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Chinesischer Künstler Ai Weiwei festgenommen

(Keystone-SDA) Der bekannte chinesische Gegenwartskünstler Ai Weiwei ist auf dem Pekinger Flughafen von der Grenzpolizei festgenommen worden. Das sagte ein Mitarbeiter Ais der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Er bestätigte damit erste Nachrichten von Freunde des Künstlers über den Kurzmitteilungsdienst Twitter.

Ai Weiwei habe am Sonntag nach Hongkong fliegen wollen. Anschliessend habe die Polizei sein Studio in Peking durchsucht und acht Mitarbeiter festgenommen, sagte der Mitarbeiter. Das Studio sei von der Polizei abgesperrt worden. Beamte bewachten alle Eingänge.

Ai Weiwei selbst war am Sonntag nicht zu erreichen, sein Mobiltelefon war abgeschaltet. Der 53-Jährige hatte vor wenigen Tagen angekündigt, er wolle ein Studio in Berlin eröffnen, nachdem er in China immer wieder an der Ausstellung seiner Kunst gehindert wird.

Repressalien des Staats

Ai Weiwei sieht sich wegen seiner Kritik an der kommunistischen Führung der Volksrepublik regelmässig Repressalien ausgesetzt. Wegen eines Streits mit den Behörden wurde im Januar sein Luxus-Atelier in Shanghai abgerissen. Im Februar kam seine erste in China geplante Einzelausstellung nicht zustande.

Bereits kurz vor der Verleihung des Friedensnobelpreises an den inhaftierten Bürgerrechtler Liu Xiaobo in Oslo hatte China Ai Weiwei die Ausreise verweigert. “Ich war schon durch den Zoll und wurde am Flugsteig gestoppt”, hatte Ai Weiwei damals der Nachrichtenagentur dpa gesagt.

Seit Wochen geht Chinas Staatssicherheit hart gegen die kleine Bürgerrechtsbewegung vor. Die Pekinger Führung will damit ein Überschwappen der Revolte in der arabischen Welt verhindern.

Spektakuläre Installationen

Der 1957 geborene Ai Weiwei hat das als “Vogelnest” bekannt gewordene Olympiastadion in Peking mitentworfen, das die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron gebaut haben. Später disanzierte sich Ai Weiwei aber von der Propagandaschau um die Olympischen Spiele.

In Europa erregt Ai Weiwei immer wieder mit spektakulären Aktionen Aufmerksamkeit. So liess er einen vier Tonnen schweren Riesenfels auf dem Gipfel des 2995 Meter hohen österreichischen Dachsteins installieren.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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