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AKTIENFOKUS/Transocean fest – Untersuchungsbericht der US-Regierung

Zürich (awp) – Die Aktien des Ölbohrplattformbetreibers Transocean setzen sich am Donnerstag mit deutlichen Aufschlägen an die Spitze der Schweizer Blue Chips. Die Untersuchungskommission der US-Regierung zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko kommt zwar zum Schluss, dass die beteiligten Unternehmen mit riskanten Entscheidungen den Unfall verschuldet haben. Im Bericht wird dieses Verhalten aber als systemisches und nicht gesellschaftsspezifisches Problem dargestellt. Daher könnten die Bussen moderater als erwartet ausfallen.
Bis um 09.45 Uhr steigen Transocean Namen um 3,0% auf 71,00 CHF, während der Gesamtmarkt – gemessen am SMI – um lediglich 0,58% anzieht.
Die Untersuchungskommission der US-Regierung hat ein Kapitel des für die kommende Woche geplanten Schlussberichts über den “Deepwater Horizon”-Unfall vorab publiziert. Darin kommt die Kommission zum Schluss, dass der Druck auf die Kostenbremse beim Ölkonzern BP und seinen Partnern zu dem Unfall geführt hat. Der Bericht erwähnt mehrere riskante Aktionen von BP, Transocean und Halliburton, die zwar zu einer Zeit- und Kostenersparnis geführt hätten, aber weniger riskanten Alternativen vorgezogen worden seien. Gemäss der US-Regierungskommission waren solch riskante Entscheidungen die Ursache für den Unfall.
Diese Schlussfolgerung steht im Widerspruch zum Zwischenbericht, der im November veröffentlicht wurde. Damals hatte die Kommission BP attestiert, keine Hinweise gefunden zu haben, dass der Konzern und seine Partner Kosten zulasten von Sicherheitsvorkehrungen eingespart hätten. Die Kommission will ihren kompletten Untersuchungsbericht in der kommenden Woche veröffentlichen.
Im Bericht wird das Verhalten der Unternehmen aber als systemisches und nicht gesellschaftsspezifisches Problem dargestellt, streicht die Luzerner Kantonalbank (LUKB) in ihrem Morgenkommentar hervor. Noch sei die Höhe der Bussen, welche die US-Regierung verhängen wird, nach wie vor unklar. Der Hinweis auf systemische Risiken deute jedoch auf verkraftbare Beträge hin, so die LUKB weiter.
Mit Blick auf die als systemisch erachteten Probleme der Tiefwasser-Bohrindustrie könnten daher nun weitere Reformen in die Wege geleitet werden, hält hingegen die Zürcher Kantonalbank (ZKB) fest. Das werde sich allenfalls negativ auf die Branche und damit auch auf Transocean auswirken. Was im bisher publizierten Teil des Berichts nicht thematisiert wurde, sei die Frage, ob allen Grobfahrlässigkeit vorgelegen habe, so die ZKB weiter.
Solle Grobfahrlässigkeit festgestellt werden, könnte BP nach Ansicht von Branchenkennern substanzielle Regressforderungen an Transocean stellen.
ra/uh

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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