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AKTIEN FRANKFURT: Freundlich dank positiver Grundstimmung

FRANKFURT (awp international) – Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Freitag dank einer positiven Grundstimmung recht freundlich entwickelt. Gegen Mittag stieg der Dax um 0,94 Prozent auf 7.107,25 Punkte. Am Vortag hatte der Leitindex zwar wegen einiger Unsicherheiten auch aus dem Bankensektor mit dem Stresstest in Irland moderat tiefer geschlossen. Das turbulente erste Quartal ging aber mit einem Plus von knapp zwei Prozent halbwegs versöhnlich zu Ende. Der MDax der mittelgrossen Werte rückte am Freitag um 1,25 Prozent auf 10.438,90 Punkte vor, und für den TecDax ging es um 0,74 Prozent auf 937,45 Punkte hoch.
Chefhändler Oliver Roth von Close Brothers Seydler sprach von einer “überraschend optimistischen” Stimmung. “Viele Anleger, die sich wegen der Ereignisse in Japan aus dem Aktienmarkt zurückgezogen hatten, kehren jetzt wieder zurück.” Auch charttechnisch sieht es für den Dax nach Einschätzung des Experten sehr gut aus: “Selbst wenn wir heute die 7.100-Punkte-Marke nicht halten können, wird er in den kommenden Wochen wahrscheinlich auf 7.300 bis 7.400 Punkte steigen.” Hauptgrund dafür sei die weiter üppig vorhandene Liquidität, die in den Markt dränge. Andere Börsianer verwiesen darauf, dass am Freitagnachmittag der US-Arbeitsmarktbericht noch Impulse bringen könnte.
RWE KLAGT GEGEN AKW-ABSCHALTUNG
Unternehmensnachrichten waren vor dem Wochenende zwar Mangelware. Für etwas Gesprächsstoff sorgte indes der Energiekonzern RWE mit einer Klage gegen die vorübergehende Abschaltung des Atomkraftwerks Biblis A in Hessen. Nach Einschätzung von Experten hat RWE gute Chancen, da die Begründung für die zwangsweise Abschaltung von sieben alten Meilern rechtlich umstritten ist. Die RWE-Titel gewannen unterdurchschnittliche 0,66 Prozent auf 45,240 Euro. Für die Aktien des Konkurrenten Eon , der diesem Beispiel nicht folgen will, ging es um 1,00 Prozent auf 21,765 Euro hoch.
“Die Klage war keine Überraschung mehr, nachdem RWE gestern schon mitgeteilt hatte, darüber nachzudenken”, kommentierte ein Händler die unspektakuläre Kursentwicklung. Nach Einschätzung eines Analysten begeht RWE mit dem Gang vor Gericht aber einen “wahrscheinlich sehr grossen Fehler”. Zwar vertraue der Konzern möglicherweise zu Recht auf einen juristischen Sieg. Doch wegen der besonders hohen Sensibilität der deutschen Bevölkerung beim Thema Atomkraft habe die Bundesregierung keine Alternativ zum Moratorium gehabt. Mit seiner Klage riskiere RWE deshalb sowohl einen Imageschaden als auch eine dauerhaft gestörte Beziehung zur Politik, was auf den Konzern zurückfallen könnte.
FINANZ- UND PHARMAWERTE LEGEN ZU
Die Finanzwerte entwickelten sich mehrheitlich positiv. Von Händlern hiess es, der Ausgang der irischen Stresstests für das irische Bankensystem wirke auf den zweiten Blick positiv. Die Titel der Deutschen Bank gewannen 1,46 Prozent auf 42,090 Euro. Auch Versicherungswerte waren vorne mit dabei: Allianz verteuerten sich um 0,98 Prozent auf 100,00 Euro und Munich Re stiegen um 1,04 Prozent auf 112,15 Euro. Zu den schwächsten Dax-Werten gehörten indes die der Commerzbank mit einem Minus von 0,07 Prozent auf 5,495 Euro. Sie hatten schon am Vortag unter anhaltenden Sorgen um eine Kapitalerhöhung gelitten.
Eine positive Branchenstudie gab den Papieren der Pharmaunternehmen Auftrieb. UBS-Analyst Gbola Amusa stufte den europäischen Pharmasektor auf “Übergewichten” hoch. Er bevorzugt europäische Unternehmen wie etwa Bayer. Die Aktie gehöre zu seinen “Top Picks”. Die Europäer seien stärker in den Schwellenländer-Märkten engagiert und auch mit ihren Geschäftsmodellen breiter aufgestellt, heisst es zur Begründung. Damit könnten sie sich besser gegen Bedrohungen der Branche etwa durch Nachahmer-Produkte (Generika) stemmen. Für die Bayer-Titel ging es um 1,79 Prozent auf 55.620 Euro hoch. Die Aktien des Chemie- und Pharmakonzerns BASF legten um 0,64 Prozent auf 61,420 Euro zu.
SYMRISE NACH HOCHSTUFUNG SEHR FEST
Im MDax profitierten die Symrise-Aktien mit Gewinnen von 3,72 Prozent auf 21,460 Euro ebenfalls von einem Analystenkommentar. Die Deutsche Bank stufte die Titel des Aromen- und Duftstoffherstellers in Erwartung guter Quartalszahlen hoch. Angetrieben von den Schwellenländer-Märkten dürfte der Konzern ein robustes Umsatzwachstum verzeichnet haben, schrieb Analystin Virginie Boucher-Ferte. Dagegen büssten die Anteilsscheine von Heidelberger Druck 0,24 Prozent auf 3,331 Euro ein. Börsianer zeigten sich enttäuscht, dass der Druckmaschinenhersteller anders als erhofft bei der Ablösung einer bisherigen durch eine neue Anleihe keine wesentlich besseren Konditionen herausschlagen konnte./gl/rum
— Von Gerold Löhle, dpa-AFX —

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