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Alle Verletzten aus Spital entlassen – mutmasslicher Täter im Gefängnis

Der 17-jährige Lette, der am Sonntag vor einer Woche in Flums acht Personen mit einem Beil angriff, wollte seine Opfer gemäss Angaben der St. Galler Staatsanwaltschaft töten. (Archivbild) Keystone/EDDY RISCH sda-ats

(Keystone-SDA) Der 17-jährige Lette, der am Sonntag vor einer Woche in Flums SG acht Personen mit einem Beil angriff, wollte seine Opfer töten. Das teilte die St. Galler Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.

Am 22. Oktober griff der Lehrling in Flums acht Personen mit einem Beil an, nachdem er an seinem Wohnort einen Brand gelegt hatte. Insgesamt sechs Personen und der mutmassliche Täter wurden verletzt.

Schlimmeres konnte lediglich durch das beherzte und rasche Eingreifen von Passanten und Polizisten verhindert werden. Die restlichen drei Opfer, die sich nach der Tat noch in Spitalpflege befanden, sind wieder zuhause.

Einen Tag nach der Tat wurde der beschuldigte Jugendliche durch den zuständigen Jugendanwalt einvernommen. Dabei habe er gestanden, für den Brand verantwortlich zu sein sowie gegenüber den zufällig ausgewählten Opfern in Tötungsabsicht gehandelt zu haben, heisst es in der Mitteilung der St. Galler Staatsanwaltschaft.

Motiv weiter unklar

Über das Motiv des mutmasslichen Täters könnten keine weiteren Angaben gemacht werden, sagte Regula Stöckli, Mediensprecherin der St. Galler Staatsanwaltschaft, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Ein terroristischer Hintergrund könne aber ausgeschlossen werden.

Die Jugendanwaltschaft ordnete bereits einen Tag nach dem Angriff Untersuchungshaft an. Am 26. Oktober wurde der 17-Jährige aus dem Spital entlassen und in ein Gefängnis im Kanton St. Gallen überführt, wo er sich bis auf weiteres in Untersuchungshaft befindet.

Er werde sich im Laufe des nächsten Jahres vor Gericht unter anderem wegen mehrfacher versuchter Tötungsdelikte verantworten müssen, heisst es im Communiqué weiter. Für Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren gilt ein besonderes Strafrecht.

Auch beim Letten kommt das Jugendstrafrecht zum Zug: Ihm droht eine maximale Freiheitsstrafe von vier Jahren. Bis zum Alter von 25 Jahren können Schutzmassnahmen angeordnet werden. Der Jugendliche ist nicht vorbestraft. Er war aber bereits früher durch Gewaltfantasien aufgefallen.

Hilferufe vor der Tankstelle

Am 22. Oktober eskalierte die Situation. Kurz vor 20 Uhr legte er an seinem Wohnort in der Gemeinde Flums einen kleinen Brand. Wenige Minuten später kam es am Postplatz zur ersten Beil-Attacke. Der Lehrling griff ein Ehepaar von hinten an, das mit seinem achtmonatigen Kind unterwegs war.

Der 35-jährige Mann und seine 30-jährige Frau wurden dabei verletzt. Das Baby fiel aus dem Kinderwagen. Zwei Passanten griffen beherzt ein: Ein 72-jähriger Mann und eine 59-jährige Frau wurden dabei vom Täter ebenfalls mit dem Beil angegriffen und verletzt.

Der Angreifer flüchtete danach mit dem Auto der Passanten Richtung Walensee. Weit kam er aber nicht; nach wenigen hundert Metern verursachte er einen Selbstunfall. Er liess das demolierte Auto stehen.

Der nächste Tatort befand sich ebenfalls in Flums. Drei Frauen, Passantinnen im Alter von 21, 27 und 44 Jahren, wurden bei einer Tankstelle vom Jugendlichen angegriffen. Die leicht verletzten Frauen konnten sich im Tankstellenshop in Sicherheit bringen.

Polizisten, die sich in der Nähe befanden, wurden auf die Hilferufe vor der Tankstelle aufmerksam und reagierten. Der Täter versuchte, erneut ein Auto zu entwenden und zu flüchten. Erst nach einem Taser- und Schusswaffeneinsatz konnte er festgenommen werden. Bei der Tankstelle stellte die Polizei ein Beil sicher. Es dürfte sich um die Tatwaffe handeln.

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