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Basel zieht in Unterzahl in die Cup-Halbfinals ein

(Keystone-SDA) Challenge-League-Leader Zürich scheidet im Schweizer Cup als Titelverteidiger aus. Der FC Basel setzt sich zuhause mit einem Mann weniger 3:1 durch.

Im Gegensatz zum Gros der Schweizer Klubszene ist der FC Basel jederzeit in der Lage, die Performance unter Druck um eine entscheidende Nuance anzuheben. Die Nerven verliert der Branchenprimus so wenig wie Spiele. Deshalb unterlaufen eben primär den Herausforderern Blackouts, wie ihn der FCZ beim Eigentor von Keeper Andris Vannins zu verkraften hatte.

Und der FCB kann sich den Umständen anpassen. Wenn mit Kleinkunst wenig auszurichten ist, ist auf die rustikale Komponente meistens Verlass. Die zwar nicht sonderlich kreative, aber effektive Variante mit den weiten Zuspielen auf Marc Janko, der im Normalfall die Lufthoheit beansprucht, war erneut zielführend. Mit beinahe jeder Flanke in die Zone vor dem Zürcher Keeper löste der FCB in der Defensive der Stadtzürcher unübersichtliche Situationen aus und deckte die Abwehrlimiten des Absteigers auf.

In der 20. Minute überwand Janko die FCZ-Gegenwehr per Kopf ein erstes Mal. Unmittelbar nach dem Ausgleich setzte der Österreicher nach einer nächsten missratenen Befreiungsaktion Zürichs den Ball gegen die Torumrandung. Die Unterklassigen mit dem erstklassigen Budget gerieten spürbar unter Druck, die Stilsicherheit der ersten Minute war wie weggeblasen. Und als Goalie Vanins eine Schussflanke in Slapstick-Manier aus spitzem Winkel zum 1:2 (41.) ablenkte, bahnte sich bereits der Courant normal an.

Selbst der Ausschluss von Taulant Xhaka (56.) veränderte am Drehbuch nahezu nichts mehr. Urs Fischers weitgehend stilsichere Auswahl erhöhte mit einem sehenswerten Schlenzer Steffens sogar auf 3:1, womit sich die Zürcher Zehnjahres-Bilanz in Bebbi-Town weiter trübte: In 22 Spielen seit dem Meistercoup im Mai 2006 gewann der FCZ lediglich noch zweimal.

Energischer FCZ-Start

Nur der Auftakt war exakt nach dem Gusto des Aussenseiters verlaufen, der sich vorgenommen hatte, die Bebbi mit einer Prise Verwegenheit früh aus der Reserve zu locken. Oliver Buff nahm die Vorgabe von Coach Uli Forte wörtlich. Der frühere U17-Weltmeister setzte gleich im ersten Angriff energisch nach und verschaffte dem Challenge-League-Klub nach 126 Sekunden den erhofften Vorteil.

Mit seinem erfrischenden Start entfachte Zürich in den ersten 45 Minuten einen Schlagabtausch, wie man ihn beim Meisterschaftsmonolog Basels in den letzten Monaten nur selten zu sehen bekam. Der Klassiker nahm sofort Fahrt auf; in schöner und weniger erfreulicher Hinsicht. Die Gladiatoren auf dem Rasen öffneten bei erster Gelegenheit ihre Visiere, neben dem Terrain hingegen griffen ein paar Anhänger im FCZ-Sektor (wieder einmal) tief in die Feuerwerkskiste.

Die Intensität erreichte rasch einmal einen bemerkenswert hohen Prozentsatz, flachte aber nach der Pause stark ab. Es knisterte und krachte, Pulverdampfnebel zog auf im St.-Jakob-Park. Die Einheimischen liessen sich von der aufgeheizten Atmosphäre indes nicht aus der Fassung drängen. Im Gegenteil: Sie verlegten die Szenen vermehrt tief in die Platzhälfte der zunehmend hilfloseren Gäste.

Comeback absehbar

“Wir benötigen einen FCZ-Tag”, gab Forte Anfang Woche eine Empfehlung aus. Ihm war klar, dass der seit sieben Saisons in der Super League unschlagbar gute Champion nur mit einem Sondereffort zu stoppen sein würde. Seine Wunschkonstellation bewahrheitete sich trotz des traumhaften Auftakts nicht. In zwei, drei Schlüsselmomenten fehlte die Cleverness und Standfestigkeit, die der Favorit zu bieten hatte.

Auch wenn der Traum vom vierten Halbfinalvorstoss im Knock-out-Wettbewerb in Folge im Stadion des Erzrivalen unsanft endete, darf sich der FCZ knapp zehn Monate nach dem Kollaps zumindest bald wieder mit höhere Aufgaben beschäftigen. Die Rückkehr in die oberste Klasse zeichnet sich ab. Die Qualität, an guten Tagen auch deutlich besser bestückte Gegner zu fordern, ist ansatzweise erkennbar, das wirtschaftliche Volumen und die Intention, das Kader weiter aufzuwerten, dürften im Kreis der Besittzerfamilie Canepa ebenfalls vorhanden sein.

Das Telegramm

Basel – Zürich 3:1 (2:1)

25’259 Zuschauer. – SR Bieri. – Tore: 3. Buff 0:1. 20. Janko (Lang) 1:1. 41. Vanins (Eigentor/Lang) 2:1. 75. Steffen 3:1.

Basel: Vaclik; Lang, Suchy, Akanji, Traoré; Xhaka, Zuffi; Elyounoussi, Delgado (60. Fransson), Steffen (88. Callà); Janko (79. Doumbia).

Zürich: Vanins; Brunner (81. Marchesano), Bangura, Nef, Voser; Yapi, Kukeli; Winter, Buff (71. Koné), Rodriguez (71. Schönbächler); Dwamena.

Bemerkungen: Basel ohne Bua (verletzt), Zürich ohne Alesevic, Kleiber, Cavusevic (alle verletzt). 23. Vanins lenkt Kopfball von Janko gegen die Latte. 56. Gelb-Rot gegen Xhaka (Foul). Verwarnungen: 8. Steffen (Unsportlichkeit), 14. Nef, 15. Brunner, 28. Xhaka, 59. Voser, 82. Schönbächler (alle Foul).

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