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Biel gegen Bern mit dem Rücken zur Wand

(Keystone-SDA) Biel ist als Uhrenstadt bekannt, trotzdem stimmt im Seeland das Playoff-Timing nicht. Nach vier Niederlagen zum Quali-Ende findet der EHCB auch in der Viertelfinalserie gegen Bern den Tritt nicht.

Eigentlich war am Dienstagabend in der erst zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauften Tissot-Arena alles angerichtet für ein grosses Bieler Hockeyfest. 6521 Fans hatten sich ein Ticket ergattert und waren nach dem verheissungsvollen Playoff-Auftakt – der Underdog hatte am Samstag in Bern (1:2 n.V.) am Sieg geschnuppert – voller Zuversicht, dem Qualifikationssieger und Titelverteidiger ein Bein zu stellen.

Die Uhren auf Null gestellt, erlitt die Stimmung aber bereits zwei Zeigerumdrehungen später einen ersten Dämpfer. Andrew Ebbett hatte die Gäste nach einem Bieler Puckverlust in der Vorwärtsbewegung 1:0 in Führung gebracht. Von diesem Schock erholte sich sowohl das Bieler Publikum als auch deren Equipe bis zum Schluss nicht mehr. Die sechste Niederlage de suite war Tatsache.

Gegen den SCB resultierte in dieser Saison aus sechs Duellen nur gerade ein Sieg, beim 4:1 zu Saisonbeginn. Die Bieler tun sich gegen den Kantonsrivalen primär mit dem Toreschiessen schwer. 1:3, 1:3, 0:1, 1:2 n.V. und 0:3 lauteten die Ergebnisse zuletzt aus Bieler Sicht. Drei Tore in fünf Spielen sind definitiv zu wenig, um die offensiv starken Hauptstädter in Bedrängnis zu bringen.

Die Frage der Energie

Zur fehlenden Durchschlagskraft im Angriff liess Biel am Dienstag auch die nötige Aggressivität und Härte vermissen. Die Partie hatte kaum Playoff-Charakter und lässt die Frage nach dem Kräfteverschleiss in den letzten Wochen aufkommen. Viel mehr als der Playoff-Gegner musste Biels Coach Mike McNamara in der Qualifikation seine besten Spieler forcieren. “Klar fehlt uns nach der harten Qualifikation ein wenig die Energie”, so der Kanadier. “Wir haben zwei Monate lang jede Partie wie ein Playoffspiel bestritten.”

McNamara spricht auch die Verletzten an. Mit Verteidiger Kevin Fey (Schulter) und Nationalstürmer Gaëtan Haas (Wadenbeinbruch), der nach dieser Saison zum SCB wechselt, stehen ihm derzeit zwei Leistungsträger nicht zur Verfügung. Speziell im Powerplay vermisst er das Duo.

Mängel im Powerplay

In der Qualifikation gehörten die Seeländer in Überzahl zu den effizientesten Teams der Liga. Im Durchschnitt münzten sie jede fünfte Strafe in ein Tor um. Am Dienstag konnten sie während zwölfeinhalb Minuten mit einem Mann mehr agieren, sie brachten aber kaum Zwingendes zustande. “In Überzahl haben wir definitiv zu wenig kreiert”, bemängelte McNamara. “Wir haben den Puck nicht aufs Tor gebracht und den scheibenführenden Spieler zu wenig unterstützt.”

So brauchte Leonardo Genoni für seinen ersten Playoff-Shutout im SCB-Dress lediglich 21 Schüsse zu blockieren. “Wenn wir fünf, sechs Powerplays haben, müssen wir zwingend ein Tor schiessen”, forderte McNamara. Deshalb soll das Überzahlspiel im Training nochmals geübt werden.

Hiller: Braucht “mehr harte Arbeit”

So kam der SCB ohne grosses Spektakel zu einem lockeren 3:0-Auswärtserfolg. “Für eine Mannschaft mit so viel Talent spielt Bern sehr diszipliniert”, empfand McNamara. Auch Jonas Hiller, mit über 400 NHL-Spielen eigentlich eine wichtige Stütze im Team, meinte: “Bern stand defensiv gut und gestand uns kaum Chancen zu.” Auch der Bieler Keeper war zuletzt nicht über alle Zweifel erhaben und muss sich steigern. Um am Donnerstag in Bern auf die Erfolgsspur zurückzukommen brauche es “mehr harte Arbeit” und “mehr Kampf. Vielleicht kommt das Glück dann auch Mal auf unsere Seite”, so Hiller.

Klar ist: Die Bieler müssen sich in den nächsten beiden Spielen gewaltig steigern. Sonst hat ihn der Uhrenstadt schon bald die letzte (Playoff-)Stunde geschlagen.

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