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Bestürzung nach rassistischem Brandanschlag auf Schule in Jerusalem

(Keystone-SDA) Ein rassistisch motivierter Brandanschlag auf eine jüdisch-arabische Musterschule in Jerusalem hat in Israel grosse Bestürzung ausgelöst. Israelische Politiker besuchten am Sonntag demonstrativ die Hand-in-Hand-Schule.

Unbekannte hatten am Samstagabend ein Feuer in einem Klassenzimmer gelegt und auf den Aussenmauern Parolen wie “Tod den Arabern” hinterlassen. Die Bildungseinrichtung, in der mehr als 600 Oberstufenschüler auf Hebräisch und Arabisch unterrichtet werden, gilt als Symbol für das Streben nach einem friedlichen Zusammenleben von Juden und Arabern.

Die Polizei erklärte, dass es sich offenbar um “einen Brandanschlag mit nationalistischen Motiven” gehandelt habe. Darauf deuteten die nahe des Tatorts aufgesprühten Parolen wie “Stopp der Assimilation” und “Kahane hatte Recht” hin. Der Rabbiner Meir Kahane hatte 1971 die rassistische Kach-Partei gegründet, die vor 20 Jahren verboten wurde.

Israels Justizministerin Zipi Livni und mehrere Parlamentsabgeordnete statteten der Schule am Sonntag einen Solidaritätsbesuch ab. Kultusminister Schai Piron verurteilte die Tat als “einen abscheulichen Gewaltakt, der die Fundamente der israelischen Demokratie untergraben könnte”.

Rund hundert Menschen versammelten sich vor dem Gebäude im südlichen Stadtteil Pat zu einer spontanen Protestkundgebung. Schuli Dichter, Vorsitzender des Vereins Hand in Hand, der die Schule begründet hat, verurteilte “die gefährliche Welle von Rassismus, die Jerusalem gegenwärtig erleidet”.

Die palästinensische Schulleiterin Nadja Knani erklärte: “Im Umfeld der Schule kam es bereits öfter zu Zwischenfällen, aber noch nie im Inneren des Gebäudes.” Die Täter waren durch ein Fenster in die Schule eingedrungen und hatten in einem Raum Bücher und Hefte aufgehäuft und in Brand gesteckt. Das Klassenzimmer brannte komplett aus. Ein in einem zweiten Klassenraum entzündetes Feuer richtete geringere Schäden an.

Jerusalem ist seit fünf Monaten Schauplatz anhaltender Gewaltakte und von Zusammenstössen in den arabischen Wohnvierteln im israelisch besetzten Ostteil der Stadt.

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