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Bristen während Wochen nur über Notverbindung erreichbar

Die Bristenstrasse ist bis auf weiteres für den Verkehr gesperrt. 2003 war die Bristenstrasse nach einer Felssprengung waehrend laengerer Zeit gesperrt. Die Strasse musste daraufhin auf einem laengeren Abschnitt instandgestellt und neu gebaut werden. Keystone/URS FLUEELER sda-ats

(Keystone-SDA) Die kurvenreiche Strasse zwischen Amsteg und Bristen im Kanton Uri bleibt nach dem Erdrutsch vom späten Sonntagabend mehrere Wochen gesperrt. Für die Bevölkerung des von der Umwelt abgeschnittenen Bergdorfs wird eine Notverbindung hergestellt.

Überrascht worden seien sie vom Abrutsch der Strasse, sagte der Urner Baudirektor Roger Nager am Montagnachmittag in Amsteg vor den Medien. Glücklich aber, dass keine Menschen zu Schaden kamen. Einzig drei Personen mussten von der Feuerwehr aus blockierten Fahrzeugen in Sicherheit gebracht werden.

Es war Sonntagabend, kurz vor 22 Uhr, als ein rund zehn Meter langes Teilstück der Strasse zwischen Amsteg und Bristen oberhalb des dritten Kehrtunnels abrutschte und das darunterliegende Strassenstück verschüttete. Und zwar so stark, dass die Strasse bis auf weiteres nicht befahrbar ist, wie der Baudirektor sagte.

Für die 450 Einwohner des Bergdorfs ist somit der einzige Zufahrtsweg unpassierbar. Für die Behörden ist darum die Erschliessung des Dorfes und die Erstellung von Notmassnahmen prioritär. Die Bewohner werden am Montagabend in Bristen über das Ereignis informiert.

Im Maderanertal sei man krisenerprobt, sagte Hermann Epp, Präsident der politischen Gemeinde Silenen, welche die Dorfschaften Silenen, Amsteg und Bristen umfasst. Weil die Primarlehrer nicht hinauf konnten, fiel am Montag in Bristen die Schule aus. 13 Oberstufenschüler konnten nicht hinunter. Einige Pendler aber hätten ihren Arbeitsweg zu Fuss angetreten. “So schnell bringt man uns nicht aus der Fassung”, sagte Epp.

Notverbindungen werden geprüft

Trotzdem arbeiten die Baudirektion und die Gemeinde Silenen mit Hochdruck daran, eine Notverbindung zwischen Amsteg und Bristen herzustellen. Geprüft werden mehrere Varianten, unter anderem ein Shuttleservice mit Bussen sowie ein Fussweg.

Die beste Variante wäre laut Kantonsingenieur Stefan Flury die Wiederinbetriebnahme der stillgelegten Standseilbahn bei der alten Druckleitung des Kraftwerks Amsteg.

Für die Bewohner von Bristen wäre dies kein Novum: Bereits 2003 konnte das Bergdorf nach einer Felssprengung während rund zwölf Wochen nur mit dieser Standseilbahn erreicht werden. Sie wurde zu diesem Zweck aktiviert.

Damals musste die Strasse nach der Sprengung auf einem längeren Abschnitt instandgestellt und neu gebaut werden. Das nun am Sonntagabend abgerutschte Teilstück befand sich aber im alten Teil der Strasse, das 2003 nicht neu gebaut werden musste, betonten die Behörden.

Bereits am Montagmorgen wurde als Sofortmassnahme die Schadenstelle gesichert. Dies im Hinblick auf die im Kanton Uri angekündigten starken Niederschläge. Die medizinische Notversorgung wird durch die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) sichergestellt.

Die Ursache für den Erdrutsch wird noch untersucht. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um ein lokal begrenztes Ereignis, das aufgrund der starken Witterungs- und Temperaturschwankungen der vergangenen Tage auftrat. Der Kantonsingenieur sagte, dass in den vergangenen Wochen zwar Risse in diesem Bereich festgestellt wurden. “Dass das nun aber so rasch geht, davon ging niemand aus”, sagte er.

Debakel nach Sprengung

Bereits 2003 war in diesem Gebiet eine Sprengung nötig, weil ein Felskopf auf die Bristenstrasse zu stürzen drohte. Im Oktober 2002 waren im Fels Risse entdeckt worden.

Im März 2003 wurden rund 16’000 Kubikmeter Fels abgesprengt. Dabei wurde die Strasse von Amsteg ins Maderanertal stärker als erwartet beschädigt. Dies, weil das Trassee zum Teil sehr marod war.

Die Instandstellung der Bristenstrasse kostete dann mehr als doppelt so viel wie budgetiert, nämlich 9,6 statt 3,6 Millionen Franken. Die massive Kostenüberschreitung sorgte für ein politisches Erdbeben im Kanton Uri.

Es kam unter anderem so weit, dass sich der Urner Baudirektor Oskar Epp (CVP) bei den Regierungsratswahlen im Frühling 2004 selber aus dem Rennen nahm und damit die politische Verantwortung für das Debakel übernahm.

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