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Ein Leben zwischen Stampa und Paris

Geboren wurde Alberto Giacometti als erstes Kind Annetta Stampas und des Malers Giovanni Giacometti am 10. Oktober 1901 im bündnerischen Bergell. Zwanzigjährig zog er nach Paris. Im Kantonsspital Chur starb er am 11. Januar 1966.

Sein Grab liegt nur wenige hundert Meter vom Geburtshaus in Borgonovo bei Stampa entfernt: auf dem Gemeindefriedhof San Giorgio. Zwingend hat er hier seine letzte Ruhestätte gefunden. Denn regelmässig kehrte er zurück, als hätte es – so der Biograf James Lord – «zwei Albertos gegeben, den einen, der im Ausland lebte, und den anderen, der seinen Heimatort nie verlassen hatte».

La Mamma a Stampa

Ausschlaggebend für seine Heimkehr waren nicht nur die plastischeLandschaft des Bergells, der Granit und das klare Licht, sondern auch seine innige Beziehung zu Annetta, «La Mamma a Stampa». Ihr widmete Alberto seit seinem 15. Lebensjahr eine umfangreiche Werkgruppe: Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen.

Seine erste Reise führte nach Italien, wo Alberto enthusiastisch die Werke von Tintoretto und Giotto studierte. 1921 zog er nach Paris und eröffnete wenige Jahre später sein eigenes Atelier an der Rue Hippolyte-Maindron.

Bis 1935 bewegte sich Giacometti im Kreis der europäischen Avantgarde, vor allem der Surrealisten um André Breton und Salvador Dali. Abstrahierende Plastiken wie «Mann und Frau», «Schwebende Kugel», «Palast um vier Uhr früh», «Stachel gegen das Auge» oder «Frau mit durchschnittener Kehle» entstanden.

Schaffenskrise in Genf

International bekannt wurde Giacometti jedoch erst nach dem Bruch mit dem Surrealismus – mit seinem figurativen Werk, seinen im Umfeld des Existentialismus angesiedelten Köpfen und Figuren: mit «Schreitender Mann» etwa, mit «Kopf auf dem Stab», der «Nase», dem «Wagen» oder dem «Platz» – und mit den Porträts, deren Augen wahrhaft zu sehen scheinen: dem «Bildnis der Mutter des Künstlers» etwa oder dem «Porträt Isaku Yanaihara».

Bedeutsam für Giacomettis Entwicklung war der kriegsbedingte Genfer Aufenthalt in den frühen 40-er Jahren. Hier lernte er nicht nur seine spätere Frau Annette kennen. Hier stürzte er auch in eine tiefe Schaffenskrise, die seine Figuren und Köpfe vorübergehend bis auf Zentimetergrösse schrumpfen liess.

In seiner letzten Lebensphase wurde Alberto Giacometti mit zahlreichen Preisen geehrt: mit dem Guggenheim-Preis (1958) oder mit dem grossen Skulpturenpreis der Biennale von Venedig (1962). 1965 widmeten ihm die Tate Gallery in London und das Museum of modern Art in New York erste grosse Retrospektiven.

swissinfo und Agenturen

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