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Aserbaidschan vermeldet Abschuss eines armenischen Kampfhelikopters

(Keystone-SDA) Aserbaidschan hat den Abschuss eines armenischen Militärhelikopters gemeldet. Der Kampfhelikopter vom Typ MI-24 habe versucht, eine aserbaidschanische Armeestellung in der Grenzregion von Agdam im umstrittenen Gebiet Berg-Karabach anzugreifen.

Er sei daraufhin abgeschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Baku mit. Zuvor habe es drei Tage lang provokante Übungsflüge gegeben. Das Verteidigungsministerium kündigte die Verleihung eines Ordens an den Soldaten an, der die Maschine abgeschossen hat.

Armenischen Medienberichten zufolge kamen drei Besatzungsmitglieder ums Leben. Es handelt sich um den schwersten militärischen Zwischenfall seit dem Waffenstillstand von 1994.

Die Rebellenführung in Berg-Karabach bestätigte, dass der Helikopter von aserbaidschanischen Streitkräften “bei einem Trainingsflug während eines Militärmanövers” abgeschossen worden sei.

Der “Präsident” Berg-Karabachs, David Babajan, warf dem aserbaidschanischen Militär vor, die Absturzstelle weiterhin zu beschiessen. Deswegen könnten sie das Wrack des Helikopters nicht erreichen. “An Bord befanden sich keine Waffen und es ging keine Gefahr von der Maschine aus”, sagte Babajan nach Angaben der Agentur Interfax.

“Schmerzhafte Folgen”

Armenien, das sich als Schutzmacht des von Aserbaidschan abtrünnigen Gebiets versteht, sprach von einer “Provokation”. “Die Folgen für Aserbaidschan werden sehr schmerzhaft sein”, teilte das Ministerium mit.

Der Vorfall könne den eingefrorenen Konflikt um Berg-Karabach ausweiten, warnte der Generalsekretär der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Lamberto Zannier.

An der Trennlinie zwischen der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region und Aserbaidschan, zu dem Berg-Karabach formal weiter gehört, kommt es immer wieder zu tödlichen Schusswechseln.

Jahrzehntelanger Konflikt

Pro-armenische Rebellen hatten Ende der 80er Jahre mit der Unterstützung Armeniens die Kontrolle über die Region Berg-Karabach erlangt, die der Sowjetrepublik Aserbaidschan zugeschlagen worden war, obwohl sie mehrheitlich von Armeniern bewohnt wurde.

Im Zuge des jahrelangen Krieges wurden hunderttausende Menschen aus beiden Ländern vertrieben und schätzungsweise 30’000 Menschen getötet. 1994 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, einen Friedensvertrag gibt es aber bis heute nicht.

International wird Berg-Karabach weiterhin als Teil Aserbaidschans angesehen. Armenien erkennt die Unabhängigkeit des kleinen Berggebiets an der Grenze der beiden früheren Sowjetrepubliken nicht an, das weitgehend von den Zahlungen aus Eriwan abhängig und praktisch nur über die Strasse aus Armenien erreichbar ist. Internationale Bemühungen zur Lösung des Konflikts stecken seit Jahren fest.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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