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BFM-Ausschreibung für Betrieb der Bundesasylzentren weiter hängig

(Keystone-SDA) Die öffentliche Ausschreibung für den Betrieb der sieben Asylempfangszentren des Bundes lässt weiterhin auf sich warten. Ursprünglich für den Verlauf des Jahres 2012 angekündigt, soll die Ausschreibung nun bis spätestens Ende Juni 2013 erfolgen.

Die Verspätung begründet das für die Auftragsvergabe zuständige Bundesamt für Migration (BFM) mit der “generellen Neustrukturierung des gesamten Asylbereichs” in der Schweiz.

Die politischen Entscheide dazu seien erst im vergangenen Herbst und Winter gefallen, erklärte BFM-Kommunikationschefin Gaby Szöllösy am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Ausschreibung werde entsprechend angepasst.

Gleichzeitig hätten die hohen Asylgesuchszahlen zu Herausforderungen bei der Suche nach geeigneten Unterkunftsplätzen geführt und damit Zusatzaufwand verursacht.

Vorfälle in Asylunterkunft Eigenthal

Auch hätten es die Vorfälle in der temporär genutzten Bundesunterkunft in Eigenthal bei Kriens LU notwendig gemacht, die Qualitätsanforderungen an die Dienstleister zu überprüfen und die Pflichtenhefte zu präzisieren, sagt Szöllösy. Der Betreiberfirma ORS war im letzten November vorgeworfen worden, die in Eigenthal untergebrachten Asylsuchenden unkorrekt zu betreuen.

So war die ärztliche Versorgung offenbar teilweise unzureichend und die Ernährung nicht optimal auf Kleinkinder abgestimmt. Mängel stellte die Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) damals auch bei Bekleidung, Betreuung und Animation der Bewohner fest. ORS leitete daraufhin Sofortmassnahmen zur Verbesserung der Zustände ein und entliess den Zentrumsleiter.

ORS seit 22 Jahren für Betrieb zuständig

Die Firma ORS ist es auch, die seit 1991 für den Betrieb der sieben Empfangszentren des Bundes und damit für die Betreuung der dort untergebrachten Asylsuchenden zuständig ist.

Eine interne Evaluation des BFM hatte im März 2012 ergeben: Die Vergabe dieses Leistungsauftrags hätte gemäss dem 1996 in Kraft getretenen Gesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) alle fünf Jahre neu ausgeschrieben werden müssen.

Das BFM gelobte Besserung und versprach, die öffentliche Ausschreibung noch im Verlaufe des Jahres 2012 durchzuführen. Laut dem aktuellen Stand der Dinge plant das BFM nun, die Ausschreibung noch im ersten Halbjahr 2013 zu publizieren, wie Szöllösy der sda bestätigt.

Chancen von kleinen Anbietern steigen

Die Ausschreibung für die Betreuungsdienstleistungen soll laut BFM so gestaltet werden, dass es auch kleinen Anbietern möglich ist, zu offerieren. Da sich die kleinen Anbieter auch nur für einzelne Zentren bewerben können, erhöhen sich ihre Chancen für einen Auftragszuschlag. So soll der Markt geöffnet werden.

Die Firma ABS Betreuungsservice AG aus Pratteln BL etwa wäre ein Kandidat für eine mögliche Übernahme von einem oder mehreren Asylempfangszentren des Bundes. “Wir sind nach wie vor sehr interessiert an einer Bewerbung und warten auf die öffentliche Ausschreibung des BFM”, sagte dazu Maurizio Reppucci, bei ABS Geschäftsleiter für den Bereich Migration.

Derzeit betreibt ABS zwei kantonale Asylunterkünfte, eine in der Region Basel und eine in der Ostschweiz. Auch ist die Firma für zwei Bundes-Entlastungszentren zuständig, davon eines in der Inner- und eines in der Westschweiz. Die sieben Asylempfangszentren des Bundes befinden sich in Alstätten SG, Kreuzlingen TG, Basel BS, Chiasso TI, Vallorbe VD und an den Flughäfen in Genf und Zürich.

Qualität muss stimmen

Die Neuausschreibung mit regionalen Losen bedeute allerdings nicht, dass in der Tat auch mehrere Anbieter Aufträge erhielten, betonte Szöllösy. Sicher sei jedoch, dass das BFM nicht einfach von vornherein den kostengünstigsten Anbieter berücksichtigen werde. Stattdessen werde man darauf achten, dass derjenige Dienstleister den Zuschlag erhält, der “die beste Qualität zum besten Preis bietet”.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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