzern dank des erfolgreichen Geschäftsumbaus 2010 wieder schwarze Zahlen und übertraf die Analystenprognosen, allerdings monierten Börsianer den nur verhaltenen Ausblick für das laufende Jahr. Zudem hat sich die Aktie, die 2010 mit einem Minus von bis zu 85 Prozent zu den grössten Verlierern am deutschen Aktienmarkt gezählt hatte, seit Jahresbeginn bereits um bis zu 40 Prozent erholt.
Der im MDax-notierte Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland verzeichnete dank starker Geschäfte mit dem Kombi-Produkt Internet/Telefon ein erwartungsgemäss solides drittes Geschäftsquartal. Ein Händler monierte aber, der Nettogewinn sei hinter den Schätzungen zurückgeblieben. Die bis vergangenen Freitag stark gelaufenen Aktien sanken um 2,34 Prozent auf 38,330 Euro. Die Zahlen der Aareal Bank fielen laut einem Händlerkommentar zum Teil etwas besser als erwartet aus, was den Papieren satte Gewinne von 8,15 Prozent auf 24,875 Euro bescherte. Der von mehreren Börsianern als “nur vage” eingeschätzte Ausblick hatte die Kursentwicklung lediglich kurzfristig belastet.
MAN DANK ÜBERNAHMEFANTASIEN AN DAX-SPITZE
Übernahmefantasien katapultierten die Aktien von MAN mit plus 3,11 Prozent auf 89,09 Euro an die Dax-Spitze. Laut der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” steht die milliardenschwere Übernahme des Nutzfahrzeug- und Motorenherstellers im Auftrag der Anteilseigner um Volkswagen (VW) bevor. Demnach soll MAN unter das Dach des schwedischen Konkurrenten Scania kommen. Dabei dürfte der Zeitung zufolge der durchschnittliche Aktienkurs der vergangenen drei Monate von derzeit rund 89 Euro zugrunde gelegt werden und könnte noch mit einem Aufschlag versehen werden. Die VW-Vorzüge rückten um 2,51 Prozent auf 120,30 Euro vor.
Die RWE-Titel sprangen deutlich an und gewannen zuletzt 0,90 Prozent auf 52,72 Euro. Händler verwiesen auf Medienberichte, denen zufolge der Versorger für 11 Milliarden Euro Unternehmensteile verkaufen wolle, um seine Verschuldung zu reduzieren. “Da die Verschuldung bei RWE ein grosses Problem ist, ist die Nachricht klar positiv für die Aktie”, kommentierte ein Börsianer. Dagegen sackten die Anteilsscheine der Lufthansa wegen des gestiegenen Ölpreises und einem negativen Analystenkommentar um 2,12 Prozent auf 14,975 Euro ab.
Bei Morphosys sorgte eine millionenschwere Meilensteinzahlung aus einer Antikörper-Allianz mit dem Schweizer Pharmakonzern Novartis für gute Stimmung: Die Papiere des Biotechnologie-Unternehmens gewannen 1,28 Prozent auf 19,850 Euro. “Die heutige Nachricht ist ein weiterer Beweis dafür, dass Morphosys über ein grossartiges Geschäftsmodell verfügt”, urteilte Analyst Martin Possienke von Equinet. Zudem rechnet er damit, dass das erste Geschäftsquartal des Unternehmens ein Rekordquartal werden wird. “Morphosys ist unseres Erachtens ein Muss im Portfolio”, so der Experte./gl/ck

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