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Alinghi bereit für den Kampf gegen die Amerikaner

Keystone

"Wir sind bereit. Auf dass Oracle uns auf dem Wasser gegenübertritt und nicht vor Gericht", erklärt Ernesto Bertarelli, Chef des Schweizer Teams Alinghi, auf der brandneuen Basis im Emirat Ras al-Khaimah. Er rechnet fest mit den Regatten im kommenden Februar.

Auf der künstlichen Insel, die innert weniger Wochen in der Lagune des Ferienorts Al Hamra einen Steinwurf entfernt von der Hauptstadt des Emirats Ras al-Khaimah entstanden ist, wartet die Crew von Titelverteidiger Alinghi auf den Wettkampf.

Auf Seiten von Herausforderer Oracle ist derzeit nichts als Sand zu sehen. Die Amerikaner scheinen noch nicht sehr interessiert zu sein am Wettkampf zum 33. America’s Cup, der im Februar 2010 hier stattfinden soll.

Zudem gibt ihnen das Reglement der ältesten Sporttrophäe der Welt vielleicht die Möglichkeit, noch irgendwie aus dem Wettkampf auszusteigen.

Auf Seiten des Schweizer Teams erhofft man sich aber, dass die Regatta endlich ihren Weg aus den Gerichtssälen aufs Wasser findet.

Das erklärt Teamchef Ernesto Bertarelli im Gespräch mit swissinfo.ch.

swissinfo.ch: Wie weit sind die Vorbereitungen für den 33. America’s Cup hier in Ras al-Khaimah?

Ernesto Bertarelli: Alinghi ist bereit. Das Boot ist vor etwa 20 Tagen angekommen. Die ersten Navigationsfahrten haben wir hinter uns. Eben sind wir mit Repräsentanten der Schweizer Delegation und der internationalen Medien hinausgefahren.

Wir sind bereit zur Regatta. Bereit, die Farben der Schweiz zu verteidigen und den America’s Cup zu behalten. Wir erwarten die Amerikaner ungeduldig, um uns mit ihnen zu messen.

swissinfo.ch: Was waren die letzten Antworten der Amerikaner?

E.B.: Das ist ein wenig enttäuschend. Wir haben den Eindruck, dass sie versuchen, diesem Rennen aus dem Weg zu gehen, das sie sich doch so gewünscht und mit Druck verlangt haben.

Jetzt sind wir da, wir haben eine wunderschöne Wasserfläche und eine super Infrastruktur. Noch einmal: Wir sind bereit. Die Schweiz ist bereit.

swissinfo.ch: Wie interpretieren Sie die Haltung des Herausforderers Oracle?

E.B.: Ihre Haltung ist sehr schwer zu verstehen. Vielleicht sind sie sich nicht mehr so sicher, dass sie ein Boot haben, das schnell genug ist, um uns zu schlagen, und wollen deshalb Zeit gewinnen. Und vielleicht treten sie gar nicht an, um nicht verlieren zu müssen.

Aber im Sport ist es so – und das wissen alle Sportler –, dass, wer das Risiko einer Niederlage nicht eingehen will, besser etwas anderes macht. Denn der Ausgang eines Wettkampfs ist nie sicher.

Im Fussball muss der Ball ins Tor, im Tennis muss er übers Netz, und beim Segeln muss man als Erster über die Ziellinie fahren, um zu gewinnen.

swissinfo.ch: Die Amerikaner fechten die Wahl der Emirate als Austragungsort an, namentlich wegen Sicherheitsfragen. Was sagen Sie dazu?

E.B.: Wenn es in der Strasse von Hormus Sicherheitsprobleme geben würde, wäre das bekannt. 40% der weltweiten Ölproduktion wird durch diese Meerenge verschifft.

Wenn es dort also wirklich Probleme geben würde, wären alle Menschen auf der Welt davon betroffen. Denn jedes Mal, wenn sie ihr Auto auftanken möchten, würden sie doppelt so viel bezahlen müssen wie heute.

Das sind also ganz offensichtlich Ausreden, um einem Wettkampf aus dem Weg zu gehen. Ich hoffe aber, dass sie sich auf Vernunft und Ehre zurückbesinnen und schliesslich doch noch auf dem Terrain des Sports – und nicht auf dem Juristischen – mit der Schweizer Technologie messen werden, wie sie sich das gewünscht haben.

swissinfo.ch: Kommen wir noch kurz auf die Infrastruktur zu sprechen, die Sie hier in Ras al-Khaimah zur Verfügung gestellt erhalten.

E.B.: Einfach unglaublich. Nicht nur in den Dimensionen, sondern besonders auch in der Geschwindigkeit, in der sie aufgestellt wurde. Ich habe geglaubt, die Spanier hätten Wunder vollbracht, als sie uns eine Basis für den 32. America’s Cup organisiert hatten. Aber ich muss sagen, hier wurden sie klar geschlagen.

Die Anstrengungen, das Engagement und die Qualität der Infrastruktur sind ausserordentlich.

swissinfo.ch: Der 33. America’s Cup findet also in Ras al-Khaimah statt? Bleiben Sie zuversichtlich?

E.B.: Der 33. America’s Cup wird in Ras al-Khaimah durchgeführt. Alinghi ist bereit. Wenn die Amerikaner kommen, sind wir bereit, aufs Wasser zu gehen und zu sehen, wer der Stärkste ist.

Mohamed Cherif, Ras al-Khaimah, swissinfo.ch
(Übertragen aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

Das US-Team des Herausforderers Oracle protestiert gegen Ras al-Khaimah als Austragungsort des 33. America’s Cup.

Die Amerikaner machen besonders Sicherheitsgründe geltend, wegen der Nähe zu Iran, das den USA gegenüber feindlich eingestellt sei.

Laut Reglement muss der Wettkampf im Februar auf der nördlichen Hemisphäre in “gegenseitigem Einverständnis” beider Teams durchgeführt werden.

Oracle hat vor dem Obersten Gerichtshof des US-Bundesstaats New York verlangt, die Wahl des Emirats als Austragungsort zu annullieren. Damit hat das US-Team einen juristischen Schlagabtausch verlängert, die seit 2007 andauert.

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