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Austausch mit der Welt im Solothurner-Filmtage-Programm

(Keystone-SDA) Die Nabelschau, die das Schweizer Filmschaffen in den Nuller Jahren geprägt hat, scheint endgültig vorbei: Zahlreiche Filme, die an den kommenden Solothurner Filmtagen im Januar gezeigt werden, handeln vom vielgestaltigen Austausch des Landes mit der Welt.

Die Organisatoren betonen die vergleichsweise starke Präsenz von Komödien im Programm der 49. Ausgabe, wie aus den Medienunterlagen vom Dienstag hervorgeht. Claudio Tonetti erzählt in “Win Win – Chinesen im Jura” etwa von einem ehrgeizigen Lokalpolitiker, der das Halb-Finale der Miss China-Wahl in Delsberg organisieren möchte.

Der Streifen ist für den “Prix du Public” nominiert und trifft dort auf weitere Komödien wie “Vielen Dank für Nichts”, in dem Joel Basman einen rebellischen Behinderten mimt, und “Oro Verde” mit Carlos Leal – beim “grünen Gold”, von dem im Titel von Mohammed Soudanis Film die Rede ist, handelt es sich um Cannabis.

Grosse Aufmerksamkeit dürfte in Solothurn auch dem neuen Werk von Sabine Boss zukommen: Sie hat den Erfolgsroman “Der Goalie bin ig” von Pedro Lenz mit Marcus Signer in der Hauptrolle verfilmt.

Die Filmtage zeigen den “Goalie” als Weltpremiere, ebenso wie “Milky Way”, der von verkrachten Existenzen in La Chaux-de-Fonds handelt. In dem Roadmovie, das nach Belgien führt, spielt der preisgekrönte Schauspieler Antonio Buil (“Coeur animal”) eine der Hauptrollen.

Lediglich zwei Dokfilme rittern um den “Prix du Public”, darunter Adrian Winklers “Tino – Frozen Angel”, der den verstorbenen Gründervater der Schweizer Hell’s Angels porträtiert. Insgesamt sind elf Filme für den Publikumspreis der Filmtage nominiert.

Von Flucht und Vertreibung

Um den mit 60’000 Franken dotierten “Prix de Soleure” rittern sechs Streifen, darunter der Eröffnungsfilm “Akte Grüninger – Die Geschichte eines Grenzgängers” von Alain Gsponer. Grenzen und das Überschreiten derselben prägen die gesamte Wettbewerbssparte.

Ufuk Emiroglu etwa erzählt in “Mon père, la révolution et moi” von der Flucht ihres Vaters in die Schweiz. Der Spielfilm “Victoria – A Tale of Grace and Greed” handelt vom Schicksal einer ungarischen Prostituierten auf dem Zürcher Strassenstrich.

Die schweizerisch-französische Koproduktion “L’escale” von Kaveh Bakhtiari zeichnet das Leben von acht iranischen Migranten nach, die von Athen aus versuchen, in andere europäische Länder zu gelangen. “L’escale” war bereits im Rennen um den besten europäischen Dokfilm.

Neu mit “Nocturne”-Sparte

Neben dem filmischen Angebot präsentierten die Filmtage am Dienstag auch eine Anpassung der Programmstruktur. Neu gibt es die Sparte “Nocturne”, die von den Organisatoren als “Luke für Entdeckungen und Wiederentdeckungen” angepriesen wird. Gezeigt wird dieses Jahr unter anderem Rolf Lyssys Komödie “Kassettenliebe” (1981).

Bereits im September wurde der Ehrengast der 49. Solothurner Filmtage bekannt: Das Festival, das am 23. Januar von Bundesrat Alain Berset eröffnet wird, widmet dem St. Galler Regisseur, Autor und Kameramann Peter Liechti das Spezialprogramm “Rencontre”. Zu Ende geht die kommende Ausgabe der Filmtage am 30. Januar.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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