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Beschuldigter Sprinter Pistorius wegen Suizidgefahr unter Bewachung

(Keystone-SDA) Der südafrikanische Paralympics-Star Oscar Pistorius wird einem Fernsehbericht zufolge wegen Suizidgefahr in seiner Polizeizelle rund um die Uhr beobachtet. Dies berichtete der südafrikanische Fernsehsender ENCA am Samstag.

Pistorius wird von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, in der Nacht zum Donnerstag seine Freundin Reeva Steenkamp vorsätzlich ermordet zu haben. Die Familie und das Management von Pistorius bestreiten den Mordvorwurf.

Der tödliche Ereignis im Hause des Profisportlers sei eine “schreckliche Tragödie”. Pistorius wirkte beim ersten, etwa 40 Minuten langen Hafttermin vor Gericht am Freitag in Pretoria niedergeschlagen. Der Anwalt Pistorius’ sprach von einem “extrem traumatisierten Geisteszustand” seines Mandanten.

Gedenkgottesdienst geplant

Zu Ehren von Reeva Steenkamp soll am Dienstag ein Gedenkgottesdienst in Port Elizabeth stattfinden. Steenkamp werde später in Anwesenheit der Familie begraben. Die 29-Jährige war Juristin, die ihr Geld aber vor allem als Model und Fernsehstar verdiente.

Am Dienstag wird auch die Verhandlung gegen Pistorius vor dem Gericht in Pretoria wieder aufgenommen. Dann entscheidet sich nach dem Willen der Anwälte, ob er gegen Kaution freigelassen wird.

Durch Tür geschossen?

Unklarheit besteht weiter über den Tathergang. Die Polizei bestätigte bisher nur, dass Steenkamp mit Schüssen in den Kopf, in Arme und Beine tot im Hause von Pistorius gefunden worden war. Auch die Tatwaffe – auf Pistorius zugelassen – sei sichergestellt worden.

Der Profisportler und das Opfer seien beim Eintreffen der Polizei allein im Haus gewesen. Es befindet sich in einer streng bewachten, ummauerten Luxus-Wohnsiedlung.

Südafrikanische Medien berichteten, dass Steenkamp durch eine Badezimmertür erschossen worden sei. Nachbarn hatten demnach vor den Schüssen eine lautstarke Auseinandersetzung im Hause Pistorius gehört, was in der Vergangenheit schon häufiger passiert sein soll.

Häusliche Gewalt

Die Polizei sei deswegen am Abend vor der Tat gerufen worden. Bestätigt hatten die Behörden nur, dass es im Domizil von Pistorius schon mehrfach zu Vorfällen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt gekommen sei.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Pistorius, seine Freundin “vorsätzlich” erschossen zu haben. Das Gericht in Pretoria wollte am Freitag zunächst weder über die Mordanklage noch über die Frage entscheiden, ob Pistorius gegen eine Kaution aus der Polizeihaft entlassen werden könnte. Das hatten seine Anwälte beantragt.

Pistorius war 2012 in London als erster beidseitig beinamputierter Sportler auf Hightech-Karbon-Prothesen bei Olympischen Spielen gestartet. Bei den Paralympics gewann der auch als “blade runner” bekannte Profi sechs Mal.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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