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AKTIEN FRANKFURT/Schwach – Unsicherheit drückt Dax klar unter 6.000 Punkte

FRANKFURT (awp international) – Ein ganzes Bündel von Unsicherheitsfaktoren hat den Dax am Dienstag wieder deutlich unter 6.000 Punkte gedrückt. Händler sprachen von gestiegenen Sorgen um die konjunkturelle Entwicklung in den USA, einer schwachen Vorgabe von der Tokioter Börse und einer schlechten Charttechnik der Aktienindizes, die den deutschen Aktienmarkt belaste. Der Dax stand am Nachmittag 1,41 Prozent tiefer bei 5.926,20 Punkten. Für den MDax ging es um 1,86 Prozent auf 8.100,29 Punkte runter, der TecDax fiel um 1,77 Prozent auf 726,58 Punkte.
“Der Höhenflug dank der fulminanten Berichtssaison und den imposanten Wirtschaftsdaten aus Deutschland weicht aktuell der neuen Sachlichkeit aus Rezessionsängsten und Risikoabneigung”, kommentierte Marktanalyst Robert Halver von der Baaderbank. Da könnten sogar die Übernahmefantasien, die unter normalen Umständen das Salz in der Aktiensuppe sind, nicht gegenhalten. Der Kampf um 3PAR und die kanadische Potash reiche somit als positiver Impuls derzeit nicht aus. Andere Börsianer verwiesen auf die angespannte Charttechnik, nachdem der Dax wieder unter seine 200-Tage-Linie gerutscht ist. Zudem sei die Vorgabe schlecht. Der japanische Leitindex Nikkei 225 hat von seinem Jahreshoch 21 Prozent verloren und bewegt sich damit in einem Bärenmarkt.
KABEL DEUTSCHLAND NACH GUTEM AUSBLICK GEFRAGT
Auf der Unternehmensseite hat sich die Nachrichtenlage indes etwas belebt: Kabel Deutschland hatte am Morgen seine Bilanz für das erste Quartal vorgelegt und einer ersten Händlereinschätzung zufolge vor allem mit seinem Ausblick gepunktet – die Aktien legten im MDax 0,19 Prozent auf 23,705 Euro zu. Konzernchef Adrian von Hammerstein erwartet den operativen Gewinn im Gesamtjahr nun am oberen Rand der zuvor ausgegeben Spanne von 715 bis 725 Millionen Euro. Das sei positiv, sagten Börsianer, während die Quartalszahlen des Kabelnetzbetreibers im Rahmen der Erwartungen gelegen hätten. Analystin Heike Pauls von der Commerzbank lobte auch die gute Entwicklung der Kundenzahlen.
HeidelbergCement litten dagegen unter schlechten Zahlen des Wettbewerbers CRH . Der irische Baustoffkonzern hatte wie angekündigt im ersten Halbjahr 2010 einen Rückgang bei Umsatz und Ergebnis verzeichnet, blickt nun aber wegen des schwachen US-Marktes pessimistischer ins zweite Halbjahr. Die Zahlen von CRH sind einer ersten Händlereinschätzung zufolge mit einem etwas besser als erwartet ausgewiesenen Umsatz und einem etwas schlechteren Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) “gemischt” ausgefallen. Der Ausblick sei aber schlecht und das belaste. Hinzu komme eine pessimistische Studie von Merrill Lynch zu Lafarge und Holcim aus dem Sektor. HeidelbergCement rutschten um 4,59 Prozent auf 32,115 Euro ab und markierten ein Jahrestief.
SOLARWERTE WEGEN SORGE UM FRANKREICH UNTER DRUCK
Das Übernahmethema trat unterdessen am Markt etwas in den Hintergrund. Deutsche Börse gaben 1,22 Prozent auf 49,59 Euro ab. Ein Bieter habe sich der alternativen Handelsplattform Chi-X genähert und könnte ein Angebot vorlegen, berichtet die “Financial Times”. Chi-X ist der Zeitung zufolge in den vergangenen anderthalb Jahren immer mal wieder zum Verkauf gestellt worden. Nasdaq OMX sowie die Deutsche Börse seien als potenzielle Interessenten genannt worden. Die Unternehmen hätten den Bericht am Vorabend nicht kommentiert. Ein Börsianer sagte optimistisch: “Konsolidierungsfantasie hat der Aktie der Deutschen Börse noch nie geschadet.” K+S-Papiere verloren trotz des anhaltenden Übernahmestreits um den US-Wettbewerber Potash 1,60 Prozent. Der britisch-australische Rohstoffkonzern Rio Tinto erwägt der kanadischen Zeitung “Globe & Mail” zufolge ein Gegengebot für den Kali-Produzenten Potash.
Im TecDax gerieten unterdessen einige Solarwerte unter Druck. Roth & Rau büssten 4,65 Prozent auf 20,485 Euro ein, Centrotherm fielen um 4,64 Prozent und SMA Solar gaben um 3,23 Prozent nach. Händler verwiesen auf die Sorge um mögliche Subventionskürzungen in Frankreich. Der Zeitung “Les Echos” zufolge könnte die französische Regierung bis zum Jahresende eine Kappungsgrenze für die Einspeisevergütungen einführen. Da Frankreich bislang als wichtiger Markt für viele Solarfirmen galt, sei dies eine negative Nachricht für den Sektor, schrieben die Experten von Cheuvreux in einem Kommentar. QSC-Aktien sprangen dagegen mit plus 1,56 Prozent auf 1,564 Euro an die TecDax-Spitze. Händler verwiesen auf die Aufnahme der Aktien in das Musterdepot des Börsenmagazins./fat/tih

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