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AKTIEN FRANKFURT: Indizes trotz guter US-Arbeitsmarktzahlen im Minus

FRANKFURT (awp international) – Trotz guter Zahlen vom US-Arbeitsmarkt und positiver Unternehmensdaten haben die deutschen Aktienmärkte am Freitag Verluste verbucht. Der Leitindex Dax sank um 0,50 Prozent auf 5.878,46 Punkte. Der MDax verlor 1,36 Prozent auf 7.783,91 Punkte, der TecDax büsste 1,11 Punkte auf 761,12 Punkte ein. Händler begründeten das damit, dass die Sorgen um die Schuldenkrise in der Eurozone alles überlagerten.
“Es ist nach wie vor so, dass die Leute Richtung Griechenland schauen”, sagte Analyst Heino Ruland von Ruland Research. In einer solchen Situation hätten auch die US-Arbeitsmarktzahlen nur einen “kurzfristigen Einfluss”. In den USA war die Beschäftigtenzahl im April deutlicher als erwartet um 290.000 gegenüber dem Vormonat gestiegen. Analysten sprachen von einem insgesamt guten Bericht. Der US-Arbeitsmarkt habe die Kehrtwende geschafft. Ähnlich bewertete Portfolio-Manager Heiko Veit von der Metzler Investment GmbH die Lage: “Die Makrosituation überschattet alles, die ist ausgesprochen angespannt.” An den Unternehmenszahlen liege die negative Entwicklung nicht.
HISTORISCHER KURSRUTSCH AN DER WALL STREET
Für starke Verluste zu Handelsbeginn hatten am Freitagvormittag zunächst die Turbulenzen an der Wall Street am Vortag gesorgt. Dort hatte es einen der heftigsten Kursstürze der Geschichte gegeben. Genau so schnell war es wieder nach oben gegangen, bis der Dow Jones mit einem Minus von gut 3 Prozent bei 10.520 Punkten geschlossen hatte. “Das war wie eine Apokalypse für den computergesteuerten Handel”, sagte Stefan de Schutter vom Wertpapierhandelsunternehmen Alpha.
Im Blickpunkt der Anleger waren am Freitag Finanzwerte, nachdem am Vortag der US-Bankenindex 4,53 Prozent verloren hatte. Allerdings verlor die Deutsche Bank mit minus 0,25 Prozent auf 47,550 Euro vergleichsweise wenig. Papiere der Commerzbank profitierten von einer Hochstufung und gewannen 2,53 Prozent auf 5,795 Euro.
DEUTSCHE BÖRSE VERLIERT KRÄFTIG
Bayer-Papiere verloren zwar 0,41 Prozent auf 46,21 Prozent, entwickelten sich damit aber noch etwas positiver als der Gesamtmarkt. Zuvor war bekannt geworden, dass die US-Arzneimittelbehörde FDA Bayers Verhütungspille Natazia genehmigt hatte. Nach unten ging es auch für die Deutsche Börse – um 2,41 Prozent auf 53,75 Euro. Händler sagten, dass nach dem Absturz an den US-Börsen Rufe nach strengeren Regeln beim Wertpapierhandel laut werden könnten.
Der grösste Gewinner im MDax war Heidelberger Druckmaschinen. Die Papiere gewannen 5,04 Prozent auf 6,040 Euro. Händlern zufolge kam den Aktien zugute, dass sie von HSBC heraufgestuft worden waren.
RHEINMETALL VERLIERT TROTZ GUTER ZAHLEN
Für Bewegung sorgten zudem Quartalszahlen. So berichtete der Rückversicherer Munich Re , dass Katastrophen das Unternehmen fast auf Finanzkrisen-Niveau zurückgeworfen haben. Laut Händlern fiel das Zahlenwerk aber dank des Kapitalanlageergebnisses dennoch “besser als erwartet” aus. Hinzu kommt, dass eigene Aktien im Wert von bis zu 1 Milliarde Euro zurückgekauft werden sollen. Trotz der positiven Einschätzung gab die Aktie um 1,30 Prozent auf 102,75 Euro nach.
Auch der Autozulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall legte gute Zahlen vor. Das Unternehmen hatte zu Jahresbeginn vom wieder anziehenden Autogeschäft profitiert und mehr verdient als erwartet. Der Umsatz war allerdings leicht unter den Schätzungen geblieben. Die Aktien gaben im MDax um 3,27 Prozent auf 49,575 Euro nach.
BERG- UND TALFAHRT FÜR PFLEIDERER
Mit roten Zahlen ins Jahr gestartet ist der Möbel- und Bauzulieferer Pfleiderer . Grund dafür waren vor allem anziehende Rohstoffkosten. Insgesamt traf das Zahlenwerk trotzdem die Schätzungen von Analysten. Die Papiere notierten im MDax nach einer Berg- und Talfahrt mit minus 1,87 Prozent bei 3,994 Euro.
Der Motoren- und Energieanlagen-Hersteller Tognum überraschte Börsianer mit seinen Zahlen trotz deutlicher Umsatzeinbussen positiv. Einem Analysten zufolge war die Entwicklung bei den Auftragseingängen überraschend gut, das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) habe auch leicht über seinen Erwartungen gelegen. Die Papiere gaben in dem schwachen Marktumfeld dennoch um 0,44 Prozent auf 14,720 Euro nach.
MEDIGENE MIT KLAREM KURSPLUS
Aurubis-Papiere gewannen nach Zahlen und einer Analysten-Hochstufung 2,70 Prozent auf 35,805 Euro. Der Umsatz von Europas grösster Kupferhütte war wegen höherer Kupferpreise um 50 Prozent auf 4,544 Milliarden Euro und der Gewinn auf 119 Millionen Euro gestiegen. Einem Händler zufolge habe der Umsatz die durchschnittlichen Erwartungen etwas übertroffen.
Als besser als erwartet bewerteten Experten auch das Zahlenwerk des Biotechnologie-Unternehmens Medigene – und das, obwohl sich der Nettoverlust von 1,933 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 2,335 Millionen Euro ausgeweitet hatte. Entsprechend der insgesamt positiven Händlereinschätzung verbuchten die Papiere ein Plus von 3,28 Prozent auf 2,830 Euro.
TEILWEISE STARKES MINUS BEI SOLARWERTEN
Im Minus notierten die meisten Solarwerte, nachdem der Bundestag am Vortag beschlossen hatte, die Förderung von Solarstrom zum 1. Juli zu kürzen. Q-Cells verloren 1,52 Prozent auf 6,150 Euro, Conergy gaben um 1,97 Prozent auf 0,747 Euro nach. Um 5,00 Prozent auf 20,880 Euro nach unten ging es für Papiere des Solarzulieferers Roth & Rau . Gegen den Trend gewannen Solarworld – ungeachtet einer Kurszielsenkung durch Nomura ? 4,89 Prozent auf 10,275 Euro./chs/la
— Von Christian Schultz, dpa-AFX —

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