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Bund korrigiert Prognosen zur Entwicklung der AHV

(Keystone-SDA) Der Bundesrat geht davon aus, dass die Finanzierung der AHV länger gesichert ist als bisher angenommen. Dies wegen der starken Zuwanderung und der hohen Löhne. Die bisherigen Annahmen waren zu pessimistisch.

Um die Finanzierung der AHV langfristig zu sichern, seien nach wie vor Reformen nötig, sagte Sozialminister Didier Burkhalter am Mittwoch vor den Medien in Bern. Die Reformen könnten aber später erfolgen als bislang angenommen.

Stark korrigiert hat der Bund die Annahmen bezüglich der Zuwanderung. Bislang ging er davon aus, dass bis im Jahr 2030 pro Jahr durchschnittlich 15’000 Personen zuwandern würden. Im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2009 waren es aber 52’000 Personen. Neu rechnet der Bund nun damit, dass sich die Zuwanderung bis ins Jahr 2030 bei jährlich 40’000 Personen einpendeln wird.

Dämpfender Effekt der Zuwanderung

Eine starke Zuwanderung mildert das Problem, dass die Zahl der Rentnerinnen und Rentern stärker steigt als jene der Aktiven. Ohne Zuwanderung wäre die AHV bereits seit 1992 in den Roten Zahlen, sagte Yves Rossier, der Direktor des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV).

Unterschätzt hat der Bund aber nicht nur die Zuwanderung, sondern auch die Lohnentwicklung. Neu berücksichtigt er stärker, dass nicht nur die Löhne steigen, sondern dass der Strukturwandel in der Wirtschaft auch zu produktiveren und besser bezahlten Stellen führt, was die Einnahmen der AHV verbessert. Der Bund hat in seinen Berechnungen den sogenannten Strukturfaktor erhöht. Berücksichtigt wird ferner der Anstieg der Erwerbsquote.

Kritische Grenze 2025 erreicht

Auf Basis der neuen Annahmen geht der Bund davon aus, dass der AHV-Ausgleichsfonds ab etwa 2020 zu schmelzen beginnt und etwa 2025 unter die kritische Grenze von 50 Prozent einer Jahresausgabe fällt. Die Finanzierungslücke werde dann etwa 4,5 Milliarden Franken betragen, sagte Burkhalter.

Bei der letzten Prognose war der Bund davon ausgegangen, dass die kritische Grenze bereits zu Beginn der 2020er Jahre erreicht sein dürfte. Heute glaubt er, dass es bei günstigen Rahmenbedingungen auch bis 2030 dauern könnte.

Annäherung an Gewerkschaften

Burkhalter und Rossier räumten ein, dass sich die Annahmen des Bundes damit jenen der Gewerkschaften stark annähern, welche die Szenarien des Bundes schon länger als zu pessimistisch kritisieren. Auf die Notwendigkeit, den Strukturfaktor anzupassen, habe der Gewerkschaftsbund (SGB) die Bundesbehörden aufmerksam gemacht, sagte Rossier.

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