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AKTIENFOKUS/Schmolz + Bickenbach nach Zahlen unter Verkaufsdruck

Zürich (awp) – Die Aktien der Schmolz + Bickenbach AG werden am Donnerstagmorgen in einem kaum veränderten Gesamtmarkt klar zurückgenommen. Der Stahlhersteller hat mit dem Halbjahresergebnis 2010 wieder in die schwarzen Zahlen zurückgefunden. Das Management gibt sich für das Gesamtjahr zuversichtlich und rechnet wieder mit einem deutlich positiven operativen Ergebnis. Analysten loben die deutlich verbesserte operative Leistung, warnen aber weiter vor der unsicheren Finanzierung und der grossen Kreditunsicherheit.
Bis um 10.40 sinken die Titel von Schmolz + Bickenbach um 1,5% auf 29,65 CHF und notieren damit auf dem bisherigen Tagestief. Gehandelt wurde bisher etwas über ein Drittel des Handelsvolumen der letzten Tagen. Der Gesamtmarkt, gemessen am SPI, steht indes kaum verändert bei -0,1%.
Das Halbjahresergebnis zeige eine nennenswerte Verbesserung der operativen Leistung, kommentiert die Bank Vontobel. So seien die roten Zahlen endlich aus der Gewinn-und-Verlustrechnung des Unternehmens verschwunden. Die ZKB schreibt, das Ergebnis habe die Erwartungen übertroffen.
Erwartungsgemäss habe sich der Ausblick dank des wesentlichen Anstiegs des Auftragseingangs und -bestands deutlich verbessert, so die Vontobel-Analysten. Der Aufschwung, der vor allem von der Automobilindustrie ausging, habe inzwischen auch andere Branchen erfasst, darunter den Maschinenbau. Dies dürfte im zweiten Halbjahr zu einem besseren Produktmix und folglich zu weiteren Margenverbesserungen führen.
Kritisch äussern sich die Analysten beider Banken allerings zur Finanzierung des Unternehmens. Die Neustrukturierung der Finanzierung mit einem Volumen von 1,37 Mrd EUR sei immer noch nicht abgeschlossen, heisst es bei der ZKB. Gegenwärtig werde die Rechtmässigkeit der vorgesehenen Beihilfe im Rahmen des Konjunkturpaketes II von Deutschland durch die EU-Kommission geprüft. Ein Entscheid sei in den nächsten Wochen zu erwarten.
Sofern es nicht zum Abschluss der neuen Kreditverträge kommen würde, wäre die Fortführung der Unternehmenstätigkeit von Schmolz+Bickenbach gefährdet und der Konzernabschluss für das erste Halbjahr hätte zu Liquidationswerten aufgestellt werden müssen.
Auch die Bank Vontobel benennt die Finanzierung als Schwachpunkt. Die Eigenkapitalquote liegebei unvermindert tiefen 21% und der Verschuldungsgrad bleibe mit 194% “schwindelerregend hoch”.
“Aufgrund des massiven Risikos raten wir ab, Positionen in Schmolz+Bickenbach einzugehen”, fassen die ZKB-Analysten zusammen. Zu einer freundlicheren Konklusion kommt Vontobel. Zwar hänge die Refinanzierung immer noch von der Zustimmung der EU-Kommission ab, allerdings erhole sich die Nachfrage nach hochwertigerem Stahl “unglaublich schnell”. Die Gewinnzone wurde bereits wieder erreicht und die Situation sollte sich im zweiten Halbjahr weiter verbessern. “Wir werden unsere Prognose anheben und bestätigen das Buy Rating mit einem Kursziel von 47 CHF”, so die Analysten.
ch/ra

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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