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AKTIEN SCHWEIZ/Schluss: Verluste zum Handelsende – Libyen-Krise drückte Stimmung

Zürich (awp) – Der Schweizer Aktienmarkt hat zum Wochenauftakt Verluste erlitten. An einem an Impulsen und Nachrichten armen Handelstag – in den USA blieben die Aktienmärkte geschlossen – hätten am Nachmittag die Nachrichten aus Libyen auf die Stimmung geschlagen, sagten Marktbeobachter. Die Zuspitzung der politischen Lage in Libyen trieben denn auch die Ölpreise sowie die Notierungen für Gold und Silber kräftig in die Höhe.
Die Verunsicherung habe viele Investoren eher zu den defensiven Papieren greifen lassen. Nach der insgesamt recht starken letzten Vorwoche sei nun eine längere Verschnaufpause durchaus denkbar, hiess es im Handel mit Blick auf die unsichere Situation in Nordafrika und im Nahen Osten.
Der wichtigste Schweizer Aktienindex SMI büsste am Montag 0,50% auf 6’683,87 Punkte ein. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) ging um 0,78% auf 1’072,57 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,61% auf 5’987,17 Zähler zurück.
Die Finanzwerte gerieten im Tagesverlauf zusehends unter Druck. Der Versicherungssektor sah Abgaben von 2,8% bei Swiss Life, von 2,1% bei Bâloise, von 1,9% bei Swiss Re und von 1,6% bei ZFS. Auch die Bankaktien rutschten zum Handelsende hin deutlich ab: Credit Suisse verloren 1,5% und UBS 1,4%. Die CS war in der Wochenendpresse im Gespräch, weil offenbar ein hochrangiger Offshore-Banker des Institutes in den USA verhaftet wurde.
Grössere Verluste verzeichneten auch die Papiere des Dentalimplantate-Herstellers Nobel Biocare (-1,7%). Diese wurden von Nachrichten um mögliche Insidergeschäfte belastet. VR-Präsident Heino von Prondzynski verdächtigt ein Mitglied des Verwaltungsrates, sein Insiderwissen über den vor Wochen beschlossenen Chefwechsel befreundeten Geschäftspartnern weitergegeben zu haben. Die Aktien hatten letzte Woche nach Bekanntwerden des baldigen Abgangs von Konzernchef Domenico Scala deutlich zugelegt.
Fallende Preise für Agrarerzeugnisse hatten bereits am Freitagabend den amerikanischen Sektor belastet; nun griff die Schwäche auch auf Syngenta (-1,4%) über. Klar grösster Gewinner waren auf der anderen Seite Clariant (+1,0%). Die Aktie des Muttenzer Spezialitätenchemiekonzerns waren allerdings letzte Woche nach der Ankündigung einer Grossakquisition stark unter Druck geraten. Die tieferen Notierungen lockten wieder Käufer an, hiess es im Handel.
Auch zyklische Papiere lagen im Angebot: ABB gaben um 0,7%, Adecco um 1,1%, Holcim um 1,1% und Petroplus um 1,2% nach. Am Mittwoch wird der Ölbohrkonzern Transocean nach US-Börsenschluss Zahlen präsentieren. Das Papier schloss mit einem Abschlag von 0,6%; allerdings hatte die Aktie in der Vorwoche um 5,6% zugelegt.
Die defensiven SMI-Schwergewichte vermochten sich dem Abwärtstrend dank der steigenden Risikoaversion der Anleger einigermassen zu entziehen. Während Nestlé um 0,3% stiegen, schlossen Roche unverändert und Novartis gaben um 0,1% nach.
Die ebenfalls als defensiv geltenden Swisscom (-1,1% auf 410,70 CHF) standen indes weiter unter Druck. Der Telekom-Konzern hatte vergangene Woche mässige Zahlen veröffentlicht, was im Wochensaldo ein Minus von 3,7% zur Folge hatte. Nach diversen Rating- oder Kurszielsenkungen letzte Woche haben jetzt auch JP Morgan und die japanische Nomura nachgezogen und das Ziel auf 420 bzw. 430 CHF gesenkt.
Beim Biotech-Unternehmen Actelion (-0,9% auf 52,25 CHF) gingen die Spekulationen um die Zukunft des Unternehmens weiter, nächster Showdown mit den aufsässigen Aktionären dürfte die Generalversammlung Anfang Mai sein. Verschiedene Banken haben übers Wochenende ihre Kursziele für die Titel etwas angepasst, so etwa die Deutsche Bank auf 60 (von 58) CHF, Goldman Sachs auf 59 (60) CHF und Merrill Lynch auf 55 (56) CHF.
Im breiten Markt war AFG Arbonia Forster (-5,0%) einmal mehr Thema eines kritischen Artikels in der Sonntagspresse. Schindler PS gaben nach einer Rückstufung durch die UBS um 1,9% nach. Grössere Gewinne gingen auf Precious Woods (+6,2%), Groupe Minoteries (+4,5%) und auf Lifewatch (+3,0%). Letztere profitierten von einer vertieften Zusammenarbeit mit der grössten US-Krankenkasse United Health.
ra/cc

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