AKTIEN FRANKFURT/Dax leidet unter Gewinnmitnahmen – Banken, Infineon im Minus
FRANKFURT (awp international) – Belastet von Gewinnmitnahmen hat der Dax am Donnerstag einen Teil seiner Mitte der Woche erzielten Gewinne wieder abgegeben. Am frühen Nachmittag sank der Leitindex um 0,79 Prozent auf 5.856,66 Punkte. Tags zuvor hatte er bei 5.903 Zählern noch ein neues Jahreshoch markiert. Der MDax schaffte nach einem schwächeren Start den Sprung ins Plus und stieg um minimale 0,01 Prozent auf 7.429,51 Zähler. Der TecDax notierte zwischenzeitlich so hoch wie noch nie in diesem Jahr, fiel zuletzt aber wieder mit 0,48 Prozent ins Minus auf 818,92 Punkte.
Händler Udo Becker von der Münchener Privatbank Merck Finck bezeichnete den leichten Rückgang im Dax als normale, kleine Konsolidierung nach der jüngsten Rekordjagd. Er rechne aber mit Blick auf das Jahresende mit weiter steigenden Kursen. Die Umsätze dürften indes noch dünner werden – mit Ausnahme des morgen anstehenden grossen Verfalls an den Terminmärkten -, so dass eine typische Jahresendrally bei nur wenigen Käufern am Markt immer wahrscheinlicher werde. Ansonsten sollten erneut US-Konjunkturdaten wie die Frühindikatoren das Marktgeschehen am Nachmittag bestimmen. Bereits bekannt wurde, dass in den USA die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend gestiegen ist.
Banktitel mussten nach den deutlichen Gewinnen vom Vortag wieder Verluste hinnehmen. So sackten die Papiere der Commerzbank am Dax-Ende um 4,41 Prozent auf 6,065 Euro ab und Titel der Deutschen Bank gaben um 2,00 Prozent auf 51,155 Euro nach. Börsianer verwiesen auch auf den neuen Belastungsfaktor Citigroup . Die US-Regierung legt den geplanten Verkauf der Citigroup-Anteile wegen des niedrigen Aktienkurses vorerst auf Eis.
Bei der Deutschen Bank lösten Börsianern zufolge ferner Berichte über ein mögliches Interesse an der RBS-Tochter RBS Sempra Sorgen um eine mögliche Kapitalerhöhung aus. Laut Alexander Groschke, Analyst bei der LBBW, aber wäre RBS Sempra ein guter Zukauf, selbst wenn er mit einer Kapitalerhöhung einhergehe. Sempra würde genau in die zuletzt geäusserte Strategie passen, wonach die Deutsche Bank ihre Position bei Rohstoffen ausbauen will. Derweil legte auch der Baseler Ausschuss für die Bankenaufsicht seinen mit Spannung erwarteten Zwischenbericht zu den neuen Regeln für die Eigenkapitalausstattung der Banken vor. Demzufolge müssen Banken ihr riskantes Geschäft mit mehr eigenem Geld absichern.
Die Aktionäre von Infineon mussten ein Minus von 2,81 Prozent auf 3,465 Euro verkraften. Thomas Nagel, Technischer Analyst und Aktienhändler bei Equinet, verwies als Belastung auf das negative Chartbild. Trotz der deutlichen Kursgewinne in den vergangenen zwei Tagen hätten es die Papiere des Chipherstellers nicht geschafft, den Höchststand vom 17. November 2009 bei 3,565 Euro zu überwinden. Auch Bayer und BASF standen auf der Verkaufsliste. Händler begründeten dies mit vorläufigen Zahlen der Deutschen Börse zu den neuen Indexgewichtungen im Leitindex, die zum 21. Dezember wirksam werden. Demnach dürften die beiden Aktien zu den grössten Verlierern zählen. Bayer gaben um 0,85 Prozent auf 54,58 Euro nach, BASF verloren 0,89 Prozent auf 43,36 Euro.
Titel der Deutschen Post fielen nach einem enttäuschenden Ausblick des US-Branchenkollegen FedEx um 0,55 Prozent auf 13,59 Euro, waren zwischenzeitlich aber auf bis zu 13,49 Euro abgesackt. Die Amerikaner hätten mit ihrer Prognose für den Gewinn je Aktie im kommenden Quartal die Erwartungen verfehlt.
Die Papiere von EADS stiegen im MDax um 2,30 Prozent auf 12,89 Euro. Die Analysten von Bernstein hatten die Titel des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns von «Market Perform» auf «Outperform» hochgestuft. Der Markt für Verkehrsflugzeuge dürfte seinen Tiefstpunkt erreicht haben, schrieben die Experten zur Begründung. Südzucker-Aktien verbesserten sich um 1,68 Prozent auf 14,53 Euro. Ein Händler verwies auf das vortags erreichte 28-Jahres-Hoch beim Rohzuckerpreis als Kurstreiber.
Im TecDax konnten nur einige Aktien Gewinne verbuchen. Unter diesen wenigen Favoriten legten die Papiere von Wirecard um 0,21 Prozent auf 9,33 Euro zu. Der Zahlungsabwickler übernimmt den Branchenkollegen E-Credit Plus in Singapur. Der Zukauf sollte die Wettbewerbsposition von Wirecard im asiatisch-pazifischen Raum stärken, kommentierte Analystin Heike Pauls von der Commerzbank./la/gl