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Alinghi: Vom Segeln zum Technologietransfer

Keystone

Das Abenteuer des Alinghi-Teams spielt sich nicht nur auf See, sondern auch im Labor ab und interessiert auch die Wirtschaft. Das sagt Grant Simmer, Managing Director und Design-Koordinator von Alinghi.

Der Australier nahm am Freitag an einer grossen Alinghi-Veranstaltung in Bern über Technologietransfer teil.

Die Siege von Alinghi sind nicht nur sportlicher, sondern auch technologischer Natur. Und diese Technologien interessieren vor allem auch die Schweizer Industrie.

Dies war die Botschaft der Schweizer Regierung, vertreten durch Wirtschaftsministerin Doris Leuthard, und der Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) am Alinghi-Event in Bern. Die EPFL ist akademischer Hauptpartner von Alinghi.

An der Veranstaltung im Berner Fussballstadion Stade de Suisse nahmen auch rund 200 Wirtschaftsvertreter teil. “Sie zahlen Steuern für die Forschung, benützen Sie uns”, forderte Anders Manson von der EPFL, Vizepräsident für Innovation und Valorisation, sein Publikum auf.

swissinfo: Profitiert die Wirtschaft genügend von der Innovations- und Technologie-Entwicklung im Rahmen des Alinghi-Projektes?

Grant Simmer: Bei Alinghi verfolgen wir unsere eigenen Interessen: das Boot schneller machen und gewinnen. Tatsache ist aber, dass die für Alinghi entwickelte Technologie Auswirkungen auf die Industrie hat.

Die Alinghi-Veranstaltung vom Freitag in Bern bezweckte, diese Technologien bekannt zu machen. Dies ist nicht unser Job. Aber unsere Partner tun alles, um die Anwendung dieser Technologien zu verbreiten.

swissinfo: Was hat Alinghi für ein Interesse daran, dass das Know-how des Projektes von anderen übernommen werden kann?

G.S.: Wir haben kein direktes Interesse daran. Aber Alinghi bleibt ein Schweizer Team. Wir sind hier zu Hause. Wir sehen einen grossen Nutzen darin, die Schweizer Industrie zu unterstützen. Das trägt auch zu unserem Image bei.

swissinfo: Unternehmen die Schweizer Behörden genug zur Unterstützung der Technologien?

G.S.: Ja. Es ist zwar nicht die Aufgabe des Staates, ein Sportprojekt wie Alinghi zu unterstützen, auch wenn die Schweiz vom Sieg im America’s Cup profitiert. Dagegen ist der Staat Partner der Industrie. Es ist also wichtig für ihn, den langfristigen Nutzen dieses Projektes für das Land und seine Industrie zu unterstreichen.

swissinfo: Gibt es konkrete Beispiele von Technologie-Entwicklungen für Alinghi, die später verwendet werden?

G.S.: Mit den Leuten von Carbo Link zum Beispiel haben wir Glasfasern in Hochspannungsleitungen integriert. Allein hätte dies Carbo Link kaum getan. Jetzt ist es für sie ein Wettbewerbsvorteil im Produktebereich.

Fischer Connections besitzt jetzt eine Lösung für wetterfeste Glasfasern, die härtesten Bedingungen trotzen. So etwas wäre nicht entwickelt worden ohne das Projekt EPFL-Alinghi.

swissinfo: Kann das Team Alinghi umgekehrt auch von der Schweizer Industrie profitieren?

G.S.: Wir konnten das schon in der Vergangenheit und werden es auch in Zukunft tun. Ich bin Australier. Eine der Überraschungen für mich in der Schweiz ist die Kapazität dieses Landes, Lösungen nach Mass zu finden.

Die Schweizer Bevölkerung ist sehr gut ausgebildet, das akademische Niveau sehr hoch. Von dieser Fähigkeit, spezielle Apparaturen und Lösungen für verschiedenste Probleme zu entwickeln, haben wir schon oft profitiert.

swissinfo: Geht es auf diesem Weg noch weiter?

G.S.: Sicher. Der America’s Cup schwebt zur Zeit in grosser Ungewissheit. Aber wir sind daran, ein sehr grosses Projekt zu lancieren. Dabei helfen uns zahlreiche lokale Industrieunternehmen.

swissinfo-Interview: Pierre François Besson
(Übertragung aus dem Französischen: Jean-Michel Berthoud)

Bei seiner ersten Teilnahme 2003 gewann Alinghi den America’s Cup in Neuseeland.

Der Schweizer Herausforderer brachte die Silbertrophäe zum ersten Mal seit 150 Jahren nach Europa.

Letztes Jahr hat Alinghi im spanischen Valencia mit einem 5:2-Sieg gegen das Team New Zealand seinen Titel verteidigt.

Die Schweiz stehe dank erstklassiger Hochschulen und dem Technologietransfer im weltweiten Innovations-Wettbewerb gut da, wie Rankings bestätigten. Die Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation müssten aber weiter erhöht werden, um den Anschluss nicht zu verlieren, sagte Bundesrätin Doris Leuthard am Alinghi-Event in Bern.

Der Bund engagiert sich dafür unter anderem mit der Förderagentur für Innovation KTI, die auch die Forschungen für Alinghi mitfinanzierte, mit drei Projekten für 600’000 Franken. Die wichtigsten Förderkriterien sind der Innovationsgehalt und die zu erwartende wirtschaftliche Durchsetzungskraft einer Idee. Die Gelder fliessen ausschliesslich an Hochschulen. 2007 waren es 90 Mio. Franken.

Eine “staatliche Innovationsfinanzierung” wolle der Bund nicht, erklärte Leuthard. Mit der Teilrevision des Forschungsgesetzes soll die Innovationsförderung aber gesetzlich geregelt und der Technologietransfer gefördert werden. So bleibe der Standort Schweiz global an der Spitze und der Wohlstand gewahrt.

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