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Ausschreitungen bei Grosskundgebung in der Bretagne

(Keystone-SDA) Eine Grosskundgebung gegen Massenentlassungen und Steuerbelastung in der Bretagne hat am Samstag nach Angaben der Veranstalter in Quimper mehr als 30’000 Menschen mobilisiert. Die Behörden sprachen von mindestens 10’000 Teilnehmern. Dabei kam es zu Zwischenfällen.

In der Nähe der abgesperrten Präfektur warfen Demonstranten mit Steinen. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Es ist die zweite Kundgebung in der westfranzösischen Region innerhalb von zwei Wochen, die auch als Zeichen der Unzufriedenheit mit der Regierung des sozialistischen Präsidenten François Hollande zu verstehen ist. Dabei habe die Ökosteuer für Lastwagen “das Fass zum Überlaufen gebracht”, sagte ein Gewerkschaftssprecher.

Wegen zahlreicher zusätzlicher Steuererhöhungen ist bei vielen Franzosen die Schmerzgrenze überschritten. Hinzu kommt ein tiefes Misstrauen gegenüber der Regierung.

In der Nähe von Quimper setzten Demonstranten eine LKW-Zahlstelle durch angezündete Reifen in Brand. Als Zeichen des Widerstands trugen viele Menschen rote Mützen, Symbol der Opposition der Bretonen gegen Steuereintreibungen unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. “Recht auf Arbeit”, “Stopp die Steuern” und “Der Franzose ist keine Milchkuh” stand auf Plakaten zu lesen.

Viele Arbeitsplätze verloren

Seit Monaten häufen sich in der Region die Entlassungen, bei Geflügelproduzenten, Schweine-Schlachtbetrieben oder in der Elektronik. Nach Angaben des Bürgermeisters von Carhaix, Christian Troadec, hat die Bretagne in der Industrie und der Nahrungsmittelindustrie im letzten Jahr etwa 8000 Arbeitsplätze verloren.

Zum Protest aufgerufen haben Berufsgenossenschaften, Gewerkschafts- und Landwirtschaftsorganisationen. Hunderte Polizisten waren im Einsatz, um Krawalle einzudämmen. Die umstrittene französische Ökosteuer für Lastwagen hat die Regierung bereits auf Eis gelegt hat. Doch die Demonstranten fordern, die Steuer endgültig abzuschaffen.

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