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AKTIEN FRANKFURT: Kräftige Verluste – Rohstoffpreise und Berichtssaison im Fokus

FRANKFURT (awp international) – Nachgebende Rohstoffpreise haben am Donnerstag für deutliche Kursverluste am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Die Indizes folgten damit den negativen Vorgaben aus Übersee, wo sinkende Ölpreise zuvor bereits die Kurse belastet hatten. Der Leitindex Dax sackte am Mittag um 1,63 Prozent auf 7.373,13 Punkte ab. Der MDax büsste 1,45 Prozent auf 10.663,20 Punkte ein. Der TecDax verlor 1,17 Prozent auf 920,58 Punkte.
“Taktgeber für die Verluste am Aktienmarkt sind aktuell die Rohstoffmärkte”, fasste Analyst Christoph Schmidt vom Vermögensverwalter N.M.F. das Geschehen zusammen. Sowohl bei Energie als auch bei Metallen und Lebensmitteln sei zuletzt viel spekulatives Geld im Spiel gewesen und plötzlich würden nun die Gewinne gesichert. Bei Rücksetzern dürften Anleger aber wieder zugreifen, so der Experte. Bezüglich der weiterhin gut verlaufenden Berichtssaison gelte zudem das Motto “sell on good news”. Gute Zahlen würden demnach häufiger zum Anlass für Gewinnmitnahmen genommen.
Deutschlands zweitgrösster Versorger RWE hat im ersten Quartal einen Gewinnrückgang verzeichnet, schnitt dabei laut Händlern aber besser als erwartet ab. Allerdings wurde der Ausblick als eher vage bezeichnet, was angesichts der derzeitigen Debatte über einen möglichen Atomausstieg aber auch nicht weiter verwunderlich sei. Die Papiere hielten sich mit einem Minus von 1,40 Prozent auf 43,215 Euro nur etwas besser als der Gesamtmarkt. Einziger Dax-Wert im Plus waren derweil die 0,78 Prozent festeren Aktien der Lufthansa. Händler begründeten dies damit, dass die Fluglinie von den nachgebenden Ölpreisen profitiere.
Papiere der Allianz büssten nach finalen Zahlen zum ersten Quartal 2,30 Prozent auf 99,31 Euro ein. Der Versicherer hat laut Commerzbank-Analyst Roland Pfänder “solide Zahlen” vorgelegt. Der operative Gewinn stimme in etwa mit dem bereits veröffentlichten Eckdaten überein, so der Experte. Gewinne im Fondsgeschäft hatten die Belastungen durch Erdbeben, Tsunami und Hochwasser abgefedert. Allerdings muss auch im laufenden Jahresviertel mit Folgen der Tornados in den USA gerechnet werden.
Wegen der ausgeschütteten Dividende lagen die Papiere von K+S nur optisch deutlich im Minus. Der Düngemittelhersteller hat seinen Aktionären 1,00 Euro je Anteilsschein gezahlt. Neben K+S wurden auch die im MDax gelisteten Aktien von Rational , Tognum und Fuchs Petrolub ex Dividende gehandelt.
Auch im MDax bewegten Zahlen die Kurse. Salzgitter etwa büssten 4,73 Prozent auf 51,52 Euro ein. Dabei war das erste Quartal des Stahlkonzerns laut Händlern besser als erwartet ausgefallen. Die erhöhte Jahresprognose für den Vorsteuergewinn blieb Analysten zufolge aber hinter den durchschnittlichen Marktschätzungen zurück. ElringKlinger konnten ebenfalls nicht von vorgelegten Zahlen profitieren. Kepler-Analyst Michael Raab begründete das Minus von 5,40 Prozent mit Gewinnmitnahmen.
Trotz steigender Umsätze und Gewinne rutschten Stada am Ende vom MDax gar um fast acht Prozent ab. Equinet-Analyst Martin Possienke hatte nach den Zahlen des ersten Quartals dazu geraten, einen Teil der jüngsten Kursgewinne zu realisieren. Zudem wurde bekannt, dass der Arzneimittelhersteller dem Aachener Schmerzmittelspezialisten Grünenthal ein Markenprodukt-Portfolio abkaufen will.
Der Bezahlsender Sky Deutschland hat indes “gemischte Zahlen” vorgelegt, hiess es am Markt. Gelobt wurden im Auftaktquartal aber die gewonnenen Neukunden, weshalb die Papiere an der Spitze vom MDax um 4,06 Prozent hochschnellten. Etwas besser als der Markt hielten sich auch die 0,48 Prozent leichteren Titel von Tui . Europas grösster Reisekonzern hat im zweiten Quartal den Unruhen in Nordafrika und Nahost getrotzt und seinen saisontypischen Verlust verringert.
Im TecDax gaben die Papiere von Q-Cells derweil um 4,26 Prozent auf 2,47 Euro nach. Das Solarunternehmen hat seine Jahresprognose wegen “der bestehenden hohen Unsicherheiten über die weitere Entwicklung von Einkaufs- und Verkaufspreisen” kassiert. Ein Händler sprach zudem von bedeutend unter den Schätzungen liegenden Zahlen. Den Nettogewinn von Solarworld beurteilten Experten dagegen als besser als erwartet. Die Titel des Solarzellenherstellers stiegen um 0,72 Prozent./tih/ag

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