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Aerni: “So richtig freuen kann man sich nur auf dem Podest”

(Keystone-SDA) Weltmeister Luca Aerni äussert sich im Interview mit der Nachrichtenagentur sda zu seinen Erinnerungen an Adelboden, seinen Ambitionen am Chuenisbärgli und seinen Weg bis zu den Olympischen Spielen.

Kombinations-Weltmeister Luca Aerni erfreut sich vor dem Heimrennen in Adelboden einer glänzenden Form. Viermal klassierte er sich in diesem Winter im Slalom bereits in den ersten fünf, mit dem 2. Platz in Madonna di Campiglio – seiner ersten Podestplatzierung im Weltcup – als Highlight.

Im Oberland wird der 24-jährige Berner, so es das Wetter zulässt, nicht nur in seiner Spezialdisziplin, sondern auch im Riesenslalom am Samstag starten. Wie die anderen Fahrer, die am Donnerstag noch in Zagreb am Start waren, kam Aerni am Freitagmittag mit einem direkten Charterflug von Zagreb in Belp an. Danach ging es per Auto – und wegen der gesperrten Kantonsstrasse auf einer Ausweichroute – weiter nach Adelboden.

Luca Aerni, Adelboden war in den letzten Jahren ein sehr schwieriges Pflaster für die Schweizer Techniker. Was haben Sie für Erinnerungen ans Chuenisbärgli?

“Sicher diejenige, als Marc Berthod mit Startnummer 60 den Slalom gewann (2007 – Red.). Das hat mich damals beeindruckt. Auch an den Sieg von Didier Cuche (2002) erinnere ich mich noch.”

Und persönlich?

“Bei der ersten Weltcup-Teilnahme in Adelboden konnte ich mich 2013 gleich für die Top 30 qualifizieren. Leider schied ich dann im 2. Lauf aus. Aber auch das brachte mich weiter.”

Mittlerweile müssen Sie im Slalom nicht mehr um die Teilnahme am zweiten Durchgang bangen, meistens klassierten Sie sich zuletzt gar in den ersten fünf. Was liegt am Sonntag drin?

“Im Slalom habe ich mehr Erfahrung als in den anderen Disziplinen. Bereits beim Besichtigen ist jeweils mehr Gefühl vorhanden. Auch ist dank der besseren Startnummer mehr möglich. Für Adelboden lautet die Zielsetzung, die Leistung abzurufen und möglichst so gut wie in Madonna abzuschneiden.”

Sie bestreiten mittlerweile auch die Weltcup-Riesenslaloms. Sowohl in Val d’Isère (26. Rang) wie in Alta Badia (21.), bei Ihren ersten zwei Einsätzen auf oberster Stufe, schafften Sie es mit hohen Startnummern gleich in die Punkteränge. Was liegt beim Klassiker am Chuenisbärgli drin?

“Auf dieser Piste wird es sicherlich sehr schwierig, erneut in die Top 30 vorzustossen. Ich werde immer noch eine Startnummer um die 60 oder 70 haben. Aber klar versuche ich es. Denn nichts ist unmöglich.”

War dieser Schritt vorwärts im Riesenslalom absehbar?

“Ich habe in der Vorbereitung schon gespürt, dass ich in dieser Disziplin besser drauf bin als in anderen Jahren und wusste innerlich, dass einiges möglich ist. Aber dass es mir in den zwei Rennen mit diesen hohen Startnummern in den zweiten Durchgang reichen würde, kam dann doch ein bisschen überraschend. Aber sowohl in Val d’Isère wie auch in Alta Badia war die Piste sehr hart, was mir entgegen kam.”

Mit ein bisschen Abstand: Was bedeutet Ihnen der 2. Rang im Slalom von Madonna?

“Dieser erste Podestplatz tat sehr gut. Zuvor bin ich in fünf Jahren Weltcup zwar zweimal Fünfter geworden, doch so richtig freuen kann man sich erst, wenn man auf dem Podest steht. Ich musste lange kämpfen. In Madonna ging es endlich auf.”

Gab es für Sie neben der persönlichen auch so etwas wie eine historische Sicht, da zuvor während fast acht Jahren kein Schweizer Slalom-Fahrer mehr die Top 3 erreicht hatte?

“Dies kann man jetzt auch abhaken. Aber diese ganze Geschichte war mehr ein Ding der Medien. Wir Fahrer wollten diesen Podestplatz vor allem fürs Team erreichen. Schön, ist auch Daniel (Yule) ganz nahe dran. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.”

Sie fuhren in Val Gardena als Vorfahrer ein Abfahrtstraining, danach bestritten Sie auch die Kombination in Bormio, schieden dann aber im Slalom aus. Was nehmen Sie davon mit?

“Das waren wertvolle Tage auf den Abfahrtsski. Als Slalom-Fahrer habe ich nur sehr wenige solcher Tage, da zählt jeder umso mehr.”

Mit Val Gardena, Alta Badia, Madonna, Bormio, Oslo, Zagreb, nun Adelboden und dann gleich Wengen, wo Sie im Hinblick auf die Kombination ebenfalls die Abfahrtstrainings bestreiten, folgen sich Ihre Einsätze Schlag auf Schlag. Wann gönnen Sie sich vor den Olympischen Spielen eine Pause?

“Nächste Woche in Wengen muss ich schon acht geben, dass ich nicht zu müde bin. Aber ich fühle mich momentan wirklich sehr gut. Ich habe es im Griff. Hilfreich ist auch, dass mir nun zweimal hintereinander die Vorbereitung im Sommer perfekt aufging. Die in dieser Phase zugelegten Muskeln helfen, dass ich etwas länger mag. Und nach Wengen habe ich dann ein paar Tage Ruhe, ehe es in Kitzbühel und Schladming mit Slaloms weitergeht. Auch danach bleiben mir bis Olympia nochmals einige Tage zum Erholen.”

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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