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AKTIEN FRANKFURT/Ausblick: Fester – Kapitalerhöhungen im Fokus, Vorgabe stützt

FRANKFURT (awp international) – Gestützt auf positive Vorgaben der Börsen in Übersee werden die deutschen Aktienindizes am Montag im Plus erwartet. Im Fokus stünden allerdings mehrere Kapitalerhöhungen mit dem Rekord-Hunger nach frischem Kapital der Deutschen Bank als Highlight. Der X-Dax als ausserbörslicher Indikator für den Dax stand um 8.05 Uhr bei 6.271 Punkten um 0,90 Prozent über dem Xetra-Daxschluss vom Freitag. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex bereits 1,31 Prozent zugelegt.
Die freundliche Erwartung für den Gesamtmarkt begründeten Börsianer mit dem positiven Wochenausklang an der Wall Street, die nahe ihrem Tages- und Wochenhoch aus dem Handel gegangen war. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial gewann 0,94 Prozent seit dem Freitagsschluss auf Xetra. In Japan stieg der Leitindex Nikkei 225 ebenfalls deutlich. Ein Börsianer verwies zudem auf robuste Daten zur Industrieproduktion aus China als positiven Stimmungsimpuls. Auch die Einigung auf die ‘Basel III’-Regeln sorgten für Erleichterung, auch wegen längerer Übergangsfristen, sagte er.
DEUTSCHE BANK MIT REKORD-KAPITALERHÖHUNG IM FOKUS
Tagesthema ist die Deutsche Bank mit ihrer Rekord-Kapitalerhöhung. Der deutsche Branchenprimus will am Aktienmarkt mindestens 9,8 Milliarden einsammeln und sich damit die Postbank ganz einverleiben und sich für die strengeren Regeln für die Finanzbranche rüsten. Ein Börsianer kommentierte: “Die Kapitalerhöhung ist etwas grösser als erwartet und die Ergebnisbelastung durch die Postbank von 2,4 Milliarden könnte einige erschrecken – überraschend ist das aber alles nicht und wenn die Aktien tiefer eröffnen, sollte es zu einer Erholung im Verlauf kommen.” Einige Analysten stuften die Massnahme ebenfalls als “etwas grösser als erwartet” ein.
Postbank-Aktien stehen mit dem erwarteten Pflichtangebot durch die Deutsche Bank ebenfalls im Fokus. Die grösste deutsche Bank will nur 24 bis 25 Euro für eine Postbank-Aktie bieten und damit vermeiden, dass sie im Februar 2012 allen Aktionären 45 Euro je Aktie bieten muss. An der Börse legte das Papier in den vergangenen Wochen wegen der Spekulationen auf ein Gebot der Deutschen Bank deutlich zu – die Aktie ging am Freitag bei 27,035 Euro aus dem Handel. Einem Händler zufolge ist es “keine grosse Überraschung, dass lediglich ein Pflichtangebot vorgelegt wird. Aber die Bestätigung dürfte die Aktien belasten. Der Durchschnittspreis der vergangenen drei Monate dürfte bei etwa 24,67 Euro liegen.” Im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz (L&S) gaben Deutsche Bank rund 0,7 Prozent ab, Postbank verloren mehr als drei Prozent.
Zudem hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bekanntgegeben, dass Geschäftsbanken weltweit künftig wesentlich mehr Eigenkapital vorhalten sollen. Von 2013 an soll die Kernkapitalquote (Tier 1) stufenweise von derzeit vier auf sechs Prozent steigen. Hier rechnet der Händler mit “kräftiger Unterstützung für den Bankensektor, da zum einen die Anforderungen weniger scharf erscheinen als befürchtet und zum anderen die belastende Unsicherheit nun aus der Branche entweicht.”
ANDERE KAPITALERHÖHUNGEN MIT IM BLICK
Auch andere Unternehmen bedienen sich unterdessen am Kapitalmarkt. Aktien von Heidelberger Druckmaschinen AG sind nach der Ankündigung der “lang erwarteten Kapitalerhöhung” vorbörslich unter Druck geraten. Der Druckmaschinenhersteller will sein Grundkapital nahezu verdreifachen. Mit den knapp 400 Millionen Euro frischen Kapitals sollen nach Abzug der Kosten Schulden getilgt und das Eigenkapital gestärkt werden, hiess es. Der Bezugspreis für die neuen Aktien, die den bisherigen Anteilseignern im Verhältnis eins zu zwei angeboten werden, wurde auf 2,70 Euro festgelegt. Die Bezugsfrist läuft vom 14. bis zum 27. September. “Es war zwar mit einem sehr hohen Volumen gerechnet worden, der doch sehr niedrige Bezugspreis könnte jedoch sauer aufstossen”, sagte ein Börsianer. Ein anderer Händler sah die Bedingungen indes “voll im Rahmen der Erwartungen” und bereits im Kurs eingepreist.
Sky Deutschland stehen nach der Festlegung des Bezugspreises für die neuen Aktien aus seiner Anfang August bekannt gegebenen Kapitalerhöhung auf 1,05 Euro auch im Blick. Die Massnahme ist den Angaben zufolge teilweise durch den Grossaktionär News Corp abgesichert. Der vom Medienmogul Rupert Murdoch kontrollierte Konzern werde die Kapitalerhöhung bis zum Erreichen der Schwelle von 49,90 Prozent am Grundkapital von Sky nach Durchführung der Massnahme absichern. “Die Aktien sind bereits mit Ankündigung der Kapitalerhöhung nochmals eingebrochen”, sagte ein Börsianer. “Entsprechend dürfte jetzt kein grösserer Druck mehr aufkommen.” Er rechnet mit einer Annäherung des bei 0,977 Euro liegenden Kurses an den Bezugspreis.
Daimler zeigten sich vorbörslich gefragt. Händler rechnen mit Unterstützung für die Papiere nach Hochstufungen durch HSBC und Barclays./fat/tih

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