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AKTIEN FRANKFURT: Verluste – Sorgen um US-Wirtschaft und Griechenland belasten

FRANKFURT (awp international) – Belastet von den Sorgen um die wirtschaftlichen Aussichten in den USA und der Unsicherheit um die Schuldenkrise in Europa hat sich der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch wieder auf Talfahrt begeben. Der Dax fiel am Mittag um 1,01 Prozent auf 7.031,31 Punkte. Der MDax gab um 1,14 Prozent auf 10.534,44 Punkte nach und der TecDax verlor 0,70 Prozent auf 887,95 Punkte.
Kapitalmarktexperte Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser verwies auf Aussagen von Ben Bernanke vom Vorabend, die den Aktienmarkt belasteten. Der US-Notenbankchef hält angesichts des trüben Arbeitsmarkts und eines schlaffen Aufschwungs eine lockere Geldpolitik nach wie vor für nötig. Gemischt mit der Griechenland-Krise, für die es immer noch keinen Lösungsansatz gebe, sorge dies weiter für eine negative Stimmung. “Wichtig ist, dass der Dax die 200-Tage-Linie bei 6.900 Punkten hält”, so der Experte. Längerfristig sieht er aber neben Sachwerten weiterhin keine Alternative zu Aktien. Dabei komme wegen der guten Aussichten insbesondere am deutschen Markt niemand vorbei.
VERSORGERAKTIEN GRÖSSTE DAX-GEWINNER
Die einzigen Gewinner im Dax waren am Mittwoch die Versorgeraktien. Ausgelöst von einer optimistischen Studie von Morgan Stanley knüpften sie mit weiteren Gewinnen an ihre am Vortag begonnene Erholungsbewegung an. Die Experten hoben das Votum für Eon um zwei Stufen an, was den Papieren mit einem Plus von 1,79 Prozent auf 19,34 Euro an die Dax-Spitze verhalf. Der Wert der Kraftwerke in Frankreich, Deutschland und den Beneluxstaaten ist laut Analyst Bobby Chada nach den jüngsten Kursverlusten nicht mehr eingepreist. Auch RWE-Titel stufte er hoch, worauf die Papiere 0,54 Prozent auf 38,91 Euro zulegten.
Die Aktien der Deutschen Börse lagen knapp mit 0,19 Prozent ebenfalls im Plus bei 53,60 Euro. Sie standen mit einer am Vorabend angekündigten Sonderdividende im Fokus. Der Frankfurter Börsenbetreiber und der New Yorker Handelsplatz NYSE Euronext wollen ihren Aktionären den geplanten Zusammenschluss mit einer Sonderdividende von zwei Euro je Aktie versüssen. Einem Börsianer zufolge haben Analysten allerdings bereits mit einem solchen Überzeugungsargument gerechnet. Dennoch sei dies positiv für den Aktienkurs, so der Händler. Zudem machte sich eine Hochstufung der WestLB-Analysten positiv bemerkbar.
NUR NOCH TRITON FÜR K+S-SPARTE COMPO IM RENNEN
Papiere des Düngemittelspezialisten K+S büssten im hinteren Indexdrittel 1,62 Prozent auf 53,59 Euro ein. Bei dem geplanten Verkauf der Hausdüngersparte Compo ist Kreisen zufolge nur noch der Finanzinvestor Triton im Rennen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg soll sich der Kaufpreis auf rund 200 Millionen Euro belaufen. Damit läge der Preis am unteren Ende der Erwartungen, kommentierte ein Händler. Er verwies dabei auf eine Cheuvreux-Studie, in der es vor einigen Tagen geheissen hatte, dass K+S bis zu 350 Millionen Euro bei dem Verkauf erzielen könnte.
Am MDax-Ende ging es für die Titel von Kabel Deutschland kräftig um 4,98 Prozent auf 42,235 Euro abwärts. Vorgelegte Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr und der Ausblick waren laut Händlern keine Überraschung. Als belastend wurde aber der zuvor angekündigte Abschied des Finanzchefs Paul Thomason angesehen. Heidelberger Druckmaschinen fielen um 3,98 Prozent auf 2,678 Euro. Unternehmenschef Bernhard Schreier rechnet zwar nach der Krise mit einer langsamen Erholung. Dies und das in dem Artikel in Aussicht gestellte, positive Nettoergebnis seien jedoch keine Überraschung.
FRAPORT UND TUI IM MDAX GEFRAGT
Den Aktien von Fraport verhalfen dagegen zwei positive Analystenstudien von HSBC und der Citigroup nach oben. Sie kletterten um 0,64 Prozent auf 53,87 Euro. HSBC-Analyst Joe Thomas hob hervor, das der Flughafenbetreiber seine Kapazitäten erweitert habe und deshalb weiter wachsen dürfte. Tui konnten sich mit plus 0,80 Prozent ebenfalls gegen den schwachen Markt stemmen. Aus Sicht eines Börsianers wirkt eine Ende Mai in China erhaltene Lizenz positiv nach, die noch nicht adäquat in den Kurs eingearbeitet worden sei./tih/rum

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